Hamburg. Hohe Kosten für Personal, Lebensmittel, Renovierung. Hamburgerin kann Rechnungen nicht mehr bezahlen. Sie bittet um Unterstützung.
- Hamburger Gastronomin Janine Op Het Veld vom Café Æendre steckt in finanzieller Krise
- Die hohen Preise setzen ihr zu, sie könne die Rechnungen nicht bezahlen
- Sie hofft auf die Unterstützung ihrer Gäste. Und die Probleme der Wirtin sind kein Einzelfall
Der Hilferuf klingt verzweifelt. Mit einem emotionalen Post hat sich Janine Op Het Veld vom Café Æendre am Lehmweg im Hamburger Stadtteil Hoheluft-Ost, jetzt an ihre Gäste und die Instagram-Gemeinde gewandt. „Ich brauche eure Hilfe. Es ist tatsächlich ernst.“
Die Inhaberin des Lokals, das in einer beliebten Gegend liegt, die auch als „das kleine Notting Hill Hamburgs“ bezeichnet wird, spricht von einer schwierigen Phase: „Ich kann tatsächlich die Rechnungen nicht mehr bezahlen“, teilte die 35-Jährige mit. „Wie ihr wisst, haben wir eine sehr schwere und teure Renovierung hinter uns, leben wir in einer finanziell herausfordernden Zeit.“
Restaurant Hamburg: Hilferuf einer Wirtin – Gäste sollen das Æendre retten
Sie hat nach eigenen Angaben für ihre offenen Worte viel Zuspruch bekommen: „Viele Gastronomen, Inhaber von kleinen Cafés aus ganz Deutschland, haben mir geschrieben und davon berichtet, dass sie unter ganz ähnlichen Problemen leiden. Und sie haben meinen Mut gelobt, die Situation öffentlich zu machen.“
Dass die Energie- und Lebensmittelpreise sowie die Personalkosten enorm gestiegen seien, weil sie ihr Team „ordentlich“ bezahle, seien wichtige, aber nicht die alles entscheidenden Punkte. Und es geht auch nicht um die Sorge vieler Gastronomen, die die Zeit fürchten, wenn die Mehrwertsteuer wieder angehoben wird. Um die Branche zu unterstützen, hatte der Bund die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie Mitte 2020 von 19 auf sieben Prozent gesenkt, allerdings nur befristet bis Ende 2023.
Weil das Café am Lehmweg sehr klein ist, eröffnete sie einen zweiten Standort
Die junge Unternehmerin hat ihr Café am Lehmweg, in dem sie vegane Gerichte zum Frühstück und zum Mittag anbietet, vor viereinhalb Jahren eröffnet. Bislang sei es „großartig“ gelaufen, sagt sie: „Aber wir haben hier eine sehr kleine Küche, fast keine Lagerfläche und zu wenig Platz für die Gäste. So entstand die Idee für einen weiteren Standort.“
Leider habe es im neuen Lokal an der Schlüterstraße in Rotherbaum in der Nähe des Hallerplatzes einen großen Sanierungsstau gegeben, der sich erst im Laufe der Arbeiten gezeigt habe, sagt Janine Op Het Veld.
Hamburg-Rotherbaum: Die Elektrik im neuen Restaurant war in schlechtem Zustand
Die Niederländerin musste nach eigenen Angaben die gesamte Elektrik in dem Ladenlokal, wo vorher ein Pizzadienst ansässig war, erneuern lassen. Der Vermieter habe sich dafür nicht zuständig gefühlt und die Kosten nicht übernommen. Dabei sei die alte Elektrik für das gesamte Haus gefährlich gewesen, sagt die Gastronomin.
„Zusammen mit der neuen Küche und der neuen Inneneinrichtung wurde die Sanierung viel teurer als geplant. Mit so hohen Ausgaben habe ich nicht gerechnet“, sagt Op Het Veld, die Studienabschlüsse in Ernährungswissenschaft und International Business hat.
Schlüterstraße: Baustelle im Haus nebenan verschreckt offenbar potenzielle Gäste
Dazu komme, dass neben dem neuen Restaurant, das im April eröffnete und das auch abends geöffnet ist, nun eine große Baustelle sei. Dort werde ein Haus renoviert. Das schrecke potenzielle Gäste ab, vom Hallerplatz in die Schlüterstraße überhaupt nur abzubiegen.
Dabei seien die Räume ideal. Die Schlüterstraße biete eine große Terrasse mit 40 Plätzen sowie 44 Plätze im Gastraum. Am Lehmweg gibt es nur jeweils 25 Plätze drinnen und draußen. Und während die Gäste im kleinen Lokal selbst am Tresen bestellen müssen, wird am neuen Standort Frühstück, Mittagessen und Abendessen am Tisch serviert.
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Nun hofft die Wirtin auf Unterstützung von Stammgästen und den etwa 18.000 Followern auf Instagram. Hilfe sei durch einen kurzfristigen Besuch im Æendre in der Schlüterstraße möglich oder durch den Kauf von Gutscheinen, schreibt sie in den sozialen Medien, wo sie zudem ankündigte, dass Preiserhöhungen nicht zu vermeiden seien. Sollte ihr jemand finanziell helfen oder sie organisatorisch beraten wollen, auch dafür wäre sie dankbar, so Janine Op Het Veld.
Restaurant Hamburg: Mehr Gäste im Café Æendre – aber vor allem in Hoheluft
Ihr Aufruf scheint bereits Wirkung zu zeigen: Neben dem vielen Zuspruch merke sie, dass zusätzliche Gäste kommen. „Aber die meisten kommen hierher an den Lehmweg, doch hier haben wir keine Probleme – wir brauchen die Gäste in der Schlüterstraße.“
Aufgeben sei keine Option, so die Gastronomin – auch wenn es „harte Zeiten“ seien: „Times are tough, aber ich bin mir zu 1000 Prozent sicher, dass wir das schaffen werden, wir brauchen nur eure Hilfe dazu.“