Hamburg. Hamburger Nivea-Hersteller entwickeln Sonnenschutz für vier Jahre alte Charlotte. Sie leidet unter einer genetischen Lichtstörung.

Diese außergewöhnliche Meldung handelt von einem Hamburger DAX-Konzern und einem vierjährigen Mädchen. Normalerweise entwickelt und produziert das Hautpflegeunternehmen Beiersdorf neue Produkte für einen Millionenmarkt in der ganzen Welt. In diesem Fall ging es den Angaben zufolge darum, der kleinen Charlotte aus der Nähe von Münster mit einer exklusiv angepassten Sonnenschutzcreme zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.

Und das kommt so: Charlotte wurde mit der sehr seltenen genetischen Lichtstörung Erythropoetische Protoporphyrie – EPP – geboren. Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, werden oft als „Schattenspringer“ bezeichnet, da sie sich nicht dem Sonnenlicht aussetzen können. Wenn ihre Haut direkt mit den sichtbaren, farbigen Bestandteilen des Sonnenlichts in Berührung kommt, ver­ursacht der Gendefekt neuropathische Schmerzen und löst Verbrennungen auf der Haut aus. Auch Charlotte litt schon als Baby stark darunter, schrie oft.

Beiersdorf-Forscher entwickeln spezielle Sonnencreme

Ihre Eltern suchten verzweifelt nach Hilfe. Über Umwege erreichte das Pro­blem das Forschungszentrum des Hamburger Nivea-Herstellers. Unter Leitung von Dr. Ludger Kolbe, Chief Scientist für Photobiologie bei Beiersdorf, wurde ein Forschungsprojekt für einen innovativen kosmetischen Sonnenschutz ins Leben gerufen, der speziell auf Charlotte zugeschnitten ist. Dabei hatten Studienergebnisse zu sichtbarem, energiereichem Licht gezeigt, dass einem Sonnenschutzmittel für das Mädchen spezielle lichtstreuende Pigmente zugesetzt werden müssen. Diese können ein Eindringen des Lichts in die Haut verhindern und ermöglichen es Charlotte, sich für kurze Zeit dem Sonnenlicht aussetzen und somit eine höhere Lebensqualität genießen zu können.

Vierjährige kann zum ersten Mal in die Sonne

Die Creme hat das Leben der Familie verändert. Dick aufgetragen, erlaubt die Schutzfunktion dem Kind, sich für kurze Zeit im direkten Sonnenlicht aufzuhalten – was vorher undenkbar war. Für Charlottes Eltern bedeutet dies eine immense Erleichterung im Alltag: „Als wir Charlotte nach dem ersten Auftragen der Creme in der Sonne lachen sahen, waren wir überwältigt“, sagt ihr Vater, Johannes Hesseling. Die Creme hilft, aber heilen kann sie die Krankheit des Mädchens nicht.

Beiersdorf forscht laut eines Firmensprechers seit sieben Jahren an dem Effekt, den blaues Licht auf die Haut hat. Die Entwicklungszeit der Creme für Charlotte betrug zwei Jahre. Zu den Kosten wurden keine Angaben gemacht. Der spezielle Sonnenschutz ist auch käuflich nicht erwerbbar, da er komplett auf Charlotte zugeschnitten ist. „Die Wissenschaftler der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Beiersdorf prüfen jedoch Möglichkeiten zukünftiger Entwicklungen von Sonnenschutzlösungen mit besonderem Schutz vor dem blauen Anteil im Sonnenlicht“, so der Sprecher.