Hamburg. Untersuchungen ergaben, dass Schwermetalle wie Arsen und krebserregende Stoffe in der Erde stecken. Das plant nun die Umweltbehörde.

Die Liegewiese am Tatenberger Deich muss abgesperrt werden, weil dort Giftstoffe im Boden festgestellt worden sind, teilt die Umweltbehörde mit. Unter anderem stecken Arsen und Schwermetalle unter der rund zwei Hektar großen Wiese. Die Behörde lässt das gesamte Gelände in Höhe der Grundstücke 34 bis 95 „schnellstmöglich“ mit einem Bauzaun absperren. Bis die Liegewiese eingezäunt ist, wird das Gelände mit Absperrband markiert.

Erstmals entdeckt wurden die sanierungsrelevanten Bodenbelastungen 2016 im Zusammenhang mit der Olympiabewerbung. Die geplanten Sportstätten wurden im Hinblick auf eine sensible Nutzung untersucht. Hierzu gehörte auch die an der Regattastrecke der Dove-Elbe liegende Freifläche. Diese Fläche ist Teil des Altspülfeldes Tatenberger Deich, teilt die Umweltbehörde mit.

Erste Bodenuntersuchungen der Fläche im Sommer 2021

Das Spülgut stammt nach Meinung der Umweltbehörde aus Al­ster und Bille. Mit dem belasteten Schlick wurde das Gelände, das heute in einem Landschaftsschutzgebiet liegt, von 1968 bis 1971 verfüllt und um etwa einen dreiviertel Meter erhöht.

Um die Ausdehnung, die Tiefe und den Aufbau des Spülfeldes Tatenberger Deich zu erkunden, wurden im Sommer 2021 Bohrungen im Rahmen der sanierungsvorbereitenden Untersuchung durchgeführt. Die Laborergebnisse für die Liegewiese bestätigten: Das Spülgut (Auffüllung) der Liegewiese ist belastet, wobei Schwermetalle wie Arsen und das krebserregende Benzo(a)pyren (BaP) die maßgeblichen Belastungen darstellen. Aus den Untersuchungsergebnissen gehe hervor, dass mit zunehmender Tiefe die Schadstoffbelastung auf der Liegewiese zunimmt.

„Eine Gefahr durch direkten Kontakt mit den Schadstoffen besteht aufgrund des Grasbewuchses auf der Fläche nicht“,hieß es im Juli 2021 aus der Umweltbehörde. Doch es könne nicht sichergestellt werden, dass auch aus tiefer gelegenen Bereichen durch etwa Grabeaktivitäten von Bodenlebewesen das höher belastete Bodenmaterial an die Oberfläche der Liegewiese verlagert wird, teilt die Umweltbehörde mit.

Am Uferstreifen keine Gefahr

Des Weiteren gebe es offene Bodenbereiche wegen pflegerischer Maßnahmen. „Um eine Gefährdung durch den Direktkontakt mit dem Boden zu vermeiden, wird ein Betreten der Liegewiese mittels Einzäunung bis zur endgültigen Sanierung der Fläche unterbunden“, sagt David Kappenberg, Sprecher der Umweltbehörde.

Auf dem Uferstreifen wasserseitig des vorhandenen Weges würden die Belastungen der Auffüllung laut Kappenberg deutlich zurückgehen und keine Gefahr darstellen. „Ein Betreten des Weges und des Uferstreifens wird weiterhin möglich sein.“ Der Deich sowie die nördlich und südlich gelegenen Biotopflächen sind nicht abgesperrt.

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Schlick aus den Flüssen häufig belastet

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden aus Elbe, Alster und Bille gebaggerte Sedimente an Land untergebracht. Sie dienten zur Aufhöhung von Hafen- und Industrieflächen, wurden aber laut Umweltbehörde auch gern wegen ihrer Fruchtbarkeit auf landwirtschaftlichen Flächen genutzt.

Die auf diese Weise erhöhten Flächen werden als Altspülfelder bezeichnet. Untersuchungen von Sedimenten aus der Elbe haben ergeben, dass der Schlick hohe Gehalte an Arsen, Blei, Cadmium, Kupfer, Quecksilber und Zink aufweist. Schlick, der nach 1925 gebildet wurde, kann auch mit Dioxinen belastet sein. Seitdem diese Zusammenhänge Ende der 70er-Jahre bekannt wurden, werden die bis dahin üblichen Unterbringungen nicht mehr fortgeführt.

Die Liegewiese am Tatenberger Deich ist mit Flatterband abgesperrt.
Die Liegewiese am Tatenberger Deich ist mit Flatterband abgesperrt. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Es wird eine neue Bodenschicht hergestellt

Ein Überschütten der Fläche komme laut Umweltbehörde nicht infrage. Der Boden soll laut Kappenberg „bis etwa 60 Zentimeter unter der zukünftigen Geländehöhe“ erneuert werden. „Die neue Bodenschicht wird als durchwurzelbare Bodenschicht hergestellt.

Da belastetes Spülgut unter der neu aufzubringenden, durchwurzelbaren Bodenschicht verbleibt, wird die saubere Bodenschicht durch Sicherungsmaßnahmen geschützt.“ Diese würden eine erneute Kontamination etwa durch wasserlösliche Schadstoffe oder durch Grabeaktivitäten von Tieren verhindern, „sodass die obersten 60 Zentimeter der Bodenschicht dauerhaft schadstofffrei bleiben“. Wann die Sanierung beginnt, steht noch nicht fest.

Die Kosten der Sanierung werden auf rund 2,3 Millionen Euro geschätzt. „Die Entsorgungskosten sind der größte Kostenfaktor mit knapp einer Million Euro“, sagt Kappenberg. Die bisherigen Vorbereitungs- und Untersuchungskosten belaufen sich auf knapp 140.000 Euro. Die Fläche befindet sich im Eigentum der Stadt Hamburg. Sämtliche Kosten werden deshalb von der Umweltbehörde getragen.