Hamburg. Erst 2015 wurde das Gebäude an der Schule in Hoheluft-West eingeweiht, aber es gibt schon Schäden. Das hat weitreichende Folgen.

Es ist ein Schock für Eltern, Lehrer und Schüler: Am Gymnasium Hoheluft an der Christian-Förster-Straße in Hoheluft-West zeigen sich tiefe Risse in der Fassade – offenbar sind die Arbeiten am Neubau vor gut acht Jahren mangelhaft ausgeführt worden. Nun muss die Fassade des beliebten Ganztagsgymnasiums an mehreren Stellen erneuert werden.

„Dieser Eingriff ist leider unvermeidlich und temporär mit Bautätigkeiten und Lärm verbunden“, heißt es in einer Mitteilung von Schulbau Hamburg an die Schulleitung. „Selbstverständlich planen wir die Arbeiten so, dass nur eine minimale Belastung für die Schülerinnen und Schüler sowie das Kollegium entsteht.“

Schule Hamburg: Baumängel am Neubau – Kinder müssen umziehen

Für die Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer bestehe trotz der Baumängel demnach keine Gefahr, steht in dem Schreiben. „Das Gebäude ist vollumfänglich abgesichert und wird in regelmäßigen Abständen von externen Architekten begutachtet.“

Derzeit werde die Fassade genauer untersucht und auch die Fassadenstatik geprüft. „Unser Ziel ist nun, eine Fassade zu bauen, die sehr langlebig ist.“ Aktuell ist geplant, die notwendigen Arbeiten in den Sommerferien zu starten. Bis Ende Januar 2025 soll die Fassade dann erneuert sein.

Das Gymnasium Hoheluft an der Christian-Förster-Straße – hier ist der Altbau zu sehen –, der Neubau ist direkt daneben.
Das Gymnasium Hoheluft an der Christian-Förster-Straße – hier ist der Altbau zu sehen –, der Neubau ist direkt daneben. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Damit in dieser Zeit der Unterricht ohne Lärmbelästigung und andere Störungen stattfinden kann, wird ein Teil der Schüler mindestens für ein halbes Jahr an einem alternativen Standort unterrichtet. Genauer: Rund 400 Schüler und Schülerinnen der 5. bis 8. Klassen werden während der Fassadenerneuerung an den leer stehenden Standort Telemannstraße umziehen.

Gymnasium Hoheluft muss teilweise nach Eimsbüttel umziehen

Die rund 350 Schüler und Schülerinnen der 9. bis 12. Klassen ziehen in dieser Zeit in den Altbau am Standort Christian-Förster-Straße. Die Telemannstraße sei vom Gymnasium Hoheluft innerhalb von fünf Minuten per Rad oder 15 Minuten zu Fuß gut zu erreichen.

Vor gut neun Jahren wurde das Gymnasium Hoheluft an der Christian-Förster-Straße gegründet. Schon damals war Pia Brüntrup Schulleiterin, hier steht sie vor dem Altbau (Archivbild).
Vor gut neun Jahren wurde das Gymnasium Hoheluft an der Christian-Förster-Straße gegründet. Schon damals war Pia Brüntrup Schulleiterin, hier steht sie vor dem Altbau (Archivbild). © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Schulleiterin Pia Brüntrup äußert in einem Schreiben an die Eltern ihre Sorgen, versucht aber auch Zuversicht zu verbreiten: „Eigentlich sollte man seufzen und sagen: endlich. Allerdings mag ich mir gerade nicht vorstellen, was das für uns bedeutet. Man hat mir mitgeteilt, dass die gesamte Fassade abgenommen und eine beträchtliche Zahl von Verankerungen angebracht werden muss, bevor dann die neue Fassade wieder aufgebaut wird. Kurz gesagt: nachher wie vorher, nur heile.“

Schule Hamburg: Auf das Gymnasium Hoheluft kommt viel Arbeit zu

Da die Lärmbelästigungen durch notwendige Bohrungen enorm sei, sei der übergangsweise Umzug an einen anderen Schulstandort ein Glücksfall. Doch der Umzug bedeutet für die Schulgemeinschaft inklusive Lehrer auch jede Menge zusätzlicher Arbeit.

