Hamburg. Das Plakat in Eimsbüttel wirbt für eine Ausbildung bei der Bundeswehr. Politiker fordern Kampagnenstopp vom Senat. Auch Demo geplant.

Es hängt in luftiger Höhe und sorgt derzeit für jede Menge Gesprächsstoff: das Werbebanner am Sprungturm des Kaifu-Freibades in Hamburg-Eimsbüttel, das vor gut zwei Wochen dort angebracht wurde. Neben einem Kriegsschiff ist in großen Lettern zu lesen: „Karrieresprung – Marine kann Meer.“ Und: „Finde deinen Job bei der Marine.“

Gerade in diesen Tagen, an denen das beliebte Bad oft gut besucht ist, sind offenbar viele Badegäste darauf aufmerksam geworden. Und laut Peter Gutzeit, ehemaliges Mitglied der Linken in der Bezirksversammlung Eimsbüttel (heute parteilos), komme das Plakat bei vielen nicht gut an. Besucherinnen und Besucher hätten ihn über das Banner informiert, daraufhin habe er sich selbst ein Bild davon gemacht.

Bäderland Hamburg: Bundeswehr-Werbung im Kaifu-Bad sorgt für Kritik

„Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht“, sagt Gutzeit. „Ausgerechnet im friedensbewegten Eimsbüttel sollen Kinder und Jugendliche mit harmlos klingenden Transparenten für einen ‚Karriere-Sprung‘ begeistert werden.“ Und weiter: „Was eigentlich nur in ‚totalitären‘ Staaten üblich ist, dass für den Kriegsdienst bei Kindern und Jugendlichen geworben wird, soll im Kaifu-Schwimmbad Eimsbüttel jetzt ganz normal sein?“

Vor Ort habe er das Gespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesucht, die sich ebenfalls kritisch zu dieser Werbung geäußert hätten. Für Gutzeit ist die Lage klar: „Ich fordere die Verantwortlichen von Bäderland auf, diese Kriegswerbung aus den Augen unserer Kinder und Jugendlichen umgehend zu entfernen.“ 

Kaifu-Freibad: Politiker fordern Senat auf, die Kampagne zu beenden

Inzwischen schlägt das Thema immer höhere Wellen. Zum einen haben Kritikerinnen und Kritiker der Werbemaßnahme angekündigt, am Mittwochmittag um 11.45 Uhr vor dem Freibadeingang (zwischen Bundesstraße und Weidenstieg) zu demonstrieren. Zum anderen haben sowohl Stephan Jersch von den Linken als auch die fraktionslosen Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft Martin Dolzer, Metin Kaya und Mehmet Yildiz inzwischen eine Schriftliche Kleine Anfrage (SKA) zu dem Thema eingereicht.

In einem Schreiben betonen die zuletzt genannten SKA-Initiatoren: „Ein Schwimmbad dient dem Schwimmenlernen und dem Freizeitvergnügen. Im Kaifu-Freibad halten sich regelmäßig auch kleine Kinder und Jugendliche auf und sind dann zwangsläufig mit dieser zynischen Bundeswehrwerbung konfrontiert.“

Dabei sei eine Mehrheit der Menschen in diesem Land und in Hamburg „nach wie vor friedenstüchtig“, und regelmäßig würden sich Befragte mehrheitlich für Diplomatie statt Kriegseskalation aussprechen. „Um das zu verändern, unternehmen Bundeswehr und Verteidigungsministerium immer skurrilere Schritte und breit angelegte Werbekampagnen“, so Martin Dolzer. Seine Forderung: „Der Senat ist in der Verantwortung, die zynische Karriere-Sprung-Kampagne sofort zu stoppen, denn Bäderland ist in öffentlicher Hand.“

Bundeswehrkampagne laufe in Freibädern in ganz Deutschland

Bäderland-Sprecher Michael Dietel kann die Aufregung um das Werbebanner nicht verstehen. Zwar sei es das erste Mal, dass bei Bäderland für eine Ausbildung beim Militär geworben wird, allerdings handle es sich um eine bundesweite Kampagne, die derzeit in vielen Freibädern in ganz Deutschland laufe.

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Schon öfter sei der Sprungturm als Werbeplatz genutzt worden. Und einige Werbeanfragen seien in der Vergangenheit durchaus auch abgelehnt worden. „Wenn es zum Beispiel um politische Werbung geht oder um alkoholische Getränke, dann stellen wir den Platz nicht zur Verfügung“, so Dietel.

Bäderland-Sprecher: „Die Werbung ist wirklich sachlich“

In diesem Fall aber habe Bäderland keine Bedenken gehabt. „Es geht hier um eine Ausbildungsoffensive eines staatlichen Arbeitgebers, und dagegen ist aus Bäderland-Sicht nichts einzuwenden.“ Er betont außerdem: „Die Werbung ist wirklich sachlich und nicht im Ansatz tendenziös. Da wird nichts verherrlicht.“

Zudem hätten sich nur sehr wenige Badegäste mit Kritik an Bäderland gewandt. „Von allen Badegästen, die im Bad waren, seitdem das Banner hängt, haben sich gerade einmal 0,04 Prozent beschwert.“ Außerdem habe es durchaus auch Zuspruch gegeben. Wie bei jeder Werbeaktion gebe es auch bei dieser einen vereinbarten Zeitraum. „In diesem Fall wurde vertraglich vereinbart, dass das Plakat bis zum 8. August hängen wird.“