Altengamme. Grüne und SPD wollen in der Bürgerschaft das benötigte Geld zur Verfügung stellen. Kostenloses Naturbad sei wichtig für die Menschen.

Unübersehbar hat der Zahn der Zeit am Sommerbad Altengamme genagt: Die Holzspundwand des in den 1930er-Jahren gebauten Beckens am Horster Damm ist so marode, dass die Badesaison in dem Naturbad im vergangenen Jahr komplett ausfallen musste. Zu groß war die Gefahr für Schwimmgäste, konnte laut eines Gutachtens die Standfestigkeit der verrotteten Holzbohlen nicht gewährleistet werden.

Die Kosten für die notwendige Sanierung wurden auf 400.000 Euro beziffert. Eine große Summe, die die Bergedorfer Verwaltung nicht allein aufbringen kann. Doch nun ist eine Lösung in Sicht: Damit das Sommerbad bald wieder seine Tore öffnen kann, stellen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen 274.000 Euro aus dem Sanierungsfonds Hamburg 2030 bereit. Über den gemeinsamen Antrag wird in der kommenden Bürgerschaftssitzung am Mittwoch, 1. Februar, abgestimmt. Gemeinsam mit den Mitteln des Bergedorfer Bezirksamtes sei damit die künftige Nutzung des kostenlosen Bades gesichert.

Naturbad Altengamme: Kein Eintritt und kein Chlor

„Das Naturbad Altengamme ist ein außergewöhnlicher Ort in den Vier- und Marschlanden. Gerade auch in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten ist das kostenlose Bad wichtig für Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft, die die warme Jahreszeit im und am Wasser genießen wollen“, sagt Jennifer Jasberg, Vorsitzende der Grünen Fraktion Hamburg und Wahlkreisabgeordnete aus Bergedorf. Sie habe sich persönlich dafür eingesetzt, die Finanzierungslücke mit Landesmitteln zu schließen. „Nun freue ich mich, wenn das Bezirksamt zügig mit der Beauftragung der Baufirmen loslegen kann“, so Jennifer Jasberg.

Die nun sichergestellte Sanierung sei eine tolle Nachricht für alle Bergedorferinnen und Bergedorfer, ist Nils Hansen, Wahlkreisabgeordneter der SPD-Fraktion Hamburg aus Bergedorf überzeugt. Der kostenfreie Eintritt ermögliche es allen Hamburgerinnen und Hamburgern, unabhängig vom Geldbeutel, sportlich aktiv zu sein oder sich mit Familie und Freunden im Freibad abzukühlen.

„Eine Besonderheit stellt das Grundwasser dar, mit dem das Becken des Naturbades gefüllt ist. Dank ihm können hier auch Menschen baden, die sich nicht dem chlorhaltigen Wasser anderer Schwimmbäder aussetzen möchten“, stellt Nils Hansen fest.

Spundwand im Nichtschwimmerbereich ist total marode

Das 20 Meter breite und 100 Meter lange Schwimmbecken des Sommerbades wird von Grundwasser gespeist, zudem wird Brunnenwasser aus 30 Metern Tiefe zugeführt. Daher gilt das Naturbad auch als eines der kältesten Badegewässer der Stadt. Das hielt Stammgäste aber nicht davon ab, stets schon zu Beginn der Badesaison im Mai ihre ersten Bahnen zu ziehen.

Im vergangenen Jahr mussten sie darauf verzichten. Nun soll das Bad wieder nutzbar gemacht werden. Bis dahin muss aber auch ein neuer Brunnen eingebaut werden. Die Arbeiten seien bereits in der vorbereitenden Planung, erklärte Lars Rosinski, Regionalbeauftragter des Bergedorfer Bezirksamtes, in der jüngsten Sitzung des Regionalausschusses. Bevor die weiteren notwendigen Arbeiten starten können, müsse es noch eine genaue Begutachtung des Schwimmbeckens im Schwimmerbereich sowie eine geotechnische Untersuchung des Geländes geben, teilte Rosinski mit.

Sommerbad Altengamme vor der Saison 2022: Gehwegplatten sind am Beckenrand eingebrochen.
Sommerbad Altengamme vor der Saison 2022: Gehwegplatten sind am Beckenrand eingebrochen. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Naturbad beschäftigte schon mal den Hamburger Senat

Nachdem der Gutachter bekräftigt hatte, dass die Spundwand im Schwimmerbereich noch etwa zehn, maximal 20 Jahre halten werde, hatte sich der Regionalausschuss im November dafür ausgesprochen, zunächst einmal die Spundwand im Nichtschwimmerbereich sanieren zu lassen. Dort sind die Holzspundwände so stark verrottet, dass zwischen den Holzbohlen bereits problemlos durchgestochert werden kann.

Am Beckenrand sind bereits Gehwegplatten eingebrochen, denn der Sand, der einst darunter die Platten stützte, ist mittlerweile durch die marode Holzspundwand ins Becken gerieselt, wo er nun am Grund liegt. Die Bezirksversammlung Bergedorf hat bereits interfraktionell beschlossen, 126.000 Euro für die Sanierung bereitzustellen. Gemeinsam mit dem Geld aus dem Sanierungsfonds stehen daher nun insgesamt 400.000 Euro zur Verfügung.

Im Regionalausschuss der Bergedorfer Bezirksversammlung ist das Sommerbad Dauerthema. Doch auch in der Hamburgischen Bürgerschaft ist es auch nicht ganz neu: Bereits im September hatte die CDU-Fraktion einen Antrag gestellt, damit der Senat die Mittel für die Sanierungsarbeiten zur Verfügung stellt und das Naturbad zur Sommersaison 2023 wieder den Besuchern zur Verfügung steht. Der Antrag wurde allerdings mehrheitlich mit den Stimmen der SPD und Grünen gegen die Stimmen der CDU, Linken und AfD abgelehnt.