Hamburg. Eine Elbkinder-Kita in Eimsbüttel erhält einen Neubau. Doch aus der Zwischenlösung während der Bauzeit wird nichts. Eltern empört.
- Die Elbkinder-Kita Armbruststraße in Hamburg-Eimsbüttel muss von jetzt auf gleich schließen.
- Die eigentlich geplante Auslagerung in Wohncontainer kann nicht wie geplant stattfinden.
- Auch angrenzende Flächen stehen nicht zur Verfügung – jetzt hat die Kita ein Problem.
Eigentlich sollte es für die Eltern der Elbkinder-Kita Armbruststraße in Hamburg-Eimsbüttel ein gutes Jahr werden: Die Kindertagesstätte, in der momentan 120 Kinder betreut werden, erhält einen Neubau – der Start des Bauprojekts war ursprünglich im Herbst 2024 geplant, nun ist der Sommer 2025 anvisiert.
Doch Anfang des Jahres kam die Hiobsbotschaft: Die Auslagerung in Wohncontainer, die für die Bauzeit vorgesehen war, kann nicht wie geplant stattfinden. Der Betrieb der Kita muss also während der zweijährigen Bauzeit eingestellt werden.
Kita Hamburg: Elbkinder-Standort in Eimsbüttel benötigt dringend einen Neubau
Aber zurück zum Anfang: Schon seit mehreren Jahren plant die Hamburger Vereinigung Elbkinder, die 2024 Schließzeiten einführt, auf dem bisherigen Gelände der Kita an der Armbruststraße einen Neubau. Die Modernisierung beschreibt der städtische Träger als „zwingend notwendig“.
Auch eine Vergrößerung des Standortes ist vorgesehen. Für den Übergang sollten die 120 Kinder eigentlich auf angrenzenden Flächen in Wohncontainern untergebracht werden. Der Zeitplan sah vor, dass der Standort zum Herbst 2024 in die sogenannte Auslagerung geht. Doch vor Kurzem erreichte die Eltern ein Schreiben, in dem der Kita-Träger darüber informierte, dass die jahrelange Suche nach einem geeigneten Platz ins Leere geführt habe.
Elbkinder-Kita in Eimsbüttel schließt: Außengelände nicht für Auslagerung geeignet
Angrenzende Flächen stünden nicht zur Verfügung, und das Außengelände der Stätte sei wegen des alten Baumbestands der Kita nicht geeignet, sagte eine Elbkinder-Sprecherin auf Anfrage des Abendblatts, dem das Schreiben an die Eltern vorliegt.
Viele Flächen in der Umgebung seien geprüft worden, darunter auch Schulflächen. Doch durch steigende Schülerzahlen benötigten die Schulen ihre Flächen selber. „Unsere jahrelange Suche nach alternativen Arealen im Stadtteil hat ergeben, dass in zumutbarer Entfernung keine geeignete Ausweichfläche zur Verfügung steht“, so die Elbkinder-Sprecherin weiter.
Kita Hamburg: Elbkinder – „Kinder werden auf die Straße gesetzt“
In dem Brief, den die Eltern am 4. Januar 2024 erhalten haben, heißt es: „Konkret bedeutet dies für Sie, dass wir den Betrieb in der jetzigen Kita Armbruststraße zwar derzeit fortsetzen, aber dann leider zum 31. Juli 2025 beenden werden.“
Mit dieser Nachricht überraschte der städtische Träger die betroffenen Familien. „Wir mussten also erfahren, dass unsere Kinder in einem Jahr auf die Straße gesetzt werden“, sagt eine betroffene Mutter dem Abendblatt. Im Gespräch möchte die 31-Jährige anonym bleiben – zu groß sei die Sorge, die Öffentlichmachung könnte sich auf ihre erneute Kitaplatz-Suche auswirken.
Sie hat eine Tochter im Krippenbereich an der Armbruststraße, in diesem Jahr stünde ein Wechsel in den Elementarbereich innerhalb der Kita an. Auch eine weitere Mutter (36) erklärt: „Wir sind unfassbar traurig“ – auch sie hat eine Tochter im Krippenalter.
Kita in Eimsbüttel schließt während zweijähriger Bauzeit – Eltern in Sorge
Damals hatten sich die beiden Mütter ganz bewusst für die Kita an der Armbruststraße entschieden: Beide arbeiten in Vollzeit, wie in allen Elbkinder-Kitas ist eine Betreuung an der Armbruststraße von 6 bis 18 Uhr gewährleistet. Einen passenden Ersatz zu finden, scheint schwierig.
„Es herrscht langsam ein bisschen Panik unter den Eltern, dass es nicht genügend Kitaplätze in der Umgebung mit diesen Betreuungszeiten gibt“, sagt die 36-Jährige. Und auch sie sei besorgt, dass ihre Tochter keinen vernünftigen Platz in einer Kita bekomme, in der die Betreuungszeiten zu ihren Arbeitszeiten passten.
Kita Hamburg: Elbkinder-Standort in Eimsbüttel – Baustart verschoben
Um die Suche nach einer alternativen Kita länger zu ermöglichen, hat der Träger den Baustart nun verschoben: Erst im August 2025 sollen an der Armbruststraße die Bagger anrollen – bis dahin soll der reguläre Kitabetrieb weiterlaufen.
Für die Kinder, die bis dahin noch nicht aus dem Kita-Alter herausgewachsen sind, bemühe man sich, in benachbarten Elbkinder-Kitas Möglichkeiten zu schaffen, so die Elbkinder-Sprecherin. Ein wirklicher Trost für die Eltern scheint das jedoch nicht zu sein. „Wir haben in anderen Elbkinder-Kitas schon nachgefragt und vereinzelt das Signal bekommen, dass kaum Platz ist“, erzählen die beiden Mütter.
Kita Armbruststraße in Eimsbüttel: Fachkräfte sollen umverteilt werden
Und nicht nur alleine wegen ihrer Kinder seien die Eltern in Sorge: „Ich gebe mein Kind wirklich ungern ab, aber die Betreuung in der Kita Armbruststraße ist toll. Die Kinder wollen manchmal gar nicht mehr nach Hause, so wohl fühlen sie sich dort“, sind sich die beiden Frauen einig.
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Rund 30 pädagogische Fachkräfte arbeiten an der Armbruststraße, nach und nach sollen sie auf andere Elbkinder-Kitas verteilt werden. Neue Kinder würden jetzt nicht mehr eingewöhnt, teilte die Elbkinder-Sprecherin mit.
Kita Hamburg: Elbkinder-Kita schließt für zwei Jahre – Eltern suchen Alternative
Doch: „Die Frustration ist dort so groß und eine so hohe Belastung, dass manche Pädagoginnen und Pädagogen kündigen“, so die 31 Jahre alte Mutter. „Wie kann man mit den Erzieherinnen und Erziehern, die jeden Tag alles für unsere Kinder, unsere Zukunft geben, so umgehen? Kann sich ein Sektor, dem es so an qualifiziertem Personal fehlt, das erlauben? In meinen Augen nicht“, macht sie ihrem Ärger Luft.
Und wie es nun weitergeht? Nach dem Baustart im August 2025 soll der Neubau circa zwei Jahre später fertig werden. Die beiden Mütter suchen bereits jetzt schon nach Alternativen für dieses Jahr. Eine Rückkehr an die Armbruststraße, wenn der Neubau einmal fertig ist, sehen sie jedoch nicht vor: Sie wollen ihren Kindern nicht noch einen weiteren Wechsel zumuten.