Hamburg. Als Ausgleich für die Elbvertiefung wird nahe Zollenspieker Lebensraum für eine Pflanze geschaffen, die nur an der Elbe wächst.

Schwere Bagger und Lastwagen sind in diesen Tagen im Deichvorland von Zollenspieker an der Elbe auf Höhe der Deichkilometer 10,5 bis 11 im Einsatz. Sie sollen nicht nur den bereits vorhandenen Priel in dem Naturschutzgebiet zwischen dem Hafen Zollenspieker und Kirchwerder Mühlendamm verlegen und verlängern, sondern auch fünf Buchten schaffen, um die Tidelebensräume für Pflanzen und Tiere zu verbessern.

Dabei handelt es sich um eine Ausgleichsmaßnahme für die Elbvertiefung, die im Rahmen der Planfeststellung für die Anpassung der Fahrrinne von Unter- und Außenelbe festgesetzt wurde. Auf der Billwerder Insel wurden in dem Zusammenhang bereits zwei ehemalige Absetzbecken von der Hamburg Port Authority (HPA) zu Habitaten umgebaut.

Deichvorland von Zollenspieker: Rund vier Millionen Euro fließen in die Renaturierung

In Zollenspieker setzt nun das Sondervermögen Naturschutz und Landschaftspflege die Kohärenzmaßnahme für die HPA um. Die Baukosten liegen bei rund vier Millionen Euro. Um den Deich mit den schweren Baufahrzeugen nicht zu beschädigen, wurde die Überfahrt des Deiches mit einer Stahlplattenbahn ausgelegt.

Im Mittelpunkt der Maßnahme steht der Schierlings-Wasserfenchel: Die geschützte, krautige Pflanze kommt nur an der Elbe vor. Sie wird zwei Jahre alt, blüht im zweiten Jahr und wächst bis zu zwei Meter in die Höhe. Und sie liebt die feuchte Umgebung im Wechselwasser­bereich von Ebbe und Flut.

Wasserlauf wird um 400 Meter nach Osten verlängert

Deswegen wird der vorhandene Priel in einem Abschnitt von etwa 830 Metern vom Deich weg verlegt, um flachere Ufer zu erhalten. Zudem wird der Wasserlauf um 400 Meter nach Osten verlängert. „Der neue Priel hat dann eine Gesamtlänge von 1700 Metern“, teilt David Kappenberg, stellvertretender Sprecher der Umweltbehörde, mit.

Durch die täglich einschwingende Tide im Priel sollen neue Lebensräume geschaffen werden: „Offene Schlammufer entstehen, Weiden werden aufwachsen. Diese neuen Standorte bieten Lebensraum für den Schierlings-Wasserfenchel und andere Pionierarten“, stellt David Kappenberg fest. Zudem werden fünf Schlenzen (Buchten) geschaffen, da die Deckwerke (Uferbefestigungen) an der Elbe in der Regel gradlinig sind und keine strömungsberuhigten Bereiche haben. „Viele typische Pflanzen und Tiere der Elbe benötigen jedoch Stillwasserzonen“, so der Bukea-Sprecher.

Vier Hektar naturnaher Tideauwald wird angelegt

Durch die Absenkung der Uferbefestigung aus Schlackesteinen auf einer Breite von 15 bis 20 Metern und einer dahinterliegenden neuen Anlage einer Flachwasserzone werden naturnahe Uferlebensräume geschaffen. Weiteres Ziel ist die Schaffung eines fast vier Hektar großen naturnahen Tideauwaldes. Die Entwicklung wird durch die Anpflanzung von speziell für dieses Vorhaben gezogenen Weiden initiiert, so Kappenberg.

Die Vorbereitung der Maßnahme startete schon im Februar vor drei Jahren, als Bäume gefällt und Buschwerk gerodet wurden. Im November desselben Jahres erfolgten die Sondierung und Räumung der Kampfmittelverdachtsflächen. Die Arbeiten sollen bis zum Beginn der kommenden Sturmflutsaison Mitte September abgeschlossen werden.