Hamburg. Mit 12,4 Millionen Euro wollte die Stadt 12 Quartiersplätzen aufwerten lassen. Ende 2022 soll alles fertig sein. Eine Bestandsaufnahme.

Eine Boulebahn, Beete zum gemeinsamen Gärtnern und Bänke für nachbarschaftliche Plauderstündchen – der Elsässer Platz in Dulsberg hat sich vom Parkplatz zum beliebten Quartierstreffpunkt gemausert. Sein jetziges Erscheinungsbild ist das Resultat einer aufwendigen Sanierung, an der sich auch Bürger und Bürgerinnen beteiligt haben. Durch die Umgestaltung sollte der Platz, an dessen frühere Nutzung noch das Marktmeisterhäuschen aus den 50er-Jahren erinnert, wieder eine höhere Aufenthaltsqualität bekommen und als „Eingangstor in den Stadtteil“ erlebbar werden. 634.000 Euro kostete die Maßnahme, etwa ein Drittel kam aus dem „Sanierungsprogramm Hamburger Plätze“.

Mit Marktmeisterhäuschen und Boulebahn: der Elsässer-Platz in Dulsberg.
Mit Marktmeisterhäuschen und Boulebahn: der Elsässer-Platz in Dulsberg. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Als Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) das Programm 2018 verkündete, sagte sie zehn Millionen Euro für die Umgestaltung von Stadtteilplätzen zu, die – gemessen an den Innenstadtplätzen – oft nicht besonders attraktiv sind. Die millionenschwere Schönheitskur sollte nach Angaben des Senats bis 2020 abgeschlossen sein. Doch im September 2019 war, mit einer einzigen Ausnahme, noch keine Baumaßnahme begonnen worden, für einige Plätze lag noch nicht einmal eine Planung vor. Ende 2022 aber, so versprach es der Senat, sollten alle Baumaßnahmen abgeschlossen sein. 2021, nach den ersten Umbaumaßnahmen, wurden weitere 2,4 Millionen Euro als zusätzliche Mittel bewilligt.

Stadtentwicklung in allen Bezirken: Sanierungsprogramm für Plätze

Die zwölf Quartiersplätze, die aufgewertet werden sollten, wurden in enger Abstimmung mit den Bezirken ausgesucht. Kriterien waren unter anderem ihre Bedeutung für das Quartier, der Gewinn ihrer Umgestaltung für den öffentlichen Raum und der erkennbare Charakter eines Stadtteilplatzes. Die Flächen, die oft als Parkplätze zweckentfremdet wurden, sollten laut Stapelfeldt „wieder zu den zentralen Orten werden, die in einer pulsierenden Großstadt so wichtig sind“.

Ein Teil des Geldes kam zwar dem Gerhart-Hauptmann-Platz (44.399 Euro) und dem Ida-Ehre-Platz (1,12 Millionen Euro) zugute und damit zwei prominenten Innenstadtplätzen. Der große Rest floss aber in die Umgestaltung typischer Quartiersplätze. So erhielt Hamburg-Mitte 400.000 Euro für den Löschplatz in Hamm-Süd, Altona 480.900 Euro für den Bruno-Tesch-Platz in Ottensen, Eimsbüttel 552.000 Euro für den Allende-Platz im Grindelviertel und Hamburg-Nord 2,55 Millionen Euro für den Louis-Braille-Platz in Barmbek-Süd sowie 204.000 Euro für den Elsässer Platz in Dulsberg.

Sanierungsprogramm: Fast alle Plätze fertig

Der Bezirk Wandsbek bekam 3,39 Millionen Euro für den Saseler Markt, Bergedorf erhielt 1,95 Millionen Euro für die Neugestaltung eines Platzes am Luisen-Gymnasium sowie 225.000 Euro für den Umbau der Serrahnstraße. Harburg schließlich wurde eine Million Euro für den Platz Sand sowie 500.000 Euro für den Herbert-Wehner-Platz zugesprochen.

Mittlerweile ist das Jahr, in dem die Sanierungen laut Senatsaussage von 2019 abgeschlossen werden sollen, halb vorbei. Die meisten Maßnahmen sind tatsächlich bereits vollendet oder stehen kurz davor. Zwei Plätze (Saseler Markt und Herbert-Wehner-Platz) werden „voraussichtlich zum Jahresende fertig“ sein. Für den Louis-Braille-Platz allerdings sind noch nicht einmal die Planungen beendet. Senatorin Stapelfeldt ist trotzdem zufrieden. „Mit dem 2019 neu aufgelegten Sanierungsprogramm Hamburger Plätze war es uns möglich, an zentralen Orten in allen sieben Bezirken attraktive öffentliche Freiräume zu entwickeln.“ Es seien wichtige Impulse im Stadtraum gesetzt, die Aufenthaltsqualität gesteigert und die Entwicklung der Bezirke gestärkt worden.

