Hamburg. Mit Suns Care hat ein Eimsbütteler einen Sonnenschutz entwickelt, der Korallen schützt. Bekannte Influencerin ist mit im Boot.
Im Sommer wird er Liegestühle vor seine Firmenzentrale am Heußweg in Eimsbüttel stellen, um sich zu sonnen. Das steht schon fest, und das passt ja auch: Denn Johannes Glaß stellt mit seinem Start-up eine eigene Sonnencreme her – und diese ist vor allem bei Großstädtern angesagt.
Als Johannes Glaß mit seinem BWL-Studium fast fertig war und seine Bachelorarbeit über nachhaltige Produkte schrieb, war es Sommer. Und der 35-Jährige hatte eine Idee: „Ich war unzufrieden mit den gängigen Sonnencremes. Die rochen penetrant, und man hatte schon beim Eincremen das Gefühl, unbedingt duschen zu müssen.“
Sonnencreme aus Eimsbüttel, die Großstädter hip finden
Es gab nachhaltige Sonnencremes, die waren ihm aber zu öko. Irgendwas fehlte – oder wie Johannes Glaß es formuliert: „Wo war denn der coole Player? Ich kannte nur die Nivea-Werbung mit der Familie, die Wasserball am Strand spielt.“
Nicht cool. Er wollte einen modernen Sonnenschutz, einen, den eben hippe Großstädter wie er gut finden. Und ganz wichtig: „Eine Sonnencreme, die nachhaltig auf Zack ist“, sagt Johannes Glaß.
Sonnencreme von Eimsbütteler wird in Scharbeutz hergestellt
2019 hat er die Suns Care GmbH gegründet, die Sonnencreme lässt er bislang in Scharbeutz an der Ostsee herstellen. Und er hatte gleich die bekannte Fitness-Influencerin Pamela Reif mit im Boot. Das hilft. Sie machte Werbung, allerdings hat auch ihr Einfluss Grenzen, wenn eine Pandemie dazwischen kommt.
Dann hat es im Mai 2021 noch geschneit – das ist wenig förderlich für den Verkauf von Sonnenschutz. Rückschritte gehören bei der Gründung eines Start-ups dazu. Ebenso wie Erfolge: Nachdem Pamela Reif Werbung für Suns Care gemacht hat, ging es regelrecht ab. Ruckzuck war das Lager in Wuppertal ausgeräumt, alles verkauft. Und auch jetzt heißt es: Out of stock, ausverkauft!
Eimsbütteler Erfolgsgeschichte mit Hindernissen
Klingt nach einer Eimsbütteler Erfolgsgeschichte. Aber: „Dieses Mal wurde die Hälfte nicht wie vereinbart produziert. Es gibt eben immer kleine und größere Geschichten im Start-up-Leben“, sagt Johannes Glaß, der den Eindruck vermittelt, davon keine schlechte Laune zu bekommen. Wer sich selbstständig macht, darf eben nicht verzagen, muss dranbleiben, muss optimistisch denken.
Kann er ja auch. Denn das Geschäft läuft. Allein im März haben er und sein Mitarbeiter Stefan Michaelis innerhalb weniger Tage 25.000 Euro Umsatz gemacht. „Wir sind total zufrieden.“
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Eimsbüttel: Sonnencreme vor allem bei Großstädtern beliebt
Stefan Michaelis, der zuvor bei Unilever gearbeitet hat, schätzt seinen Job im Zwei-Mann-Büro sehr. „In einem großen Konzern bist du weniger involviert. Dir werden zwar die Verkaufszahlen genannt, aber so richtig interessiert es nicht. Dein Gehalt bekommst du trotzdem.“ Hier freut er sich über jede einzelne verkaufte Sonnencreme.
Die Kunden – der überwiegende Teil kommt aus Hamburg, Berlin und überraschenderweise aus Wien – schätzen das Besondere an dem Sonnenschutz: Die Inhaltsstoffe sind laut Johannes Glaß unbedenklich, die Sonnencreme kommt ohne Mineralöl aus, ohne Mikroplastik und ohne Silikone. Die Verpackung ist nachhaltig und besteht aus Zuckerrohr gewonnenem Plastik, das zu 100 Prozent recycelbar ist. Das Anwendungsgefühl, also das Auftragen der Creme, soll angenehm sein und ganz wichtig ist natürlich auch der Lifestyle-Faktor. „Unsere Flakons sehen einfach cool aus“, sagt Johannes.
Sonnenschutz von Eimsbütteler Start-up schützt Korallenriffe
Der Sonnenschutz weißelt nicht und kommt mit einem organischen UV-Filter daher, der unbedenklich ist und die Korallenriffe nicht belastet. Johannes Glaß ist ganz ehrlich: „Besser ist es aber immer, in Korallengebieten ohne Sonnencreme zu tauchen oder zu schnorcheln und stattdessen ein UV-Shirt zu tragen.“
Alles, was nachhaltig ist, sagt er auch, ist teurer. Das ist dann auch der Vorteil gegenüber großen Konzernen, wie Beiersdorf in der Nachbarschaft.
An der Osterstraße in Eimsbüttel wird die Sonnencreme verkauft
Der Vater von zwei kleinen Kindern (drei und zwölf Wochen alt) hat noch viel vor und will die Produktpalette aus derzeit neun verschiedenen Sonnen- und einer Tagescreme verdoppeln. Bloß kein Stillstand. Und irgendwann, so hofft er, würde es seinen Sonnenschutz nicht nur online und bei Frau Hansen an der Osterstraße geben, sondern auch in Apotheken.
Als junger Vater hat Johannes Glaß übrigens eine Vereinbarung getroffen: Er darf einmal im Jahr längere Zeit allein ohne Frau und Kinder verreisen. Zuletzt ging es zum Mitinhaber von Suns Care nach Bali und weiter nach Mexiko. Seine Sonnencreme war natürlich mit dabei.