Hamburg. 500 Gäste aus Medien, Wirtschaft, Politik und Kultur feiern im Grand Elysée. Erlös des Abends wird an zerstörte Stadt gespendet.

Comeback nach einem Jahr Corona-Pause: Rund 500 Gäste aus Medien, Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft feierten am Sonnabend im Hotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee den 72. Hamburger Presseball. Ehrengast der Veranstaltung war die Generalkonsulin der Ukraine Iryna Tybinka. Sämtliche Einladungen an Vertreter der russischen Föderation waren zurückgezogen worden, wie der Vorsitzende der Stiftung Hamburger Presse, Karsten Lüchow, in seiner Eröffnungsrede sagte.

Die Stiftung veranstaltet den Ball gemeinsam mit der Landespressekonferenz Hamburg. An die Generalkonsulin gerichtet sagte Lüchow: „Ihr Land ist am 24. Februar vom russischen Diktator überfallen worden. Seitdem beklagen wir mit ihnen und ihrem Volk die Opfer und bewundern den Widerstand, den ihr Land einem größenwahnsinnigen Aggressor leistet.“ Der gesamte Erlös des Presseballs – inklusive der Tombola mit Preisen im Gesamtwert von 46.000 Euro – soll in diesem Jahr gespendet werden, um einen Krankenwagen für die teils zerstörte Stadt Mykolajiw zu kaufen.

Hamburger Presseball: Fegebank betont wichtige Bedeutung

„Es ist gerade in Krisen enorm bedeutsam, dass wir unabhängige, gute Berichterstattung haben“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Zu erklären und Hintergründe darzustellen, seien in der Pandemie wie in der Kriegsberichterstattung besonders wichtig. „Damit Freiheit und Demokratie auch in einer Zeit gestärkt werden, in der versucht wird, mit vielen Fehlinformationen einen ganz brutalen Krieg in falsche Zusammenhänge zu stellen“, so Tschentscher.

Die Politikerinnen Dorothee Stapelfeldt, Anna Gallina und Emilia Fester.
Die Politikerinnen Dorothee Stapelfeldt, Anna Gallina und Emilia Fester. © Thorsten Alf

Ähnlich äußerte sich auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). Sie sagte gegenüber dem Abendblatt, Veranstaltungen wie der Presseball hätten eine außerordentlich wichtige Bedeutung. „Sie machen Presse- und Medienarbeit sichtbar und haben die Möglichkeit, starke Statements zu setzen – ein Plädoyer für Pressefreiheit.“ So erinnere der Ball auch an Orte, an denen Journalistinnen und Medienschaffende verfolgt, in Gefängnissen sitzen und in ihrer Arbeit beeinträchtigt würden. Und daran, „dass es bei uns möglich und selbstverständlich ist und dass wir eine freie und kritische Presse in der Stadt haben“. Das sei am Sonnabend „gewürdigt, gewertschätzt und gefeiert“ worden.

Erich-Klabunde-Preis für Abendblatt-Redakteure

Besonders gewürdigt wurden zwei Autoren des Hamburger Abendblattes: Zu Beginn des Abends verlieh der Deutsche Journalistenverband (DJV) Nord den Erich-Klabunde-Preis für sozialkritischen und sozialpolitisch herausragenden Journalismus an die Abendblatt-Autoren Christoph Heinemann und Jens Meyer-Wellmann.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher übergibt den Erich-Klabunde-Preis and die Abendblatt-Autoren Christoph Heinemann (2. v. li.) und Jens Meyer-Wellmann. Marina Friedt (li.) ist Mitglied der Jury.
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher übergibt den Erich-Klabunde-Preis and die Abendblatt-Autoren Christoph Heinemann (2. v. li.) und Jens Meyer-Wellmann. Marina Friedt (li.) ist Mitglied der Jury. © Thorsten Ahlf

Sie wurden für ihr Dossier „Der Ausbruch“ geehrt, mit dem sie 2020 die Corona-Infektionen auf der Krebsstation des Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) aufarbeiteten.

Lesen Sie hier das Abendblatt-Dossier: Der Corona-Ausbruch – was im UKE geschah

Hamburger Presseball – 2022 im Zeichen der Ukraine

Es sei „ganz wunderbar“, dass gerade in diesen Krisenzeiten eine Zeitung wie das Hamburger Abendblatt eine solche Recherche unterstütze, sagte Marina Friedt, Vorsitzende des DJV Nord, die den Preis gemeinsam mit Bürgermeister Tschentscher übergab. Friedt setzte ebenfalls ein Statement: Sie hatte sich von der Hamburger Künstlerin Jeannine Platz vor Beginn der Feier mit einem Marker die Schriftzüge „Free Press“ und „No War“ auf den Rücken und das Dekolleté zeichnen lassen.

In diesem Jahr kam die Ballgesellschaft zum ersten Mal im Juni statt im Januar zusammen. 2021 hatte der Presseball coronabedingt zum ersten Mal ganz ausfallen müssen. Auch am Sonnabend war vieles neu: Der Ball fand erstmals nicht im Hotel Atlantic statt, sondern im Grand Elysée. Wie das Abendblatt bereits im Januar berichtet hatte, war der Grund für den Umzug finanzieller Natur: Das Atlantic hatte seine Preise erhöht. „Das können wir uns schlicht nicht leisten“, sagte Karsten Lüchow damals. Man habe die Eintrittspreise nicht verdoppeln wollen und können. Diese lagen zuletzt bei 260 Euro und für Journalisten bei 130 Euro.

Hamburger Presseball: Lange Schlangen am Eingang

Der Wechsel vom Atlantic mit verschiedenen Säalen auf einer Etage ins Elysée mit einem großen Saal startete etwas holprig: Beim Einlass vor dem roten Teppich stauten sich die Gäste, zu denen unter anderem Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Hamburger Ärztekammer-Präsident Pedram Emami gehörten.

Großen Applaus gab es für die Lichtkünstler Oakleaf: Die Gruppe eröffnete den Tanz mit einer Choreographie auf Stelzen und begleitete im Anschluss Bürgermeister Tschentscher und Karsten Lüchows Ehefrau Doris Petersen zum traditionellen ersten Walzer aufs Parkett. Eine Premiere feierte außerdem die Band Bruderherz. Schauspieler Torsten Münchow (ARD Großstadtrevier) sang auf der Bühne gemeinsam mit seinem Bruder Christian.