Hamm: Viel Grün und direkt am Wasser

Der Löschplatz bot früher kaum Aufenthaltsqualität, obwohl er direkt an der Bille liegt. Von Juli 2020 bis Dezember 2021 wurde die Grünfläche umgestaltet und instand gesetzt. Heute ist der Löschplatz mit seinem vielen Grün und dem Zugang zum Wasser ein beliebter Treffpunkt für die Bewohner des Quartiers. Der alte Baumbestand und die natursteingepflasterte Fläche, die in der Vergangenheit zum Löschen von Gütern verwendet wurde, blieben erhalten. Es wurden neue Wege- und Aufenthaltsflächen geschaffen, Tische, Bänke und Fahrradbügel aufgestellt, neue Bäume gepflanzt und Sitzstufen mit Holzauflagen hinter der Kaimauer errichtet.

Hamburg-Altstadt: Mehr Barrierefreiheit

Der Gerhart-Hauptmann-Platz und der Ida-Ehre-Platz bilden aus Sicht der Stadtplaner eine Einheit und wurden im Jahr 2020 daher zusammenhängend umgestaltet. Am denkmalgeschützten Gerhart-Hauptmann-Platz mit seiner durch langgestreckte Erhebungen bewegten Topografie waren nur punktuelle Verbesserungen, insbesondere im Bereich der Barrierefreiheit, möglich. Die „Laufbänder“, die als gepflasterte Boulevards um beide Plätze führen, wurden erweitert und durch ein Leuchtband ergänzt, das zu besonderen Anlässen blau leuchtet. Außerdem wurde die Brunnenanlage wieder hergestellt und Rundbänke aufgestellt.

Altona: Geschichtsträchtiger Platz

Der Bruno-Tesch-Platz am östlichen Eingang in die Große Bergstraße war vor der Sanierung gar nicht als Platz wahrnehmbar. Von April 2020 bis Juni 2021 wurde er vergrößert, mit Sitzmöbeln ausgestattet und mit Bäumen bepflanzt (zehn von ihnen hat das Bezirksamt im Rahmen eines Pilotprojekts mit Sensoren versehen, die die Feuchtigkeit im Boden messen und eine zielgerichtete Bewässerung ermöglichen sollen). Das gelbe Betonsteinpflaster wurde gereinigt und ausgebessert, die Platzmitte – in Anlehnung an die Gestaltung in der Großen Bergstraße – mit mehrfarbigem Klinker gepflastert. Eine Intarsie aus Natursteinplatten zeichnet eine im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gebäudekante nach und weist auf die Geschichte des Platzes hin, dessen Namensgeber ein deutscher Kommunist war, der 1933 von den Nazis hingerichtet wurde.

Der Bruno-Tesch-Platz ist jetzt erstmals als Stadtteilplatz wahrnehmbar.
Der Bruno-Tesch-Platz ist jetzt erstmals als Stadtteilplatz wahrnehmbar. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Rotherbaum: Weniger Platz für Autos und mehr für Fahrräder

Der Allende-Platz war lange Zeit viel genutzter Transitraum für den Rad- und Fußverkehr und mit Autos vollgeparkt. Dennoch hatte er durch Kultur- und Gastronomienutzungen im südlichen Bereich eine gewisse Aufenthaltsqualität, die durch die Sanierung weiter ausgebaut werden sollte. Aus finanziellen Gründen und unterstützt von einer Bestandsanalyse und Bürgerbeteiligung entschied man, den Parkplatzbereich und die Stufenanlage vor dem Hochbunker der Universität auf der Ostseite zu erhalten. Gegenüber, entlang von Abaton-Kino und Pony-Bar, wurden ein breiter Gehweg und eine „grüne Terrasse“ für die Außengastronomie angelegt. Die Bestandsbäume erhielten bessere Bedingungen und wurden durch sieben Neuanpflanzungen ergänzt. Die Zahl der Parkplätze wurde von 40 auf 24 reduziert, die der Fahrradbügel auf 70 Fahrräder verdoppelt. Der im November 2021 begonnene Umbau ist mittlerweile abgeschlossen.

Der Allende-Platz bietet jetzt deutlich mehr Aufenthaltsqualität als früher.
Der Allende-Platz bietet jetzt deutlich mehr Aufenthaltsqualität als früher. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Barmbek-Süd: Pläne noch nicht umgesetzt

Der Louis-Braille-Platz verbindet den U-Bahnhof Hamburger Straße mit dem Einkaufszentrum und den Behörden, ist als Platz aber nicht zu erkennen. Durch neue Bäume und Grünflächen und mehr Gastronomie soll sich das ändern – dafür hat der Bezirk bereits mehr als zwei Millionen Euro erhalten. Geschehen ist jedoch bislang nichts. Als Grund nennt das Bezirksamt „Abhängigkeiten mit anderen gesamtstädtischen Verkehrsprojekten (Velorouten, Busbeschleunigungen, Instandsetzungsmaßnahmen und weiteren Planungen an Hauptverkehrsstraßen)“ sowie „zahlreiche Abstimmungen zur Planung der künftigen Verkehrsführung und zu Flächenbedarfen“. Die Planungen werden derzeit von Bezirk und LSBG weiterentwickelt und für die Abstimmung mit den Fachbehörden vorbereitet.

