Hamburg. Schwermetalle und krebserregende Stoffe wurden in Proben festgestellt. Bis zum Austausch des Bodens wird einige Zeit vergehen.

Ob zum Picknick, Sonnenbaden oder zur Rast bei einer Radtour: Die Wiese am Tatenberger Deich mit Blick auf die Regattastrecke Allermöhe und die sogenannten „Liebesinseln“ in der Tatenberger Bucht war gerade in den wärmeren Monaten ein beliebtes Ausflugsziel. Doch schon seit vergangenem Mai ist die Wiese an der Dove-Elbe verwaist: Nachdem dort Giftstoffe im Boden festgestellt worden waren, wurde die Fläche gesperrt – zunächst provisorisch mit rot-weißem Flatterband.

Mittlerweile umgibt ein Bauzaun seit einigen Monaten das etwa 6600 Quadratmeter große Areal. Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben: „Eine Nutzung für Freizeitaktivitäten ist voraussichtlich Ende 2025 wieder möglich“, erklärt Renate Pinzke, Sprecherin der Umweltbehörde (Bukea).

Für Hamburgs Olympiabewerbung wurde der Boden untersucht

Die Fläche war von 1968 bis 1971 für den Bau der Regattastrecke mit Schlick aufgespült worden, der vermutlich aus Bille und Alster stammte. 2016 wurde bei Stichproben im Zuge von Hamburgs Olympiabewerbung festgestellt, dass sich neben Schwermetallen wie Arsen, Blei und Cadmium auch das krebserregende Benzo(a)pyren (BaP) und halogenorganische Verbindungen im Boden befinden. Im Sommer 2021 wurden dann umfangreiche Bodenproben entnommen. Die Untersuchung im Labor bestätigte die Belastung der Wiese.

Da sich die Stoffe im Boden unterhalb der Grasnarbe befinden und es daher keinen direkten Kontakt gebe, gehe von ihnen keine Gefahr für den Menschen aus, hieß es noch im Sommer 2021 von der Umweltbehörde.

Maulwürfe könnten belastetes Material an die Oberfläche bringen

Diese Haltung änderte sich aber in den darauffolgenden Monaten: Da nicht sichergestellt werden könne, dass auch aus tiefer gelegenen Bereichen – etwa durch Grabeaktivitäten von Bodenlebewesen wie etwa Maulwürfen – das belastete Bodenmaterial an die Oberfläche gelangt, und es auch aufgrund pflegerischer Maßnahmen offene Bodenbereiche gebe, wurde die Liegewiese im Mai 2022 für die Freizeitnutzung gesperrt.

„Ein Betreten der Liegewiese wird bis zur endgültigen Sanierung der Fläche mittels Einzäunung unterbunden“, teilte die Behörde damals mit. Gut acht Monate später ist die Sanierungsmaßnahme noch nicht genehmigt, erklärt nun Renate Pinzke. Denn die Sanierungsfläche befinde sich in einem Landschaftsschutzgebiet und vorab müssten Flora und Fauna kartiert werden, so die Bukea-Sprecherin. Die Kartierung werde ab März durchgeführt. Auf Grundlage der Ergebnisse erfolge dann die detaillierte Planung der Sanierung erfolgen, die dann noch genehmigt werden muss.

Bevor saniert wird, müssen Flora und Fauna kartiert werden

Die Genehmigung werde im zweiten Halbjahr dieses Jahres erwartet, so Renate Pinzke. Die Variante, die in der Machbarkeitsstudie für die Sanierung am besten bewertet wurde, sieht einen Bodenaustausch von bis zu 60 Zentimetern Tiefe vor. Die Bauleistungen könnten im Jahr 2024 ausgeschrieben werden. Voraussichtlich im Frühjahr 2025 sollen die eigentlichen Sanierungsarbeiten beginnen, so die Bukea-Sprecherin. Nach erfolgter Sanierung werde die Fläche noch neu begrünt, sodass die Fläche noch etwa drei Jahre gesperrt bleibt. Über den Stand der Dinge der Sanierung informiert die Bukea im Internet unter https://www.hamburg.de/bergedorf/16144306/sperrung-liegewiese-tatenberger-deich/

Die Liegewiese am Tatenberger Deich war an heißen Tagen auch ein beliebter Einstiegsort zum Schwimmen in der Dove-Elbe. Es ist nicht die einzige Badestelle in den Vier und Marschlanden, die derzeit nicht genutzt werden kann: Das Sommerbad Altengamme muss saniert werden, weil die Holzspundwand des Schwimmbeckens am Horster Damm total marode ist. Zudem braucht es einen neuen Brunnen und eine neue Pumpe. Eine Badesaison musste dort im vergangenen Jahr komplett ausfallen. Erst vergangene Woche bewilligte die Hamburgische Bürgerschaft 274.000 Euro aus dem Sanierungsfonds. Gemeinsam mit 126.000 Euro, die die Bezirksversammlung Bergedorf bereits interfraktionell beschlossen hatte, stehen damit 400.000 Euro für die Sanierung des Naturbads zur Verfügung.

Mit Sicherstellung der finanziellen Mittel, soll nun ein Ingenieurbüro beauftragt werden und Ausschreibungen folgen. Damit würden auch die Terminplanungen einhergehen, heißt es aus dem Bezirksamt. Zum jetzigen Zeitpunkt eine zeitliche Perspektive zu benennen sei allerdings unseriös, da die Schwierigkeiten und die preislichen Entwicklungen im Baugewerbe hinlänglich bekannt seien, erklärt die Bergedorfer Verwaltung.