Hamburg. Die Sozialdemokraten im Bezirk wollen, dass in Eimsbüttel Hochzeiten per Kamera übertragen werden können. Wie das funktioniert.

Für das digitale Jawort im Standesamt Hamburg-Eimsbüttel setzen sich die Sozialdemokraten im Bezirk mit einem entsprechenden Antrag ein. Trauungen sollen dann in Zukunft per Video übertragen werden können. Andere Städte machen es vor.

Er gilt als der schönste Tage im eigenen Leben: der Hochzeitstag. Schade, wenn die kranke Oma oder die Tante im Ausland nicht dabei sein können, vor Ort im Standesamt. Doch was in modernen Online-Konferenzen spätestens seit Corona total normal ist, könnte auch für Trauungen in Eimsbüttel gang und gäbe werden: Ein Livestream überträgt die standesamtliche Hochzeit aus der Amtsstube hinaus in die weite Welt.

Eimsbüttel: Hochzeit mit Livestream – Freunde und Familie aus aller Welt können zusehen

Das hätte vor allem für Freunde und Familie, die nicht vor Ort bei der Zeremonie dabei sein können, den Vorteil, zumindest virtuell an diesem für das Brautpaar wichtigen Tag im Leben teilnehmen zu können.

„Mit unserer Initiative wollen wir dazu beitragen, dass bei einer Trauung im Standesamt Eimsbüttel alle Freunde und Verwandten des Brautpaares die Möglichkeit haben, an diesem besonderen Ereignis teilzunehmen – unabhängig davon, wo sie leben oder sich gerade aufhalten. So muss niemand mehr auf den schönsten Moment seiner Liebsten verzichten“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Gabor Gottlieb.

Livestream aus dem Standesamt: bürgerfreundlich und Zeichen für Weltoffenheit

Auch kranke Hochzeitsgäste könnten dann doch dabei sein. Weiterer Vorteil: Eine räumliche Begrenzung gibt es auch nicht. Virtuell ist die Zahl der Gäste unbegrenzt.

Gabor Gottlieb von der SPD Eimsbüttel setzt sich dafür ein, dass Freunde und Familienmitglieder live bei Trauungen zugeschaltet werden können.
Gabor Gottlieb von der SPD Eimsbüttel setzt sich dafür ein, dass Freunde und Familienmitglieder live bei Trauungen zugeschaltet werden können. © Inga Sommer PHOTOGRAPHIE

„Mit der geforderten Möglichkeit des Livestreamings von Trauungen im Standesamt würde Eimsbüttel ein Zeichen für Bürgerfreundlichkeit und Weltoffenheit setzen und gleichzeitig die Kluft zwischen denen, die physisch anwesend sein können, und denen, die dies nicht können, überbrücken“, so Gottlieb.

Die Möglichkeit, Trauungen live zu verfolgen, sei ein Schritt in Richtung einer offenen, integrativen und modernen Gesellschaft. „Liebe kennt keine Grenzen, und das sollte auch gelten, wenn es darum geht, sie gemeinsam zu feiern.“

Vorreiter seien Kassel und Zweibrücken, die bereits digitale Übertragungen der Trauung anbieten und laut Gottlieb dafür viel positive Resonanz erhalten haben.

Kassel macht es vor: So funktioniert die Videoübertragung aus dem Standesamt

Die Stadt Kassel bietet eine kostenlose Videoübertragung aus dem Standesamt bereits an. Dort auf der Homepage heißt es: „Viele Menschen wählen ihren Lebensmittelpunkt heute sehr flexibel. Deshalb ist immer häufiger der Ort der Trauung nicht der Ort, wo die Familien und Freunde der Brautleute leben. Manchmal leben die Gäste auch in unterschiedlichen Ländern oder sogar Kontinenten und nicht jeder schafft es, zur Trauung vor Ort zu sein. Genau deswegen bietet die Stadt Kassel den Live‐Stream an.“

Gibt es bald Trauungen im Bezirksamt Eimsbüttel, die digital übertragen werden?
Gibt es bald Trauungen im Bezirksamt Eimsbüttel, die digital übertragen werden? © Pressebild.de/Bertold Fabricius | Pressebild.de/Bertold Fabricius

Und so funktioniert die Online-Trauung per Klick im hessischen Kassel: Das Brautpaar erhält auf Wunsch kostenlos einen Link zu einem Video‐Meeting, den es an die Gäste weitergeben kann. Am Eheschließungstag startet die Standesbeamtin oder der Standesbeamte kurz vor der Eheschließung das Meeting. Die Gäste, sofern mit Kamera versorgt, sind auf einem 65-Zoll‐Bildschirm zu sehen. Sie können nicht nur an der Zeremonie live teilnehmen, sondern auch das Brautpaar kurz begrüßen und ihm gratulieren.

Eimsbüttel: SPD-Politiker setzt sich auch für Online-Terminvergabe im Standesamt ein

„Die Persönlichkeitsrechte des Brautpaares und aller Anwesenden werden bei dem Livestream natürlich geschützt. Brautpaare erhalten einen entsprechenden Hinweis auf den Datenschutz und geben diese Informationen an ihre Gäste vor Ort und im Livestream weiter“, heißt es auf der Homepage der Stadt Kassel.

„Warum sollte das, was in Kassel möglich ist, nicht auch bei uns klappen“, sagt Gabor Gottlieb, der auch eine Online-Terminvergabe für das Standesamt fordert. Bislang können sich Hochzeitspaare nur telefonisch oder per Mail anmelden.

Mehr zum Thema

Übrigens ist es nicht möglich, sich via Bildschirm das Jawort zu geben. Dafür müssen die Brautpaare immer noch ganz real gleichzeitig mit der Standesbeamtin oder dem Standesbeamten an einem Ort sein.

Der Antrag wird in der Bezirksversammlung am Donnerstag, 12. Oktober, behandelt.