Hamburg. Doch nicht alle bestätigen diesen Trend. Wie Behörden, Politik und Betreiber die Kita-Situation in dem Hamburger Bezirk einschätzen.

Viele Stadtteile im Bezirk Eimsbüttel sind dicht besiedelt, die Suche nach einem Kitaplatz erwies sich für Eltern in den vergangenen Jahren häufig als Herausforderung. Umso überraschender war vor Kurzem die Nachricht der Elbkinder – Hamburgs größter Kita-Betreiber –, dass die Nachfrage nach Kitaplätzen in dicht besiedelten, zentrumsnahen Stadtteilen wie etwa Eimsbüttel zurückgeht. Neben gestiegenen Kosten sei auch das ein Grund dafür, dass nun ein Personalabbau geplant sei.

Ist die Nachfrage nach Kita-Plätzen im vor allem bei Familien beliebten Bezirk Eimsbüttel gesunken? Der große Kita-Träger SterniPark bestätigt diese Entwicklung: „Tatsächlich gehen bei uns auch weniger Anfragen ein“, sagt Geschäftsführerin Leila Moysich. Auch Wartelisten führt SterniPark in Eimsbüttel derzeit nicht.

Kita Hamburg: SterniPark – für Familien mangelt es an bezahlbarem Wohnraum

Die Beobachtung der Elbkinder, dass Familien mit Kindern vermehrt ins Hamburger Umland ziehen, da Wohnraum dort oft günstiger und das Arbeiten von außerhalb durch Homeoffice-Optionen einfacher ist, teilt SterniPark ebenfalls. „Aus Rückmeldungen unserer Kita-Leitungen wissen wir, dass es für größere Familien an bezahlbarem, kindgerechtem Wohnraum mangelt“, sagt Moysich.

Bei kleineren Kita-Betreibern im Bezirk Eimsbüttel ist der Trend zur geringeren Nachfrage nach Kitaplätzen jedoch nur in Teilen spürbar. Die Kita Sonnenkinder (Fruchtallee) beispielsweise wirbt mit freien Betreuungsplätzen an ihrer Fassade, die Kitas der Studierendenwerke und der Diakonie Alten Eichen hingegen führen weiterhin Wartelisten.

Die Kita Sonnenkinder in Eimsbüttel wirbt mit freien Plätzen.
Die Kita Sonnenkinder in Eimsbüttel wirbt mit freien Plätzen. © Hamburger Abendblatt | Marlen Schubert

„Unsere Gruppen sind ausgelastet“, sagt Christina Karsten, Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätten Alten Eichen. „Aber die Finanzierung der Kita wird durch die gestiegenen Kosten immer schwieriger.“

Kita Hamburg: Im Bezirk Eimsbüttel ist die Zahl der Kitas gestiegen

Fakt ist, dass sich die Nachfrage nach Plätzen auf ein größer gewordenes Kita-Angebot im Bezirk Eimsbüttel verteilt: Nach Angaben des Statistikamts Nord nimmt die Zahl der Kindertagesstätten dort seit Jahren kontinuierlich zu. Während es im März 2019 noch 196 Kitas gab, waren es im Vergleichszeitraum 2022 bereits 208.

Die Sozialbehörde bestätigt auf Abendblatt-Anfrage, dass in diesem Jahr in ganz Hamburg 13 neue Kita-Projekte realisiert werden. Im Bezirk Eimsbüttel entsteht in Lokstedt eine neue Kita, in Niendorf wird eine bestehende Kita erweitert.

Kita Hamburg: Zahl der null- bis sechsjährigen Kinder leicht gesunken

Gleichzeitig registriert das Bezirksamt Eimsbüttel seit 2020 eine leicht sinkende Gesamtzahl der null- bis sechsjährigen Kinder – 2020 lebten 16.267 Kinder in dieser Altersgruppe im Bezirk, 2021 waren es 16.201 und 2022 „nur“ noch 15.957. Laut Bezirksamt hänge diese Entwicklung mit der Abwanderung von Familien und einer rückläufigen Anzahl an Geburten zusammen. Letzteres zeigen auch die Zahlen des Statistikamts Nord: 2020 wurden im Bezirk Eimsbüttel 2962 Geburten verzeichnet, im Jahr 2022 waren es 2705.

Das Bezirksamt weist jedoch auch darauf hin, dass der Betreuungsbedarf von 2021 auf 2022 laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts in ganz Hamburg gestiegen sei. So könne es also sein, dass auch im Bezirk Eimsbüttel „trotz des absoluten Rückgangs der Kinder im Krippen- und Elementaralter die Nachfrage nach einem Platz sogar gestiegen ist“, sagt Bezirkssprecherin Cornelia Rosenberg.

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Das wiederum spiegelt sich auch in der Zahl der Anträge für eine Gutschein-Betreuung wider. Die Sozialbehörde gibt an, dass die Anzahl dieser Anträge im Bezirk Eimsbüttel in den vergangenen Jahren nahezu gleich geblieben ist: 2020 waren es 12.013 Anträge, 2021 gab es 11.951 Anträge, und 2022 betrug die Anzahl 12.014. Das bedeutet: Obwohl weniger Kinder im Bezirk wohnen, ist die Nachfrage nach Kita-Plätzen von 2020 bis 2022 gleich hoch geblieben.

Dass die Nachfrage nach Kita-Plätzen gesunken sein soll, ist auch der Eimsbütteler Grünen-Bezirksfraktion neu. „Wir registrieren nur eine Häufung von Schließungen beziehungsweise eine Drohung von Schließungen in unserem Bezirk“, sagt der Fraktionsvorsitzende Ali Mir Agha. Er verweist auf Kita-Träger, die lange Wartelisten führen und weitere Standorte öffnen wollen. Die Fakten passten mit der Aussage der Elbkinder nicht zusammen, sagt er.

Manuela Pagels, Vize-Fraktionsvorsitzende der Linken in Eimsbüttel, weist zudem darauf hin, dass viele Kitas von auslaufenden Mietverträgen bedroht seien. Und: „Oft sind die Gruppen überfüllt, die Personaldecke ist dünn“, so die Linken-Politikerin.