Tatenberg. Seit April 2022 ist die Liegewiese an Dove-Elbe gesperrt. Erst 2025 sollen 10.000 Tonnen Erde ausgetauscht werden.
Strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen herrschten in den vergangenen Wochen an vielen Tagen in Hamburg. Da lockt es viele Bewohnerinnen und Bewohner der Hansestadt ans kühle Nass. Doch auf ein Sonnenbad an der Dove-Elbe am Westufer der Regattastrecke muss auch in diesem Sommer wieder verzichtet werden.
Denn die Wiese am Tatenberger Deich ist bereits seit Mai 2022 abgesperrt. Und wird es noch etwa bis Ende 2025 bleiben. So lange wird es voraussichtlich dauern, bis die Fläche saniert und wieder uneingeschränkt als Park und Freizeitfläche genutzt werden kann, teilte Bodo Schlüter vom Referat Altlastensanierung in der Umweltbehörde (Bukea) am Dienstagabend im Regionalausschuss mit.
Tatenberger Deich: Etwa 10.000 Tonnen Erde müssen an Dove-Elbe ausgetauscht werden
Nachdem es erstmals im Jahr 2016 in Vorbereitung von Hamburgs Olympiabewerbung Hinweise gegeben hatte, dass mit der Aufspülung der Fläche in den Jahren 1968 bis 1971 auch kontaminierter Schlick aus Alster und Bille auf der Fläche gelandet sein könnte, hatten weitere Untersuchungen in den Folgejahren die Annahme bestätigt. Verschiedene Giftstoffe wurden in einer Tiefe von 60 Zentimetern bis 1,20 Meter festgestellt.
Dazu zählte auch Arsen, dessen Akutwert deutlich überschritten war: Arsen wird als akut toxisch eingestuft. „Das bedeutet, es reicht der einmalige Kontakt, um Schaden anzurichten“, erklärt Susanne David aus der Abteilung Bodenschutz und Altlasten der Bukea. Und da auf der Liegewiese auch gerne mal Familien mit kleinen Kindern für ein Picknick Halt machen, kam es zu dem Entschluss, die Fläche abzusperren: Man habe es nicht zulassen können, dass belastetes Material etwa durch einen Maulwurf an die Oberfläche getragen wird, kleine Kinder darin spielen und sich die Erde in den Mund stecken oder auch ein Hund das vergiftete Material mit seinen Pfoten nach Hause trägt, erklärt Susanne David mögliche Szenarien.
Kinder sollen wieder guten Gewissens auf der Wiese spielen können
Auch wenn dort auch künftig kein Spielplatz mit Hüpfepferd und Schaukel eingerichtet werden wird, will die Behörde sicherstellen, dass Kinder guten Gewissens wieder auf der Wiese spielen können, erklärt Susanne David. Daher führe nun kein Weg daran vorbei, den belasteten Boden auf der gesamten Liegefläche etwa 60 Zentimeter tief ab- und neue Erde aufzutragen.
Im Jahr 2025 soll mit dem Bodenaustausch begonnen werden. Doch warum dauert das eigentlich noch so lange?, wollte Jörg Froh (CDU) gerne wissen. Allein die Kartierung der Fläche, die in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, erfordere eine lange Vorlaufzeit, denn um sicherzugehen, dass der Artenschutz eingehalten wird, muss zu jeder Jahreszeit überprüft werden, welche Vögel, Insekten oder Käfer dort vorkommen. Doch allein Fachbüros zu finden, die solche Gutachten anfertigen, sei derzeit mehr als schwierig, erklärt die Behörde.
Neben Lastwagen könnten auch Schuten zum Einsatz kommen
Im kommenden Jahr soll dann die Sanierungsplanung erfolgen. Und auch dabei müssen zahlreiche Details geklärt und beachtet werden. Vor allem die Gewichtsbeschränkung mit neun Tonnen für die landseitige Zufahrt über den Tatenberger Deich wird zur Herausforderung werden. Schließlich müssen auf insgesamt etwa 7800 Quadratmetern zwischen Deichfuß und Wanderweg etwa 60 Zentimeter Boden ausgehoben, abtransportiert und auf einer Deponie entsorgt und gesichert werden.
- Umweltbehörde Hamburg: Tatenberger Deichsiel soll zur Fischschleuse werden
- Tatenberger Brücke wird neu gebaut: Erste Arbeiten ab Juli
- Polizei Hamburg: Wassersport auf Dove-Elbe immer beliebter – das hat Folgen
Im Anschluss wird dann eine neue Bodenschicht wieder aufgetragen, modelliert und begrünt werden. Etwa 10.000 Tonnen Erde müssten dabei ausgetauscht werden. „Da werden ziemlich viele Lkw-Ladungen zusammenkommen“, weiß Bodo Schlüter. Neben dem Transportweg per Lastwagen soll daher auch der Einsatz von Schuten über den Wasserweg auf der Dove-Elbe geprüft werden. Erst wenn diese Details geklärt sind und auch die Entwicklung der Baukosten genauer eingeschätzt werden könnten, könne eine verlässliche Kostenschätzung abgegeben werden, erklärt Bodo Schlüter.
Das soll im Laufe des kommenden Jahres erfolgen, sodass die Sanierung voraussichtlich Ende 2024 genehmigt und europaweit ausgeschrieben werden kann. Über das Projekt soll fortlaufend im Internet informiert werden unter www.hamburg.de/altlastensanierung.