Hamburg. 17 Bergedorfer Kulturprojekte erhalten Förderung. Die größte Summe geht an die Vier- und Marschlande. „Zu wenig!“, warnt die CDU.
Es gibt große Sorgen um die Zukunft des Erntedankfestes in den Vier- und Marschlanden: „Schon im kommenden Jahr steht dieses Herzstück der Kultur unseres Landgebiets finanziell auf der Kippe“, warnte Erika Garbers (CDU) im jüngsten Kulturausschuss der Bezirksversammlung. „Wir brauchen dringend eine öffentliche Förderung, ganz besonders für 2023, weil es dann an der Spitze des Fördervereins einen Wechsel geben wird“, verwies sie auf den angekündigten Rückzug der Vorsitzenden Marlis Clausen.
Tatsächlich machte der Ausschuss weit die Taschen auf und reservierte 10.000 von 54.000 Euro zu vergebende Kulturmittel für den Ernteumzug 2023. Das ist doppelt soviel Unterstützung wie bisher und der mit Abstand größte Einzelbetrag unter den insgesamt 17 mit bezirklichen Fördermitteln bedachten Bergedorfer Kulturprojekten.
Vier- und Marschlande: Förderverein hatte 15.000 Euro für den Umzug beantragt
Beantragt hatte der Förderverein allerdings 15.000 Euro – eine Diskrepanz, die Erika Garbers als kulturpolitische Sprecherin der CDU-Bezirksfraktion zur Höchstform auflaufen ließ: „Insgesamt liegt der Unterstützungsbedarf jedes Jahr bei bis zu 40.000 Euro, schließlich sprechen wir hier über den mit Abstand größten Erntedankumzug Hamburgs, der am ersten Oktober-Wochenende stets Zehntausende Gäste in die Vierlande zieht“, kämpfte sie um die volle beantragte Förderung. „Dieser Umzug ist Ausdruck der lebendigen Kultur unseres Landgebiets, das bis heute von Hunderten Beteiligten vorbereitet und umgesetzt wird. Das darf nicht sterben.“
Bergedorfs Koalition aus SPD, Grünen und FDP mochte dem zwar nicht widersprechen, sah sich mit der Verdoppelung des Zuschusses aber schon am Rand des Möglichen des kleinen Bergedorfer Kultur-Etats: „Wir müssen die Verhältnismäßigkeit wahren“, verteidigte Ausschussvorsitzender Dr. Geerd Dahms (FDP) den Verteilungsplan der Koalition, der schließlich mit ihren Stimmen beschlossen wurde.
Koalition setzt für mehr als 30.000 Euro den Rotstift an
Die Koalition hatte an vielen Stellen schon einen dicken Rotstift ansetzen müssen, waren doch insgesamt 19 Förderanträge fristgerecht im Gesamtvolumen von 84.972 Euro eingegangen. Besonders heftig trafen die erforderlichen Kürzungen um gut 30.000 Euro eine andere Institution des Landgebiets: Die Vierlanden Stiftung hatte für die künstlerische Gestaltung von Strom- und Telekomkästen sowie zwei Fahrgastunterständen an Bushaltestellen knapp 9000 Euro beantragt. Doch sie ging komplett leer aus. Begründung der Koalition: Es gehe bei diesen Projekten vor allem um die Säuberung – und das sei nicht Aufgabe der Kulturförderung.
Auch hier hakte Erika Garbers nach und bat darum, zumindest einen Teil des dadurch einbehaltenen Geldes in Richtung Erntedankumzug zu schieben. Schließlich seien beides Maßnahmen für die Vier- und Marschlande – und zudem die einzigen in der Antragsflut, die aus dem Landgebiet kamen. Die Koalition winkte ab und leistete sich zum Ärger der CDU-Politikerin sogar noch einen „besonderen Luxus“: Um für eventuell noch in 2023 eingehende Dringlichkeitsanträge etwas Geld im Fördertopf zu behalten, wurden knapp zehn Prozent der 54.000 Euro gar nicht ausgeschüttet. Exakt 4850 Euro bleiben also in der Kasse.
Welche Projekte bedacht worden sind
In der Reihenfolge der Förderhöhen fließt Geld an diese Projekte: je 5000 Euro an das „Altstadtfest am Bergedorfer Hafen“, an kulturelle Projekte im Lohbrügger Haus „brügge“ und an ebensolche im KulturA in Neuallermöhe. 4000 Euro erhält Anke Noppen für ein Kunstprojekt mit Kindern aus geflüchteten Familien, 3500 Euro das „Sonnenstimmen Musiktheater“ für seine Show zum 10. Geburtstag und 3000 Euro der Freundeskreis Kirchenmusik in St. Petri und Pauli für das Eröffnungskonzert der Bergedorfer Musiktage. 3000 Euro gehen an den Verein „Open Air Bergedorf“, die je zur Hälfte in sein Theaterfestival und das Open-Air-Kino im Rathauspark fließen.
Zudem gefördert werden der „Freundeskreis Sammlung de Weryha“ mit 2500 Euro, das Kirchspiel Bergedorf für die Woche des Gedenkens mit 2000 Euro und das afrikanische Kulturfestival „Ifeoma“ mit 1700 Euro. Die Bergedorfer Musiktage erhalten 1500 Euro für Druck- und Werbungskosten, 1150 Euro fließen an die Leseförderung der Bücherhalle Bergedorf. Auch Laternenumzüge werden unterstützt: die Freiwillige Feuerwehr Moorfleet erhält für ihren 1050 Euro, die Kollegen der FF Curslack 500 Euro und der Bürgerverein Lohbrügge 800 Euro.