Moorfleet. Pflanzungen des bedrohten Schierlings-Wasserfenchels auf der Billwerder Insel als Ausgleich für die Elbvertiefung abgeschlossen.
Gut fünf Monate sind vergangen, seit der letzte Bagger das ehemalige Absetzbecken auf der Billwerder Insel verlassen hat. In den sechs Monaten zuvor wurde dort eine hügelige Insellandschaft aus Klei und Sand gebaut. Davon ist mittlerweile aber nichts mehr zu sehen: Die Natur hat sich die Landschaft bereits vollständig erobert. Statt grau-beigem Sand stehen die Inseln nun in sattem Grün.
„Es ist faszinierend, wie sich das Gelände entwickelt hat. Hoffen wir, dass es so positiv weitergeht, denn dann hat der Schierlings-Wasserfenchel eine hervorragende neue Heimat gefunden“, sagt Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, der die Billwerder Insel am Montag zum Abschluss des Projekts besuchte.
Vom Aussterben bedrohte Pflanze wächst als Ausgleich für die Elbvertiefung
Es wird etwas nachgeholfen, damit der Schierlings-Wasserfenchel dort neben allerlei Gräsern, Fahnen und Schilf auch heimisch wird: Insgesamt 600 Pflänzchen wurde am Montagvormittag dort eingebuddelt. Zwei Pflanzen setzten der Wirtschaftssenator und HPA-Geschäftsführer Jens Meier in die feuchte Erde. Schließlich steht der Doldenblütler bei der Maßnahme, die die Hamburg Port Authority (HPA) in den vergangenen drei Wintern südlich des Holzhafens umgesetzt hat, ganz klar im Mittelpunkt.
Die geschützte Pflanze kommt ausschließlich an der Elbe vor. Als Ausgleich für die Vertiefung der Unter- und Außenelbe müssen 200 Pflanzen an einem neuen Standort angesiedelt werden. Neben der Billwerder Insel gibt es noch zwei weitere ökologische Maßnahmen im Naturschutzgebiet Zollenspieker sowie im Flachwassergebiet Kreetsand.
Alte Anlage der Hamburger Wasserwerken wird zum Öko-Refugium
Auf dem Gelände am Moorfleeter Hauptdeich, das früher von den Hamburger Wasserwerken (heute Hamburg Wasser) für die Trinkwasseraufbereitung genutzt wurde, sind zwei ehemalige Absetzbecken umgebaut worden. Beide Becken haben jeweils die Größe von etwa fünf Fußballfeldern, sodass jeweils mehr als 20 Inseln darin Platz finden.
Sie sind umgeben von Prielen und Wattflächen. Bei Flut fließt das Wasser der Norderelbe durch einen Durchstich zum Holzhafen in die Becken hinein und umspült die Inseln, die dann noch etwa 40 Zentimeter aus dem Elbwasser ragen. Bei Ebbe zieht sich das Wasser dann fast vollständig aus dem Areal zurück.
Erfolg der Ausgleichsmaßnahme zur Elbvertiefung wird überwacht
In dieser feuchten Umgebung fühlt sich der Schierlings-Wasserfenchel pudelwohl. Insgesamt 1700 Pflänzchen wurden im vergangenen und diesem Jahr in beiden Becken gepflanzt. Im zweiten Jahr tragen die Pflanzen weiße Blüten, die im Anschluss ihre Samen abwerfen und damit hoffentlich für die Ansiedlung neuer Pflänzchen sorgen. Ob das gelingt wird ein Monitoring zeigen: Alle Pflanzen werden in den kommenden 16 Jahren einmal pro Saison komplett gezählt.
Ab dem siebten Jahr müssen dann die 200 Pflanzen im Ausgleich zur Elbvertiefung nachgewiesen werden, erklärt Carmen Eggers, Projektleiterin der HPA. Aber schon jetzt zeigen sich erste Erfolge: „Mehrere Pflanzen, die nicht gepflanzt, sondern sich von selbst angesiedelt haben, konnten bereits nachgewiesen werden“, berichtet Carmen Eggers.
Ausgleichsmaßnahme in Billwerder kostete 11,1 Millionen Euro
Insgesamt 11,1 Millionen Euro kostete die Maßnahme auf der Billwerder Insel. Damit sind die Kosten noch unter den anfangs kalkulierten 11,6 Millionen Euro geblieben. Trotzdem viel Geld für die Ansiedlung eines Pflänzchens, dass gerade mal zwei Jahre lebt, erst im zweiten Jahr blüht und an dem höchstens Rehe mal gerne knabbern, unken Kritiker. Auch Umweltverbände üben harsche Kritik: Die Elbe brauche keinen Senator, der eine Pflanzenshow präsentiere, sondern eine Regierung, die tatkräftig anpacke, um das Dahinsiechen der Elbe zu stoppen und das Ende des Ausbaggerns verkünde, sagte BUND-Vorsitzende Christiane Blömeke.
Nicht nur der Erhalt der Artenvielfalt sei in dem Projekt wichtig gewesen, entgegnet Carmen Eggers. „Es hat die Fahrrinnenanpassung, die so wichtig ist für den Hamburger Hafen und Deutschland, überhaupt erst möglich gemacht“, sagt HPA-Geschäftsführer Jens Meier.