Sasel: Bauarbeiten noch bis Ende des Jahres

Der Saseler Markt markiert das historische Zentrum des Stadtteils, ist gesäumt von Geschäften und wurde bislang als Parkplatz genutzt. Seit Februar werden der Platz und die gleichnamige Stichstraße umgestaltet und erhalten einen einheitlichen Oberflächenbelag. Künftig soll nur noch auf der westlichen Hälfte des Platzes geparkt werden, der Rest wird zu einer dauerhaft autofreien Aufenthaltsfläche mit einem Mini-Park, einer baumgesäumten Promenade und insektenfreundlichen Staudenbeeten. Für die Maßnahme wurden 35 Bäume gefällt, was das Pflanzen von 37 klimaresistenten Ahornbäumen kompensieren soll. Es werden 87 Parkplätze, 81 Fahrradbügel sowie sechs Abstellmöglichkeiten für Lastenräder geschaffen und die Entwässerung, die Beleuchtung sowie Strom- und Wasseranschlüsse für die Marktbeschicker erneuert. Die Maßnahme soll voraussichtlich zum Jahresende abgeschlossen sein.

Der Saseler Markt soll bis Jahresende fertig sein und wird dann mit einem Mini-Park und einer Promenade auch zum Verweilen einladen.
Der Saseler Markt soll bis Jahresende fertig sein und wird dann mit einem Mini-Park und einer Promenade auch zum Verweilen einladen. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Bergedorf: Bühne als Spiel- und Treffpunkt

Ein geplanter Erweiterungsbau des Luisen-Gymnasiums bot die Chance, davor einen neuen Platz anzulegen. Er soll eine Verbindung zu den angrenzenden öffentlichen Freiflächen, dem Bergedorfer Gehölz und dem Billtalstadion schaffen, eine hohe Aufenthaltsqualität bieten und vielfältig nutzbar sein. Grüne Inseln, die unter dem Baumbestand angelegt werden, sollen die Fläche prägen. Eine runde Bühne wird als Spiel- und Treffpunkt für Sport- und Aufenthaltsangebote dienen. Der Höhenunterschied, der sich durch die Neigung des Platzes Richtung Wald ergibt, wird durch Treppen und eine Rampe ausgeglichen. Die Arbeiten, die im Juni 2021 begannen, sollen im Juli abgeschlossen sein.

Der neue Platz vor dem Luisen-Gymnasium in Bergedorf wird geprägt von grünen Inseln mit Bäumen und runden Sitzgelegenheiten.
Der neue Platz vor dem Luisen-Gymnasium in Bergedorf wird geprägt von grünen Inseln mit Bäumen und runden Sitzgelegenheiten. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Auch die Arbeiten an der Serrahnstraße sollen im Juli enden. Derzeit wird sie zu einer Promenade mit maritimen Hafencharakter und starkem Wasserbezug umgebaut. Dabei soll die Hafenkante optisch aufgewertet werden und mit Sitzmöbeln am Wasser zum Verweilen einladen. Die Gelegenheit zu einem Umbau bot hier der Neubau eines Hotels. Im Zuge der Umgestaltung werden entlang der Häuserfront Bereiche für die Außengastronomie und eine Flaniermeile geschaffen sowie eine neue Baumreihe gepflanzt.

Harburg: Pflasterklinkerbelag auf 6000 Quadratmetern

Der Herbert-Wehner-Platz wurde trotz seiner zentralen Lage seiner Funktion als Bindeglied zwischen Innenstadt und Binnenhafen nicht mehr gerecht. Jetzt wird auf etwa 6000 Quadratmetern ein durchgehender Pflasterklinkerbelag verlegt, der der Fläche Eleganz und Ruhe verleihen soll. Die verwendeten Materialien sowie die neue Möblierung und Beleuchtung korrespondieren mit dem vor Kurzem aufgewerteten Areal Marktplatz Sand und Hölertwiete. Im Dezember 2022 soll alles fertig sein.

Der Marktplatz am Sand, auf dem seit mehr als 400 Jahren an jedem Werktag ein Wochenmarkt stattfindet, wurde bereits im Oktober 2020 nach eineinhalbjähriger Sanierung wiedereröffnet. Auf der Marktfläche und im angrenzenden Straßenraum wurden 400.000 Klinker verlegt, um eine einheitliche Anmutung zu schaffen.

Außerdem wurde neues Mobiliar aufgestellt und die Barrierefreiheit verbessert, Außengastronomie geschaffen, zwölf Bäume gepflanzt, Poller gegen parkende Autos installiert und die Beleuchtung erneuert. Die Stichstraße Sand erhielt breitere Fußwege, in der angrenzenden Hölertwiete wurden „multifunktionale Klima-Baumstandorte mit innovativer Dachwasserversorgung“ angelegt. Im Rahmen des Programms ,BlueGreenStreets‘ werden in Kooperation mit HafenCity Universität und Uni Hamburg Bodenwasser und -luft untersucht.