Hamburg. Der Gastronom Claudio Spinsanti startet an prominenter Adresse. Wie die Wachablösung mit einer Landsfrau zustande kam und was er plant.
Claudio Spinsanti sprudelt schier über vor Vorfreude. Am 1. Mai eröffnet er an der Milchstraße in Hamburg-Pöseldorf sein neues Restaurant Portonovo. Er übernimmt die Räume von Anna Sgroi, die das gleichnamige Lokal überraschend aufgibt. „Es sind traumhafte Räumlichkeiten, ich habe mich sofort wohlgefühlt“, sagte Spinsanti dem Abendblatt.
Der italienische Gastronom, der 20 Jahre das La Vela und bis vor Kurzem den Edelitaliener Portonovo am Alsterufer betrieben hat, besitzt damit wieder ein eigenes Restaurant in Hamburg. Ende März endete sein Mietvertrag dort. Das Restaurant unter den neuen Betreibern heißt nun Portolino.
Restaurant Hamburg: Portonovo eröffnet in Pöseldorf neu
Dass Spinsanti, der in Ancona geboren wurde und seit 1985 in Hamburg lebt, nun so schnell wieder ein Restaurant eröffnet, ist einem Zufall geschuldet. „Ein Rechtsanwalt war Gast bei mir, und dem habe ich erzählt, dass ich irgendwann aufhören will“, erzählt Anna Sgroi. „Der Anwalt ist auf mich zugekommen und hat mir das erzählt“, sagt Spinsanti, der in der Gastronomie ebenso wie Sgroi Autodidakt war.
Er sei überrannt worden mit Angeboten, 70 oder 80 Standorte in der Stadt seien ihm angeboten worden, von der Rothenbaumchaussee bis zur Speicherstadt sei alles dabei gewesen, sagt der studierte Maschinenbauer, der schon als Student in der Gastronomie arbeitete. Doch sein Entschluss war schnell gefasst, als er das Lokal von Anna Sgroi betrat: „Hier fühle ich mich richtig wohl“, so der 58-Jährige.
Das neue Portonovo sei allerdings wesentlich kleiner. „Statt 150 Plätze haben wir jetzt 50 bis 60 Plätze drinnen und 40 bis 50 Plätze draußen. Aber dadurch haben wir mehr Zeit für die Gäste.“
Anna Sgroi schließt ihr Restaurant in Hamburg am 29. April
Das Restaurant präsentiert sich bei Anna Sgroi mit elegant eingedeckten Tischen, Kronleuchter, Stuck sowie alten Holzdielen und französischen Bodenfliesen. Spinsanti will das alles übernehmen. Viel Zeit für Veränderungen hat er ohnehin nicht, denn Sgroi schließt ihr Restaurant erst am 29. April. Den 30. April will die 64-Jährige zum Aufräumen und für die Übergabe nutzen.
Spinsanti hat seine Küchencrew und sein Servicepersonal vom alten Portonovo nach eigenen Angaben weiterbezahlt und wird mit den vertrauten Gesichtern starten. Bis dahin werde er die Speise- und Weinkarte erarbeiten. „Feine italienische Küche mit viel Fisch“, plant er.
Portonovo: Chef erlaubt sich kleine Spitze gegen seine Nachfolger
Er erlaubt sich an dieser Stelle eine kleine Spitze gegen seine Nachfolger am Alsterufer: „Dort bieten jetzt zwei Albaner italienische Küche an.“ Skender Musta, der seit vielen Jahren Betriebsleiter des Lokals war, und sein Stellvertreter Naim Salihu, der mit einer kleinen Unterbrechung ebenfalls schon lange dort arbeitet, hatten das Restaurant übernommen und mit dem Namen Portolino eröffnet. Das ist eine Kombination aus Portonovo und Paolino, wie das Restaurant früher hieß, so Musta.
Das Portonovo wird täglich mit warmer Küche geöffnet sein – von 12 bis 22 Uhr. Von Anfang Oktober bis Ende März plant der Gastronom aber eine Mittagspause zwischen 15 und 18 Uhr.
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Anna Sgroi, die Friseurin gelernt hatte, blieb in Hamburg hängen
Die gebürtige Sizilianerin Anna Sgroi, die einst in Mailand eine Ausbildung zur Friseurin gemacht hatte, wird Hamburg verlassen. Sie hatte in den 1980er-Jahren Freunde hier besucht und war in der Hansestadt hängen geblieben. „Es gefiel mir im Norden, warum sollte ich zurück nach Italien“, hatte sie in einem Abendblatt-Interview vor gut fünf Jahren gesagt. Doch nun soll Schluss sein. „Irgendwann muss man aufhören“, sagt sie.
Anna Sgroi hat sich als Autodidaktin mehrere Sterne erkocht
Sgroi hatte im Lauf ihrer Karriere in mehreren Restaurants in Hamburg ihre Art der italienischen Küche serviert. 1987 eröffnete sie mit ihrem damaligen Lebensgefährtin das Anna e Sebastiano am Lehmweg und holte dort ihren ersten Michelin-Stern, danach kam das Sgroi an der Langen Reihe in St. Georg und schließlich das Anna Sgroi in Pöseldorf in den Räumen der früheren Kneipe Alt Pöseldorfer Bierstuben.
Mit über 60 Jahren müsse man Entscheidungen treffen, sagt Anna Sgroi. Sie habe kein konkretes Datum im Sinn gehabt um aufzuhören, „aber dann ist es plötzlich passiert“, sagt sie im Gespräch mit dem Abendblatt und wirkt selbst fast ein wenig überrascht über die aktuelle Wendung in ihrem Leben.
Sie werde in Hamburg alles auflösen, ihre Sachen einlagern und dann eine lange Zeit verreisen. „Ich versuche, nur wenig zu behalten“, so Sgroi.
Restaurant Hamburg: Anna Sgroi will nach der Schließung auf Reisen gehen
Erst mal will die Köchin mit dem Auto nach Italien reisen und im Herbst weiter nach Asien, um dort die dunkle Jahreszeit zu überbrücken. Aber bis zum 29. April kocht sie weiter. Und was nach der langen Reise kommt, davon will sie sich selbst überraschen lassen. Möglicherweise verschlägt es sie auch wieder in die Küche.