Hamburg. Tiere können oft nicht ins Freie. Welche Opfer ihre Pfleger jetzt bringen – und warum sie „fassungslos“ über Tierpark-Chef waren.

Das Außengehege der Elefanten ist für kleine und große Besucher im Tierpark Hagenbeck oft die erste Anlaufstelle. Umso enttäuschter waren viele in der vergangenen Zeit, auf ein verwaistes Gehege zu treffen. An mehreren Tagen musste die Elefantenherde wegen Personalmangels in diesem Jahr bereits drinnen bleiben.

Denn derzeit fallen von den acht Pflegern drei wegen Elternzeit und Krankheit längerfristig aus. Auch wurde eine 2019 frei gewordene Stelle bislang nicht nachbesetzt. Folge: Shandra (der es übrigens wieder gut geht), Lai Sinh, Mogli und die anderen Asiatischen Elefanten konnten wegen der fehlenden Betreuung nicht mehr ins Freie – laut „Mopo“ mehr als ein Dutzend Mal. Der Tierpark selbst spricht von acht Tagen.

Tierpark Hagenbeck: Hausarrest für Elefanten – wegen Personalnot

Dabei ist das wichtig für die achtköpfige Herde, die zu den größten in Europa zählt und in freier Wildbahn täglich mehrere Kilometer zurücklegen würde. Und so verweist Hagenbeck auf seiner Internetseite auch darauf, dass sich die sozialen Tiere in der weitläufigen Freianlage sowie in der großen Freilaufhalle des Tierparks frei bewegen und so ihren natürlichen Instinkten folgen können.

Laut Angaben der „Mopo“, die am Dienstag zuerst über den Elefanten-Hausarrest berichtete, war dieser auch Anlass für eine weitere Auseinandersetzung zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführer Dirk Albrecht. Auf einer Betriebsversammlung sollen demnach die verbliebenen Elefantenpfleger angeboten haben, auf ihren Urlaub zu verzichten, bis im Oktober die erste Person aus der Elternzeit zurückkehren würde.

Wegen „ihrer“ Elefanten: Tierpfleger wollen Urlaub verschieben

Der Betriebsrat soll daraufhin vorgeschlagen haben, dass die betroffenen Mitarbeiter ihren Urlaub ins kommende Jahr mitnehmen, da das Problem sonst im Herbst erneut auftauche. Das soll von der Geschäftsleitung „umgehend abgelehnt“ worden sein.

Bei Hagenbeck haben Tierpfleger und Elefanten ein enges Verhältnis – hier Pflegerin Kathrin Zastrow mit den jungen Elefanten Raj und Santosh Im Sommer 2021.
Bei Hagenbeck haben Tierpfleger und Elefanten ein enges Verhältnis – hier Pflegerin Kathrin Zastrow mit den jungen Elefanten Raj und Santosh Im Sommer 2021. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Stattdessen habe Geschäftsführer Albrecht verkündet, zur Schlichtung des Konflikts eine Einigungsstelle einberufen zu wollen, worauf die Belegschaft „emotional“ und „fassungslos“ reagiert habe. Das habe der Betriebsrat am Montag per Aushang mitgeteilt.

Tierpark Hamburg: Durch Kampagne bereits neue Tierpfleger gefunden

Geschäftsführer Dirk Albrecht wollte offenbar eine weitere Konfrontation vermeiden und lenkte ein. Den Angaben nach darf der Urlaub nun doch ins neue Jahr mitgenommen werden, Überstunden werden bezahlt. Der Tierpark gab an, sich zu internen Angelegenheiten nicht äußern zu wollen.

Deutlich auskunftsfreudiger gibt er sich auf die Frage, ob die Kampagne zur Anwerbung neuer Mitarbeiter bereits Erfolg hatte. „Erfreulich ist, dass wir bereits drei neue Mitarbeiter in der Tierpflege einstellen konnten und entsprechende Arbeitsverträge unterzeichnet wurden“, sagt Albrecht dem Abendblatt.

Dirk Albrecht, Geschäftsführer des Tierparks Hagenbeck in Hamburg-Stellingen
Dirk Albrecht, Geschäftsführer des Tierparks Hagenbeck in Hamburg-Stellingen © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Die drei Auszubildenden des Tierparks hätten vor Kurzem ihre Prüfungen erfolgreich abgeschlossen. „Wir haben alle drei übernommen.“ Am 1. August fingen vier zusätzliche Azubis bei Hagenbeck an. Außerdem liefen weitere Bewerbungsgespräche.

Hagenbeck: Albrecht zieht Beschwerde vor Arbeitsgericht zurück

Unterdessen geht das juristische Hickhack zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung weiter. Nachdem das Amtsgericht Hamburg gerade eine Klage gegen Tierpark-Chef Albrecht fallen gelassen hatte, erlitt dieser am vergangenen Donnerstag vor dem Arbeitsgericht eine Niederlage.

Gegenstand war eine Beschwerde, die Albrecht gegen ein Gerichtsurteil vom Januar eingelegt hatte. Darin wurde entschieden, dass er dem Betriebsrat Einsicht in die Lohn- und Gehaltslisten der Mitarbeiter gewähren muss, was er diesem bislang verweigerte. Als der Richter Albrecht deutlich gemacht habe, dass er mit seiner Beschwerde scheitern würde, habe dieser sie laut „Mopo“ von seinem Anwalt eilig zurückziehen lassen.