Pia Brüntrup gegenüber dem Abendblatt: „Die Möglichkeit, in die Telemannstraße auszuweichen, ist ein Segen.“ Auch wenn die Schule dort völlig leer ist. Das Klassenmobiliar wird daher umziehen. „Anderes müssen wir uns irgendwie beschaffen, zum Beispiel die Ausstattung für ein zweites Schulbüro. Bei der Möblierung erhalten wir tolle und ganz pragmatische Unterstützung von unserem Nachbarn, dem Unternehmen Beiersdorf. Das ist großartig.“

Die jüngeren Kinder sollen möglichst an der Telemannstraße mittags essen

Die Räumlichkeiten an der Telemannstraße geben es allerdings nicht her, dass dort mehr als der fünfte Jahrgang mit Mittagessen versorgt wird. Pia Brüntrup: „Das bedeutet: Die Kinder müssen für das Mittagessen zum Ganztagsgymnasium in die Christian-Förster-Straße gehen oder fahren.“

Die jüngeren Kinder dagegen sollen am Standort Telemannstraße Mittag essen können: „Damit unsere Jüngsten möglichst nicht pendeln müssen“, so Pia Brüntrup. Es sei geplant, den Mensabetrieb im Neubau aufrechtzuerhalten.

Ob die Sporthalle an der Telemannstraße genutzt werden kann, werde zurzeit noch geprüft. „Die Sporthalle im Neubau am Standort Christian-Förster-Straße soll die ganze Zeit gewährleistet sein“, so die Schulleiterin.

Gymnasium Hoheluft: Neubau der Schule wurde erst 2015 eingeweiht

„Wir werden das Pendeln zum Mittagessen mit den Klassen aus Jahrgang sechs und sieben gut vorbereiten und die Polizei um Unterstützung bei der Einweisung bitten. Mit dem Fahrrad ist man in rund sechs Minuten dort, zu Fuß braucht man nicht länger als 15 Minuten“, so Brüntrup.

Die nun anstehende Sanierung des Neubaus ist für die Schulgemeinschaft des 2012 gegründeten Gymnasiums ein großer Einschnitt. Erst im Sommer 2015 wurde der 17,3 Millionen Euro teure dreigeschossige Neubau mit Frischeküche, Essbereich, Aula, Unterrichts- und Fachräumen sowie zwei neuen Zweifeldsporthallen eingeweiht.

Schule Hamburg: Gerüste sichern seit vier Jahren bröckelnde Fassade

Aber so richtig rund lief es seitdem nicht: Bereits im Frühjahr 2020 wurden zur Sicherung der Fassade Gerüste aufgestellt. Und erst in diesem Jahr sollen die Sanierungsarbeiten tatsächlich umgesetzt werden. Pia Brüntrup versucht, das Beste aus der Situation zu machen, und fügt ironisch hinzu: „Herausforderung und Lernen passen gut zusammen. Gern würden wir uns die Herausforderungen aber in Zukunft selbst aussuchen.“

Maren Hotz aus dem Vorstand des Elternrats sieht die Bauarbeiten zunächst gelassen: „Grundsätzlich ist es natürlich sehr ärgerlich, dass die Fassade am Neubau überhaupt saniert werden muss und die Gerüste seit vier Jahren stehen und der Schulhof seitdem nicht vollständig nutzbar ist. Aber unsere Erfahrung mit bisherigen Unwegsamkeiten an der Schule zeigt, dass das Beste aus schwierigen Situationen gemacht wird.“

Die Organisation und Kommunikation seitens der Schulleitung sei immer sehr gut. „Und wir sind sicher, dass auch diesmal alles gut laufen wird“, so Hotz.

Schule Hamburg: Elternrat fordert flexible Lösungen bei Abschlussprüfungen

Der Elternrat fordert allerdings, dass bei den Prüfungen zum mittleren Bildungsabschluss (MSA) nach Klasse 10 und beim Abitur aufgrund der Umstände Rücksicht genommen wird, und hofft, dass die Schulbehörde das Gymnasium Hoheluft bestmöglich unterstützt. „Sei es bei den Umzügen, der Aufrechterhaltung des Schulbetriebs während der Sanierung oder bei flexiblen Lösungen für die Prüfungen in Jahrgang 10 und 12“, so Maren Hotz.

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Wie gravierend der Baulärm sein wird, weiß noch niemand. „Allerdings wäre es ein Nachteil für unsere Schüler und Schülerinnen, wenn die Baustelle die Prüfungsvorbereitungen stark beeinträchtigen würde. Insofern wäre es schön, wenn auch für diese mögliche Situation eine Lösung gefunden werden würde“, sagt Hotz.

Offensichtlich wurde beim Neubau damals nicht sorgfältig gearbeitet – liegt also Pfusch am Bau vor? „Diese Baumängel sind nicht normal“, so Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde. „Es handelt sich um Baumängel, die im Rahmen des Neubaus entstanden sind. Ersatzmaßnahmen, Kosten und Verantwortlichkeiten werden derzeit gutachterlich geklärt.“

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