Hamburg. Insolvenzverwalter sucht Nachfolger für die bekannte Adresse. Interesse von namhaften Hamburger Gastronomen offenbar groß.
Auf der Internetseite des Restaurants Brodersen an der Rothenbaumchaussee stehen noch Spargelgerichte und frische Erdbeeren mit Vanilleeis und Sahne. Doch in dem einst so beliebten Lokal in Hamburg-Rotherbaum wird schon seit einiger Zeit nichts mehr serviert. Es steckte schon etwas länger in Schwierigkeiten.
Am 1. Januar 2024 wurde nun gegen die Restaurant Brodersen GmbH wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung das Insolvenzverfahren eröffnet. Das bestätigte der Hamburger Rechtsanwalt Matthias Wolgast von der Kanzlei Münzel & Böhm in Hamburg, der zum Insolvenzverwalter bestellt wurde, dem Abendblatt.
Restaurant Hamburg: Insolvenzverfahren gegen Kultlokal Brodersen eröffnet
„Das Brodersen hat eine Toplage, einen guten Ruf und ist gut etabliert. Wir sind mit Nachdruck dabei, eine Lösung zu finden – möglichst zeitnah, damit der Traditionsbetrieb weitergeht“, hatte Wolgast dem Abendblatt noch im November gesagt, nachdem er bereits zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden war.
Restaurant in Rotherbaum war bekannt für bodenständige Gerichte
Das Restaurant im Souterrain einer Jugendstilvilla war bekannt für bodenständige Speisen wie klassisch deutsche Gericht. Das Brodersen, zu dem auch noch ein großer Garten zur Rothenbaumchaussee hin gehört, warb damit, frische Produkte aus der Region zu verarbeiten. Für die Bratkartoffeln kamen demnach Heidekartoffeln in die Pfanne, die Fleischsülze stammte aus dem Alten Land, und für die Krabbengerichte wurden Büsumer Krabben aufgetischt. Doch die schwierige Zeit während der Corona-Pandemie setzte dem Betreiber zu.
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Der Insolvenzverwalter ist aber sehr zuversichtlich, dass es eine zeitnahe Lösung für das Lokal geben wird. „Ich habe intensiv am Brodersen 2.0 gearbeitet und schon viele Interessenten durchgeführt. Das Interesse war sehr groß, allerdings wollen die meisten Interessenten Nachbesserungen am Pachtvertrag“, sagte Wolgast dem Abendblatt.
Namhafte Hamburger Gastronomen interessieren sich für Standort
Der Rest-Pachtvertrag habe nur noch eine Laufzeit von drei Jahren. Er habe aber die Radeberger Gruppe, die der Zwischenvermieter sei, schon ins Boot geholt und eine Vereinbarung darüber geschlossen, dass man gemeinsam eine Lösung finden wolle.
„Die haben auch schon mit ein paar Interessenten gesprochen, die sehr vielversprechend sind. Da sind namhafte Hamburger Gastronomen dabei. Und die gehen davon aus, dass das kurzfristig über die Bühne gehen kann“, so der Insolvenzverwalter. Namen dürfe er aber nicht nennen.
Gastronomie: Weitere Restaurants in Hamburg sind derzeit von der Insolvenz betroffen
Wie berichtet, sind auch weitere Restaurants derzeit von der Insolvenz betroffen. In einer Studie vom Ende November hatte der Hamburger Finanzinformations-Dienstleister Crif bundesweit einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen in der Gastronomie prognostiziert. In Hamburg sei der Anteil der gefährdeten Betriebe mit 13,3 Prozent sogar besonders hoch, hieß es. Crif sah 412 Gaststätten und Restaurants in der Hansestadt finanziell auf der Kippe.