Hamburg. Leitung spricht von „massivem Schädlingsbefall“. Das Gebäude müsse komplett saniert werden. 30 Eltern und ihre Kinder betroffen.

Die Nachricht kam überraschend und zur Unzeit: Vergangenen Freitag (15. Dezember) haben die Eltern von Kindern der KitaSchmusebacke an der Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel erfahren, dass die Kita bis auf Weiteres schließt und sie ab sofort keine Betreuung mehr haben. Eltern sprechen von einer „organisatorischen Katastrophe“.

Begonnen hatte die Geschichte offenbar damit, dass Kita-Leitung Jutta Lembke am 2. Dezember eine Maus in der Kita gesichtet haben will. Sie berichtete den Eltern per E-Mail davon, dass sie die Maus kurz gesehen und sie sich dann auf die Suche nach dem Tier begeben habe. Schließlich habe sie eine beschädigte Packung Haferflocken entdeckt.

Eimsbüttel: Kita – Maus wurde dem Gesundheitsamt gemeldet

Das Gesundheitsamt sollte dann informiert und ein Kammerjäger beauftragt werden. In dem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt, heißt es weiter: „Es tut uns furchtbar leid, aber so wie es aussieht, bleibt unsere Kita für zwei bis drei Wochen geschlossen.“

Für die 30 Eltern und ihre Kinder eine bittere Nachricht. „Zwei bis drei Wochen sind natürlich eine lange Zeit zum Überbrücken, aber wir haben es irgendwie hinbekommen und glaubten, dass es danach wieder normal weitergehen würde“, so Oliver Germer, einer der betroffenen Eltern.

Kita Osterstraße – Betrieb wird plötzlich komplett geschlossen

Laut Bezirksamt habe die Kita mit dem Schritt richtig gehandelt. Sprecher Kay Becker teilte mit: „Grundsätzlich ist es so, dass die Kita mit dem Hauseigentümer oder Vermieter die Bekämpfung klären muss. Die Kita hat augenscheinlich richtig reagiert und die Einrichtung zunächst geschlossen.“ Grundsätzlich sei das Vorkommen von Mäusen allerdings nicht meldepflichtig. Aus Sicht des Bezirksamts bestand kein weiterer Handlungsbedarf.

Das bestätigt auch die Sozialbehörde als Fachaufsicht der Hamburger Kitas: „Es ist in jedem Fall zu klären, wo die Mäuse herkommen, und dann zügig eine professionelle Bekämpfung zu starten, da Mäuse sonst schnell zu einem massiven Problem werden können“, so Sprecherin Anja Segert.

Es vergingen rund zwei Wochen, bis sich die Lage unerwartet zuspitzte. Am 15. Dezember erhielten alle Eltern eine E-Mail mit der Betreffzeile: „Betriebsschließung zum 18.12.2023, Kündigung der Betreuungsplätze zum 15.12.23“.

Eimsbüttel: Kita kündigt alle Betreuungsverträge – für Eltern ein Desaster

Oliver Germer konnte kaum glauben, was er da las: „(...) schweren Herzens müssen wir euch und Ihnen mitteilen, dass wir den Kita-Betrieb bis auf Weiteres einstellen müssen. Es werden umfangreiche Sanierungsarbeiten, die auch die abgehängten Decken betreffen, erforderlich sein. Wir kündigen daher alle bestehenden Betreuungsverträge.“

Germer sei – wie die anderen Eltern auch – aus allen Wolken gefallen. „Diese Situation ist für viele von uns ein Desaster. Es sind auch Eltern betroffen, die in Krankenhäusern arbeiten und nicht ins Homeoffice wechseln können. Andere sind alleinerziehend und wissen nun nicht, wie sie die Situation organisieren können. Und obendrauf kommt das alles auch noch kurz vor Weihnachten“, sagt der Vater.

Kita in Eimsbüttel schließt – Leitung: „Nager für Kleinkinder gefährlich“

Gegenüber dem Abendblatt teilte Kita-Leitung und Schmusebacke-Geschäftsführerin Jutta Lembke mit: „Eine Betriebsschließung ist selbstverständlich nichts, was wir uns wünschen oder was wir leichtfertig entscheiden.“

Man bedauere die Umstände sehr, die nun dazu geführt hätten. Die Firma, die die Analyse und Schädlingsbekämpfung durchführe, habe berichtet, dass es in vielen Restaurants, Supermärkten, Hinterhöfen Mäuse und Ratten gebe.

Weiter macht sie deutlich: „Nager sind Krankheitsüberträger und deshalb gerade für Kleinkinder gefährlich. Die aufgestellten Fallen sind giftig, und Kinder dürfen sich nicht in ihrer Nähe aufhalten.“

Kita in Eimsbüttel geschlossen – Eltern bekommen Adressen anderer Kitas

Die Analyse der Schwachstellen nehme laut Kita-Leitung Zeit in Anspruch. Zunächst würden nun Fallen aufgestellt und nach sieben bis zehn Tagen kontrolliert werden. „Dieser Vorgang wird zwei- bis dreimal wiederholt. Es konnten bereits einige Schwachstellen lokalisiert werden“, so Lembke.

Nach jetzigem Stand seien umfangreiche Arbeiten erforderlich. Das volle Ausmaß und die Kosten könne man allerdings noch nicht genau absehen, betont die Kita-Leiterin. Den Eltern habe sie Adressen von acht kleinen Kitas in der Nähe an die Hand gegeben, die alle freie Plätze haben.

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Eimsbüttel: Kita – Objekt muss wegen Schädlingsbefall saniert werden

Inzwischen ist auch das offizielle Kündigungsschreiben per Post gekommen. In dem Brief heißt es: „Ihr alle kennt die Probleme, die wir in unserer Kita Osterstraße derzeit erleben müssen. Mittlerweile müssen wir erkennen, dass diese Probleme nicht nur größer sind als ursprünglich angenommen, sondern auch jeden Tag weiter anwachsen.“

Der „massive Schädlingsbefall“ habe die Bausubstanz derart beschädigt, dass das ganze Objekt bis in die Grundmauern saniert werden muss.

In dem Kündigungsschreiben kommt offenbar ein weiterer Aspekt als wesentlicher Grund für Schließung hinzu. „Die Auslastung und der Fachkräftemangel bereiten uns schon lange große Sorgen“, sagt Lembke. In dem aktuellen Zusammenhang habe man sich auch die Wirtschaftlichkeit der Kita angeschaut. Und vor den „nunmehr anstehenden Problemen“ würden diese „Wirtschaftlichkeitsfragen“ eine neue Bedeutung bekommen. Man habe nunmehr den Entschluss gefasst, die Kita zu schließen.