Hamburg. Es gibt Lob, aber auch Kritik. Was sich die Anwohner wünschen, wenn die Bornplatzsynagoge wieder aufgebaut wird.
Der Allende-Platz im Grindelviertel gehört zu den bekanntesten Plätzen in Hamburg. Besucher des Abaton-Kinos kurven hier auf der Suche nach einem Parkplatz herum, Gäste der Pony Bar genießen auf der Terrasse ihr Feierabend-Bier und Studierende der Uni machen auf den Bänken zwischen den Vorlesungen eine kurze Pause.
Ruhebereiche und Bäume, die im Sommer für etwas Schatten in der Stadt sorgen, aber auch nach wie vor einige Parkplätze, machen den Mix des Allende-Platzes aus. Der Ort, umgeben von Einrichtungen der Universität Hamburg, Wohnhäusern, Läden, Cafés und Bars war im Zuge des „Sanierungsprogramms Hamburger Plätze“ im vergangenen Jahr umgestaltet worden.
Grindel: Allende-Platz – Umgestaltung kostete 500.000 Euro
Wie ist die Bilanz der gut 500.000 Euro teuren Umgestaltung – und wie geht es weiter, wenn hier die von den Nazis zerstörte Bornplatzsynagoge wieder aufgebaut wird?
Reiner Mertins und Richard Lühring vom Büro Mertins Landschaftsarchitektur, die den Allende-Platz in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Eimsbüttel erneuert hatten, Anwohner und Gewerbetreibende trafen sich jetzt zu einer Bestandsaufnahme.
Grindel – weniger Platz für Autos, mehr Grün
Weniger Flächen für Autos, dafür ein breiterer Gehweg und eine „grüne Terrasse“ mit neuen Sträuchern für die Außengastronomie gehörten zu den Maßnahmen und Folgen der Umgestaltung der Fläche zwischen Grindelhof und Von-Melle-Park.
Die Zahl der Parkplätze wurde von 40 auf 24 reduziert, die der Fahrradbügel auf 70 Stellplätze für Räder verdoppelt. Eine prominent positionierte StadtRad-Station bietet weitere Möglichkeiten für Besucher, klimafreundlich an- und abzureisen.
Grindelviertel: Aus Parkplatz ist Treffpunkt geworden
Was ist durch diese Maßnahmen inzwischen aus der „Aufenthaltsqualität“ des zum Teil von Gründerzeithäusern der 1920er-Jahre umrahmten Platzes in Rotherbaum geworden, der seinen Namen zu Ehren des von Putschisten ermordeten chilenischen Staatspräsidenten Dr. Salvador Allende bekam?
Nachbarin Claudia Schiller empfindet die Neugestaltung, die 2022 abgeschlossen wurde, als Gewinn für das Uni-Viertel. „Es war bis dato ein Autoparkplatz, aber nun ist hier ein Treffpunkt entstanden“, lobt die 60-Jährige. Gerade die hölzernen Sitzpodeste und der Wegfall von „vermüllten“ Fahrradparkplätzen sorgten für ein besseres Ambiente.
Allende-Platz: Reine Grünfläche wäre wünschenswert
Für Joy Kirchhoff, Leiter der Pony Bar, gibt es Vor- und Nachteile der Neuerungen: Die verloren gegangenen Parkplätze beeinträchtigten sein Geschäft nicht, die neuen Fahrradbügel sorgten für mehr Ordnung. Allerdings würde sich der 45-Jährige wünschen, dass der Allende-Platz irgendwann zur reinen Grünfläche umgestaltet wird. „Ich habe das Gefühl, es gibt hier mehr Parkautomaten als Parkbänke“, sagt der Hamburger, der selber ebenfalls in der Gegend wohnt.
Möglicherweise könnte der Neubau der Bornplatzsynagoge in der direkten Nachbarschaft dazu beitragen, dass hier wieder ein großer, grüner Park entsteht, hofft Kirchhoff.
Grindel: Anwohner hatten Bedenken wegen der Parkplätze
Reiner Mertins, Inhaber des Büros Mertins Landschaftsarchitektur, hatte bei der Bürgerbeteiligung vor Beginn der Umgestaltung mit Bedenken der Anwohner zu kämpfen. Das Abaton-Kino mit vielen Besuchern aus dem Umland, einige Ladenbesitzer und Privatleute kritisierten den Wegfall von Parkplätzen.
Gleichzeitig wünschten sich viele Nachbarn ebenso wie Kirchhoff eine grünere Umgebung. „Wir haben keine Bäume gefällt“, sagt Mertins. Durch einen Boden aus Grand, der die alten Betonplatten ersetzt hat, sei zudem ein besseres Wachstum der Bäume gewährleistet. Für die Pony Bar wiederum bringt der erdige Boden viel Staub mit sich. „Wir müssen die Tische ständig putzen“, sagt Kirchhoff über das Für und Wider des Umbaus.
Bornplatzsynagoge: Wegfallender Bunker könnte Platz machen für Neugestaltung
Was den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge betrifft, haben die Vertreter aus Nachbarschaft und Planern einen Wunsch: Wenn der Bunker an der nordöstlichen Seite des Allende-Platzes abgerissen wird, könnte hier zusammen mit dem Joseph-Carlebach-Platz wieder ein großzügiger Bereich entstehen – mit der Synagoge im Mittelpunkt. Der von den Nazis gebaute Luftschutzbunker, der heute von der Uni genutzt wird, steht allerdings unter Denkmalschutz.
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Nachbarin Claudia Schiller: „Schon jetzt kommen viele Besucher in diese Gegend, auch amerikanische und kanadische Touristen, die hier die wechselvolle Geschichte des Ortes bei Führungen erleben. Wenn die Synagoge wieder aufgebaut wird, kehrt auch das Herz des Viertels wieder zurück“.