Hamburg. Der älteste Sportler ist 83 Jahre alt, der jüngste wenige Wochen: Was das Fitnessstudio in Eimsbüttel zum Vorreiter macht.

Das älteste Mitglied ist 83 Jahre alt, die Jüngsten machen bei der Rückbildung mit ihren Müttern mit. Das Phänomen Kaifu-Lodge in Hamburg-Eimsbüttel: Es ist ein Fitnessstudio, das Generationen verbindet.

Woanders gibt es Ärger um Schimmel und viele Beschwerden, hier in dem inhabergeführten Studio geht es besonders familiär zu – und das seit mehr als 40 Jahren. Wer und was steckt dahinter?

Kaifu-Lodge in Hamburg-Eimsbüttel: Ältestes Mitglied seit der Eröffnung dabei

Jürgen Wiese ist wohl am längsten Mitglied in dem Eimsbütteler Fitnessstudio. Als der Inhaber Michael Grau (77) die Kaifu-Lodge – zunächst vor allem als Squashcenter – Ende 1982 eröffnete, trat der heute 83 Jahre alte Jürgen Wiese ein; in der Kaifu-Lodge ist er „nur“ Jürgen, weil man sich hier duzt.

Kaifu-Lodge
Mit 83 Jahren das wohl älteste Mitglied in der Kaifu-Lodge: Jürgen Wiese – er ist seit der Eröffnung des Fitnessstudios dabei. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Und noch immer geht der Kapitän aus Harvestehude drei- bis viermal in der Woche zum Training. „Für die Ausdauer mache ich Spinning, für die Kraft gehe ich an die Geräte“, sagt er. Im Sommer ist er vor allem an den Wochenenden in der Kaifu-Lodge, weil er die Woche über in Grömitz an der Ostsee Ausflugsdampfer fährt.

Kaifu-Lodge bietet auch den ersten Sport nach der Geburt

Während Jürgen oben beim Spinning schwitzt – das ist Ausdauersport auf stationären Rädern –, strampeln einige Stockwerke tiefer Babys auf Matten. 17 Mütter sind gekommen, um ihren Körpern nach der Geburt bei der Rückbildungsgymnastik etwas Gutes zu tun.

So wie Lina Karow mit dem zehn Wochen alten Mio. Der erste Sport nach der Geburt. „Sonst mache ich hier Yoga und Deepwork, gehe gern schwimmen“, sagt die 33-Jährige. Vor der Geburt ihres Sohnes hat Karow in der Kaifu-Lodge Schwangerschaftsgymnastik gemacht.

Kaifu-Lodge
Lisa Schönberg geht mit ihrer 13 Wochen alten Tochter Milla-Henni zur Rückbildungsgymnastik in die Kaifu-Lodge. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Viele Generationen kommen hier jeden Tag zusammen, Ältere wie Jürgen Wiese, Babys wie Mio, Teenager, Mütter, Väter, Familien mit Kindern, die in Kinderkursen Ballett oder Hip-Hop-Workshops machen. Es ist ein Fitnessstudio, das als Vorreiter gilt, weil einige Trends hier in Eimsbüttel entstanden sind.

„Kaifu-Lodge in schnelllebiger Fitnessbranche weltweit einzigartig“

„In der schnelllebigen Fitnessbranche ist die Kaifu-Lodge weltweit einzigartig“, sagt Kevin Nafar aus der Geschäftsleitung. Er ist das Gesicht des Fitnessstudios und täglich dort zu sehen. Er war weltweit unterwegs, auch in dem Studio in Los Angeles, in dem Sylvester Stallone trainiert. Und doch sei die Kaifu-Lodge am schönsten, etwas Besonderes. Das sagt er nicht nur, weil er dort arbeitet.

Anfang 1980 war die Kaifu-Lodge der erste Fitnessclub Deutschlands, der multifunktional angelegt war: Das Squashcenter bot eine direkte Anbindung an das Frei- und Hallenbad des Kaifu-Bads. Diese Kooperation mit Bäderland ist einmalig.

Kaifu-Lodge in Eimsbüttel: In vielen Bereichen liegt sie deutschlandweit vorn

Die Liste der Errungenschaften aus Hamburg-Eimsbüttel ist lang. „Die Kaifu-Lodge ist in vielen Bereichen Trendsetter“, sagt Kevin Nafar und zählt auf:

  • In der Kaifu-Lodge gab es demnach deutschlandweit die ersten Aerobickurse.
  • Hier wurde das Kurskonzept Bauch-Beine-Po (kurz BBP) entwickelt und so benannt.
  • Die Kaifu-Lodge war der erste Club in Europa, in dem die Mitglieder mit Codekarten samt Magnetstreifen ein- und auschecken konnten.
  • Die bargeldlose Zahlung im Restaurant wurde bereits in den 1980er-Jahren eingeführt.
  • Bereits in den 1980er-Jahren gab es in der Kaifu-Lodge funktionelles Training. Dabei werden mehrere Muskelgruppen gleichzeitig effektiv trainiert.
  • In Eimsbüttel wurden diverse Kursformate erstmals in Deutschland angeboten, zum Beispiel Slide (mit einer Matte, auf der man gleitet), Complete Body Workout (Training für den gesamten Körper), NIA (mit Elementen aus Tanz und Yoga), Spinning, Bauch pur, Technorobics (Kombi aus Techno und Aerobic) und Pole Dance.
  • Diese Formate gab es europaweit zuerst in der Kaifu-Lodge: Yoga, Pilates, Tae Bo (mit Elementen aus Kampfsportarten) und aktuell Deepwork (dabei werden Mobilisation und Beweglichkeit aktiviert samt Cardio- und Kraftübungen).
  • Die Kaifu-Lodge war in den 1990er-Jahren der erste Club in Deutschland mit Internet-Zugang an Trainingsgeräten.
  • Bereits in den späten 1980er-Jahren verfügte der Fitnessclub über Fernseher und Tonanschlüsse im Cardiobereich.

