Hamburg. Empörung nach der Entscheidung einer Lokstedter Kita, auf eine Tanne zu verzichten. So handhaben es andere Einrichtungen.
Die Entscheidung einer LokstedterKita* in diesem Jahr „im Sinne der Religionsfreiheit“ auf einen geschmückten Weihnachtsbaum zu verzichten, hat Verwunderung bis Empörung ausgelöst – unter den Eltern, deren Kinder die Einrichtung besuchen, aber auch unter zahlreichen Abendblatt-Lesern. Viele Zuschriften haben uns zu diesem Streitthema erreicht.
Auch die Frage, wie eigentlich andere Hamburger Kitas, die sich als religiös ungebunden verstehen, das Weihnachtsfest feiern, wurde gestellt. Leila Moysich, Geschäftsführerin des Trägers SterniPark, sagt: „Wir schmücken unsere Kitas, wir hängen Lichterketten auf, wir genießen mit den Kindern die gemütliche Weihnachtszeit. Aber natürlich kommt zu uns kein Pastor, und es gibt auch kein Krippenspiel.“
Weihnachten in Hamburgs Kitas: SterniPark vermittelt „grundsätzliche Werte“
Es gehe darum, den „Zauber von Weihnachten“ zu vermitteln – „ohne die explizit biblische Botschaft“, sagt Leila Moysich. Das werde beispielsweise zu Ostern in den insgesamt 21 SterniPark-Kitas auch so gehandhabt: „Da erzählen wir den Kindern auch nicht, dass Christen mit diesem Fest die Auferstehung Jesu feiern.“
Grundsätzlich wolle SterniPark den Kindern das ganze Jahr über Werte vermitteln und nicht allein an den Feiertagen. „Und auch zu Weihnachten geht es ja um universelle Themen wie Frieden auf Erden, um Hoffnung und darum, dass es möglichst allen Kindern auf der Welt gut geht“, sagt die SterniPark-Geschäftsführerin.
Wichtig sei vor allem „Transparenz“, findet Leila Moysich. „Und dafür sorgen wir von Anfang an. Die Eltern wissen schon bei der Anmeldung ihrer Kinder, wofür wir stehen.“
Kita Hamburg: Bei den Elbkindern entscheidet jeweilige Einrichtung
Und wie sieht es beim größten Kita-Träger in Hamburg aus? In den insgesamt 181 Elbkinder-Kitas werde die Adventszeit gefeiert, sagt Sprecherin Katrin Geyer. Eine grundsätzliche Leitlinie gebe es dazu jedoch nicht. „Unsere Einrichtungen entscheiden selbst, in welchem Rahmen und in welchem Umfang sie die Vorweihnachtszeit gestalten.“
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Kulturelle Traditionen und Bräuche hätten aber im Jahresverlauf ihren festen Platz in den Kitas. „Und das ist auch wichtig für die Kinder, die solche jahreszeitlichen Feste mit ihrer jeweils ganz unterschiedlichen Atmosphäre lieben“, sagt Elbkinder-Sprecherin Katrin Geyer. In den Kitas gebe es daher auch Adventskränze, Lichter, Weihnachtsschmuck – „und dort, wo es gewünscht ist und von den räumlichen Voraussetzungen möglich, auch einen Weihnachtsbaum“.
* Wir haben den Namen der betroffenen Lokstedter Kita inzwischen freiwillig aus der Berichterstattung entfernt, da die Einrichtung laut anwaltlichem Schreiben nun „massiv bedroht“ werde und es deshalb zu einer „Gefährdung von Kindern und Mitarbeitern“ komme. Eine Abendblatt-Anfrage bei der Hamburger Polizei hat am Freitagnachmittag ergeben, dass der Behörde in dieser Angelegenheit bislang ein Vorfall bekannt ist: Demnach hat die Einrichtung eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen einen Mann erstattet, der einen Weihnachtsbaum und Geschenke auf das Gelände gebracht hatte.