Ohe. Nach dem dritten Platz in der vergangenen Saison zählen die Reinbeker Fußballer dieses Mal zu den Favoriten. Aus gutem Grund
Es ist inzwischen schon Tradition beim FC Voran Ohe, dass die Spieler des Fußball-Landesligisten zu Saisonbeginn gemeinsam einen Zug durch die Gemeinde machen. Genau genommen spazieren sie in kleinen Teams mit Bollerwagen durch Ohe und machen dabei halt an acht verschiedenen Stationen, die im Dorf wohnende Förderer und Helfer des Clubs aufgebaut haben. Da wird dann geklönt, gespielt, getrunken und gelacht. „Es geht darum, die Leute, die uns unterstützen, kennenzulernen und ihnen unsere Wertschätzung auszudrücken“, erklärt Coach Matthias Wulff.
Auf ein gutes Miteinander wird am Amselstieg viel Wert gelegt. Das größte Pfund, mit dem der kleine Verein wuchern kann, ist der große Zusammenhalt, die familiäre Atmosphäre. Über die Jahre hinweg ist für die Kicker so eine Wohlfühloase entstanden, die auch immer wieder umworbene Akteure wie Kapitän Daniel Walek den Lockrufen der Konkurrenz widerstehen ließ. „Es gibt nicht mehr so viele Clubs, bei denen man die Kombination aus Kameradschaft und ambitioniertem Fußball vorfindet. Das war ja auch ein Grund, warum ich hier hingegangen bin“, sagt Wulff, der in seine dritte Saison als Voran-Trainer geht.
Anstoß: FC Voran Ohe will bis zum Ende um die Meisterschaft mitspielen
Nach den Rängen fünf und drei in den vergangenen beiden Jahren zählen die Stormarner nun nach der Papierform zu den Titelfavoriten, zumal mit dem ETSV Hamburg und dem Düneberger SV die Überteams der Vorserie nun in der Oberliga um Punkte kämpfen. „Ob wir jetzt zu einem Spitzenteam werden, muss sich zeigen. Wir wollen es in jedem Fall. Unser Wunsch ist es, bis zum Ende um den ersten Platz mitzuspielen“, erklärt Wulf. Der 40-Jährige betont aber zugleich, dass der Erfolg in Ohe „nicht um jeden Preis“ erzwungen werde und es immer auch um „Entwicklungsschritte“ gehe.
Die Vorzeichen für eine erfolgreiche Saison stehen für das „Weiße Ballett“ aber fraglos sehr gut. Denn nachdem es vor den vergangenen beiden Spielzeiten aus Alters- und sportlichen Gründen jeweils große personelle Umbrüche bei den Reinbekern gegeben hatte, musste der Kader diesmal nur punktuell verstärkt werden.
Im Sturm ruhen die Hoffnungen auf dem Neuzugang Ibrahim Özalp
Lediglich drei Spieler wurden verpflichtet, die laut Wulff aber alle perfekt ins skizzierte Anspruchsprofil passen. „Uns hat es in der letzten Serie an Tempo über die Außen gemangelt. Zudem fehlte uns ein echter ‚Neuner‘. Was uns gefehlt hat, haben wir nun gefunden“, sagt Wulff.
In dem Oberliga-erfahrenen Ibrahim Özalp, der jahrelang für den SC Condor in Hamburgs Beletage auf Torejagd ging, konnte ein gelernter Mittelstürmer verpflichtet werden. Durch den Transfer des 29-Jährigen vom TSV Glinde dürfte sich Oliver Franz in Zukunft wieder auf seine eigentliche Aufgabe als Innenverteidiger konzentrieren können. Der Routinier hatte in der abgelaufenen Spielzeit immer wieder als Mittelstürmer ausgeholfen und das laut Wulff auch „gut gemacht“.
Dassendorfer Talent Linus Feldpausch stürmt jetzt für Ohe
Neben Özalp wurden in Linus Feldpausch von der TuS Dassendorf sowie Demirhan Aaron Brüning vom Bezirksligisten SC Eilbek zwei junge, spannende Fußballer geholt, die viel Dynamik, Technik und Tempo mitbringen. Zudem sind einige andere Kicker aus dem Aufgebot (Tim Schmidt, Tom Schweißing, Max Tautz) noch längst nicht am Ende ihrer fußballerischen Entwicklung angekommen. Es schlummert also noch jede Menge Potenzial im Kader des FC Voran Ohe.
Nach den Umbauarbeiten der vergangenen Jahre sowie den jetzt erfolgten Verpflichtungen scheint der Kader nun sehr homogen zu sein. Ein nennenswertes Leistungsgefälle zwischen den Akteuren ist kaum zu erkennen. Bei so vielen guten Spielern wird es für Wulff wohl vor jedem Spiel Härtefälle geben, sollte das Team nicht von großem Verletzungspech heimgesucht werden.
Oher Trainerteam will Personalentscheidungen gemeinsam treffen
Der 40-Jährige wird seine Personalentscheidungen nicht im Alleingang treffen, sondern wie bereits zuvor sein Trainerteam einbeziehen. Und zu dem gehört nun neben Dominik Fey auch Sören Deutsch als weiterer Co-Trainer. Trotz vieler Jahre als Chefcoach (SC Vier- und Marschlande II sowie Glinde) hatte der 47-Jährige kein Problem damit, nun in nicht hauptverantwortlicher Position tätig zu sein. „Es war mir wirklich etwas unangenehm, ihn anzurufen, weil er ja schon länger als ich Trainer ist“, gesteht Wulff. „Aber wir sind schon lange befreundet. Und ich habe ihm dann erzählt, was in Ohe für eine Entwicklung möglich ist. Und er hat dann auch sehr schnell zugesagt.“
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Ohnehin war Sören Deutsch noch nie jemand, der persönliche Eitelkeiten in den Vordergrund stellen würde. Mit dieser Einstellung sollte „Strähne“, wie der Nachfolger des aus beruflichen Gründen ausgeschiedenen Marco Wyrwinski gerufen wird, perfekt nach Ohe passen. „Es bringt hier unheimlich viel Spaß“, sagt Deutsch trotz mancher Dämpfer in der Vorbereitung.
Die Vorbereitungsergebnisse geben wenig Anlass zum Optimismus
So erreichte der FC Voran beim Vierlandencup des SV Altengamme zwar das Finale, bekam dort aber beim 2:8 gegen den Oberligisten TuS Dassendorf die Grenzen aufgezeigt. Noch deprimierender war der jüngste Auftritt am heimischen Amselstieg gegen den Landesligisten Barmbek-Uhlenhorst aus der Hammonia-Staffel, als die Partie beim Zwischenstand von 0:3 schon nach einer halben Stunde entschieden war und Voran-Verteidiger Marcel Dieckmeyer zudem noch ein Eigentor unterlief. Endstand: 2:5.
Bereits am Freitagabend steht der erste Höhepunkt der neuen Saison an, wenn in der ersten Pokalrunde mit Voran Ohe und Vorwärts-Wacker Billstedt die beiden wohl besten Mannschaften der Hansa-Staffel aufeinandertreffen (19.30 Uhr, Amselstieg). „Das ist ein absoluter Kracher!“, freut sich der 1. Vorsitzende Daniel Schmitt. Eine Woche später starten die Oher dann mit einem weiteren Heimspiel gegen den ASV Hamburg in die Landesliga-Saison (28. Juli).