Als Inhaber Michael Grau – leidenschaftlicher Squashspieler – die Kaifu-Lodge gründete, war das Konzept innovativ. Auf 2000 Quadratmetern mit 18 Squashcourts und zehn Kursen fing es an. Heute trainieren die Hamburger in der Kaifu-Lodge in Eimsbüttel auf mehtr als 7000 Quadratmetern und haben die Wahl zwischen 285 Fitnesskursen. Squash ist immer noch präsent, allerdings nur noch auf sieben Plätzen.

Ein riesiges Kursangebot haben inzwischen auch andere Anbieter, wie zum Beispiel der Eimsbütteler Turnverband (ETV) – dort haben die Sportbegeisterten die Wahl zwischen 304 Kursen.

Eimsbüttel: Neuster Trend in der Fitnessbranche ist Hyrox

Der neueste Trend in der Branche ist Hyrox, unter anderem vom Hamburger Hockey-Idol Moritz Fürste entwickelt. „Das ist mittlerweile der erste weltweite Fitnesswettbewerb, eine Art Fitness-Olympiade“, sagt Kevin Nafar. Dafür gibt es in der Kaifu-Lodge eine eigene „Hyrox-Box“, einen puristisch gehaltenen, dunklen Trainingsraum.

Sie leiten die Kaifu-Lodge in Eimsbüttel (v. l.): Birgit Wenzel, Gründer und Inhaber Michael Grau und Kevin Nafar.
Sie leiten die Kaifu-Lodge in Eimsbüttel (v. l.): Birgit Wenzel, Gründer und Inhaber Michael Grau und Kevin Nafar. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Gewichte ziehen, Medizinbälle werfen und laufen – das sind Anforderungen beim „Hyrox Fitness Race“. Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde diese Trendsportart in der Kaifu-Lodge, sagt Nafar. Neu sind Kurse für Best Ager ab 60 Jahren und Kleingruppen-Training.

Kaifu-Lodge in Eimsbüttel für viele Mitglieder ein zweites Wohnzimmer

Und doch ist die Einrichtung an der Bundesstraße für viele mehr als nur ein Fitnessstudio. Es werden Partys gefeiert, im Restaurant gibt es regelmäßig Brunch, für viele Mitglieder ist die Kaifu-Lodge ein zweites Wohnzimmer. Während des Gespräches mit Michael Grau und Kevin Nafar sitzt eine Gruppe Mütter mit ihren kleinen Kindern am Nebentisch, am Tresen werden die ersten Biere getrunken, unten auf den Squashplätzen fliegen die Bälle.

Kaifu Parkplatzbanner
Die derzeitige Werbekampagne der Kaifu-Lodge weist auf das Thema Vielfalt hin. © Kaifu | Kaifu

Es ist eine Gemeinschaft, wenn auch nicht mehr eine so kleine und gemütliche wie in den Anfangsjahren. „Es ist schon anonymer geworden“, sagt Jürgen Wiese. Kurz darauf wird er von einem ebenfalls älteren Bekannten auf der Trainingsfläche mit Handschlag begrüßt, Kaifu-Mitarbeiterin Coco umarmt ihn zur Begrüßung. Herzlich geht es zu.

Kaifu-Lodge in Eimsbüttel: Ständig wird modernisiert und erneuert

Stillstand gibt es in der Kaifu-Lodge nicht. „Man muss ständig modernisieren und investieren“, sagt Inhaber Michael Grau. Zuletzt wurde die Lüftung während Corona neu gebaut, die Duschen und der Saunabereich wurden erneuert.

Einmal Kaifu-Lodge, immer Kaifu-Lodge – das gilt für viele Mitglieder ebenso wie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Es gibt wenig Fluktuation“, sagt Grau. Viele Sportwillige fahren durch ganz Hamburg, um hier zu trainieren.

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Kevin Nafar: „Wir haben Mitglieder, die der Postleitzahl nach gar nicht in Hamburg leben.“ Trainerinnen wie Anna oder Petra sind schon seit 30 Jahren dabei. „40 Prozent der Mitarbeiter sind schon länger als 25 Jahre dabei.“

Kaifu-Lodge bietet am Revival-Day Kurse aus den 1980er-Jahren

Mit ihnen plant Kevin Nafar einen Revival-Day. Einen Tag, an dem die langjährigen Trainer Kurse anbieten wie in den 1980er- und 1990er-Jahren. Das heißt konkret: Aerobic kommt zurück, ebenso wie Technorobic, Zirkeltraining und Super Sweat – letzteren Kurs muss Nafar selbst leiten, so wie früher in seiner Anfangszeit in der Kaifu-Lodge. Fit genug ist er.

Auch Nichtmitglieder können übrigens am Sonnabend, 27. Januar, beim Tag der Rückengesundheit für 15 Euro Kurse rund um den Rücken besuchen – von 10 bis 16.15 Uhr.