Hamburg. Wie modisch sind eigentlich unsere EM-Trikots? Eine, die das fachlich bewerten kann, ist die Hamburger Designerin Susanne Gröhnke.

  • Schnitte, Farben, Muster: Welche EM-Trikots sind ein Volltreffer?
  • Designerin Susanne Gröhnke über das DFB-Auswärtsleibchen: „Es ist ein Statement-Trikot“
  • Was der Hamburgerin an einem anderen Trikot gefällt.

Perfekte Pässe sehen Fans während der laufenden Uefa Fußball-Europameisterschaft, die auch in Hamburg ausgetragen wird, einige. Doch was ist mit perfekten Passformen? Welche EM-Trikots sind modisch ein Volltreffer und welche Nationen stehen mit ihren Leibchen eher im Abseits?

Die Hamburger Modedesignerin Susanne Gröhnke, die gemeinsam mit Telsche Braren seit knapp 30 Jahren das erfolgreiche Label Hello mit Boutique am Weidenstieg in Eimsbüttel führt, beurteilt exklusiv für das Hamburger Abendblatt die Trikots der teilnehmenden Länder unter modischen Gesichtspunkten. Wir verraten vorab: Deutschland geht in Führung, Frankreich scheidet zumindest mit einem Hemd aus.

EM 2024: Hamburger Designerin schwärmt vom deutschen Auswärtstrikot

Fußballfan Susanne Gröhnke (Lieblingsvereine: FC St. Pauli und Borussia Dortmund) verfolgt die EM genau, schaut „so gut wie jedes Spiel“. Und berufsbedingt achtet die Hamburgerin eben auch auf Schnitte, Farben, Muster. Doch welche Figur machen unter anderem ihre Lieblingsnationalspieler Toni Kroos und „Zauberlehrling“ Jamal Musiala auf dem Platz in „unseren“ Trikots? „Das weiße Heimtrikot ist natürlich ein Klassiker und dadurch aber auch weniger spannend.“

Susanne Gröhnke (r.) und Telsche Braren: Seit 1996 führen die beiden Freundinnen erfolgreich das Hamburger Modelabel Hello mit Boutique am Weidenstieg.
Susanne Gröhnke (r.) und Telsche Braren: Seit 1996 führen die beiden Freundinnen erfolgreich das Hamburger Modelabel Hello mit Boutique am Weidenstieg. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Das Auge der Designerin bleibt da schon eher an dem viel diskutierten Auswärtstrikot mit dem pink-lilafarbenen Verlauf hängen. „Das finde ich richtig gut“, lobt Susanne Gröhnke, „ein absoluter Volltreffer für Adidas!“ Und damit meint sie weniger die enorm hohen Verkaufszahlen, sondern die Gestaltung des „kleidsamen Shirts“. „Es ist ein Statement-Trikot, das in unsere moderne Zeit passt. Es steht für Diversität, Vielfalt, Offenheit. Auch weil es auf den ersten Blick keiner Nation zuzuordnen ist, unsere Farben kommen ja nicht vor. Das ist mutig, aber ein ganz selbstbewusstes Design. Es passt zu uns als Gastgeberland.“

Hamburger Designerin: Das bordeauxrote EM-Trikot der Belgier punktet mit Eleganz

Pink und Lila, die Töne seien früher als „Barbie-Farben“ verpönt gewesen, kaum ein Mann hätte sich freiwillig ein Hemd in dieser Farbe ausgesucht. „Jetzt sieht man diese Kombination auf den Schulhöfen, in den Biergärten. Das gefällt mir sehr.“ Grundsätzlich seien diese Farbtöne auch deshalb schön, weil „sie wirklich jedem Typen stehen, das ist selten“.

Favorit Deutschland. Doch wer qualifiziert sich sonst noch für das (modische) Finale? „Belgien“, sagt die Hamburger Designerin vom Label Hello, das sich für Ina Müllers Bühnenoutfits verantwortlich zeichnet, Kanzlergattin Britta Ernst und mitunter auch die „Tagesschau“-Sprecherinnen Susanne Daubner und Julia Niharika-Sen ausstattet. „Das belgische Heimtrikot in diesem Bordeaux-Ton sieht wahnsinnig elegant aus.“ Auch das Auswärtsshirt, ein hellblaues Polohemd mit weißem Kragen, sei gelungen. „Tolle Sommerfarbe, ein Gewinn auf dem Platz.“

Euro 2024: Belgien - Rumänien
Belgien ist für die Hamburger Designerin ein modischer Favorit. Hier machen Belgiens Spielmacher Kevin De Bruyne (l.) und Arthur Theate in den bordeauxfarbenen Trikots ihres Heimatlandes eine gute Figur. © DPA Images | Rolf Vennenbernd

Fußball-EM: Portugal und Italien sind auch modisch in der Favoritenrolle

Ebenfalls in einer Favoritenrolle – wenig überraschend – sind in Gröhnkes Augen Italien und das portugiesische Team rund um Superstar Cristiano Ronaldo. „Beide Teams setzen traditionell auf kräftige Farben, Italien auf dieses ikonische Blau und Portugal auf Rot, was ja jetzt zufällig ohnehin die Farbe des Sommers 2024 ist.“

Euro 2024: Türkei - Portugal
Portugals Superstar Cristiano Ronaldo und dessen Mannschaft haben ein traditionelles Rot – als Hemdfarbe. „Die Modefarbe des Sommers 2024“, sagt die Hamburger Designerin Susanne Gröhnke. © DPA Images | Bernd Thissen

Kleines modisches Foul der Italiener: die umstrittenen Sakkos der Trainerriege mit dem dicken ITALIA-Schriftzug auf dem Rücken. „Ich weiß nicht genau, was da schiefgelaufen ist“, sagt die Hamburger Designerin. „Die Italiener sind doch sonst so stilsicher. Aber diese taubenblauen Altherren-Wolljacken mit den dicken Blockbuchstaben, die sind für mich doch eher ein Eigentor.“

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EM 2024: Für Hamburger Designerin ist Kroaten-Trikot ein Flop

Doch welche Nationen scheiden aus? „Frankreichs Auswärtstrikot mit den Nadelstreifen und diesem überdimensionierten Hahn, das ist mir persönlich zu viel“, sagt Susanne Gröhnke. „Nadelstreifenhemden sind ja gut und schön, aber als Trikot gefällt mir das Muster nicht so.“

Euro 2024: Niederlande - Frankreich
Kein Volltreffer ist das Nadelstreifen-Trikot der Franzosen, sagt die Hamburger Designerin. „Auch der Hahn darauf ist zu groß.“ © DPA Images | Hendrik Schmidt

Ebenfalls „schwierig“ findet die Hamburger Designerin das Trikot der Kroaten, die ja nun leider unglücklich ausgeschieden sind: „Sympathische Mannschaft, aber dieses Schachbrettmuster... Hoher Wiedererkennungswert, aber die Spieler sehen in den Trikots leider ein bisschen aus wie Harlekine.“

Euro 2024: Kroatien - Albanien
Kroatiens Superspieler Luka Modric ist ein Sympathieträger. Doch die Trikots mit dem ikonischen Schachbrettmuster polarisieren. © DPA Images | Jens Büttner