Hamburg. Christoph Heinemann und Jens Meyer-Wellmann werden für Beitrag „Der Ausbruch“ über die Corona-Infektionen im UKE geehrt.
Christoph Heinemann und Jens Meyer-Wellmann, Autoren beim „Hamburger Abendblatt“, erhalten den Erich-Klabunde-Preis 2022. Geehrt werden sie für ihren Beitrag „Der Ausbruch“ über die Corona-Infektionen in der Uniklinik Eppendorf (UKE), teilte der Deutsche Journalistenverband Hamburg (DJV) am Montag mit. „Ein hochaktuelles Thema wird hier fesselnd beschrieben“, urteilte die Jury.
Die Chronologie lese sich dank überzeugender Dramaturgie bis zum Ende überaus spannend. Geplant ist, dass Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und die DJV-Landesvorsitzende Marina Fried die Auszeichnung am 29. Januar 2022 im Rahmen des Hamburger Presseballs überreichen.
Die Jury bezeichnete auch die „sachliche, fast lapidare und unaufgeregte Sprache“ als bemerkenswert – „kein Lamentieren, keine emotionalen Vorwürfe, gerade das macht die Geschichte so wirkungsvoll. Unser Kompliment gilt auch dem Medium, das eine solch aufwendige Recherche ermöglicht hat.“ Insgesamt, so die Jury, hätten die Einreichungen aus dem Printbereich durch besonders intensive Recherchen hervorgestochen „und damit unterstrichen, wie wichtig gerade in Krisenzeiten hochwertiger lokaler Zeitungsjournalismus ist.“
UKE-Dossier: Erich-Klabunde-Preis erstmals 1957 vergeben
Der Jury gehören Marina Friedt Nadja Stavenhagen (Direktorin der Akademie für Publizistik), Hans-Jürgen Börner (Fernsehjournalist), Bruno Schrep („Spiegel“-Autor), Dr. Martin Wilhelmi (Rundfunkjournalist) sowie der 2. Vorsitzende des DJV Hamburg Peter Jebsen an.
Der Erich-Klabunde-Preis für sozial engagierten Journalismus wurde erstmals 1957 vergeben und zählt zu den ältesten deutschen Journalistenpreisen. Der Namensgeber Erich Klabunde (1907-1950) war 1945 Gründer und erster Vorsitzender der damaligen Berufsvereinigung Hamburger Journalisten und später des Deutschen Journalisten-Verbandes auf Bundesebene.
"Abendblatt"-Reporter ausgezeichnet für Dokumentation
In der sechsseitigen Dokumentation einer Tragödie, die am 29. August 2020 im Magazin des Abendblattes erschien, haben die Autoren nachgezeichnet, wie sich das Coronavirus auf der Krebsstation des renommierten Klinikums ausbreiten konnte – und schließlich elf Menschen das Leben kostete.
Viele von ihnen hätten wohl noch lange zu leben gehabt, manche galten als so gut wie geheilt von ihrer Krebserkrankung. Die Ausmaße des Ausbruchs zeigten sich auch daran, dass schließlich auch 40 Mitarbeiter des UKE dem Infektionsgeschehen zugeordnet werden können.
Corona-Ausbruch im UKE: Drei Opfer begleitet
Bei der viermonatigen Recherche zu der Chronik ging es vor allem um eine Frage: Wie konnte all das geschehen – ausgerechnet auf der besonders schützenswerten Krebsstation einer der angesehensten deutschen Kliniken? Mithilfe von WhatsApp-Nachrichten, Dokumenten, Mails, Behandlungsverläufen und Dutzenden von Gesprächen mit UKE-Mitarbeitern und Hinterbliebenen haben Heinemann und Meyer-Wellmann die Ereignisse detailliert aufgearbeitet.
Dabei konnten sie auch die Angehörigen von drei Opfern des UKE-Ausbruchs begleiten – in ihrer Trauer und mit den Fragen, die sie beschäftigen. Die Chronik der letzten Lebenswochen einer jungen Frau, einer älteren Dame und eines sportlichen 74-Jährigen zeigten schließlich nicht nur die menschliche Tragik des Ausbruchs. Sie macht auch die weitgehende Hilflosigkeit der Institutionen in den ersten Wochen der Pandemie sichtbar und weist auf mögliche Fehler, aus denen alle Beteiligten lernen müssen, wenn sich eine solche Katastrophe nicht wiederholen soll.
Wegen des Ausbruchs im UKE hatte auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt, da sich die Infektionswege nicht klar zurückverfolgen ließen.
Nächste Dekorierung für Abendblatt-Reporter
Christoph Heinemann hat 2020 bereits den renommierten Nannen-Preis gewonnen – für seine Geschichte über die Soko "Cold Cases" der Hamburger Polizei, die lange zurückliegende Kriminalfälle lösen sollte und stattdessen für einen Personalskandal sorgte.
Jens Meyer-Wellmann hatte den Erich-Klabunde-Preis des Deutschen Journalistenverbandes bereits 2007 erhalten – für einen Artikel über einen krebskranken Vergewaltiger, der um Haftentlassung zum Sterben bittet.