Reinbek. Thomas Keller siegt beim erstmals ausgetragenen Masters-Turnier des Wentorf-Reinbeker Golf-Clubs. Doch es war etwas Zufall mit im Spie.l

Die Premiere des Masters-Turniers im Wentorf-Reinbeker Golf-Club wurde zu einem sportlichen Krimi. Erst am allerletzten der 54 zu spielenden Löcher setzte sich Thomas Keller (WRGC) von seinem Clubkameraden Eric Eisenbeiß ab. So durfte sich Keller schließlich in der Tradition des Profi-Masters in den USA das Sakko des Siegers überstreifen und die Fahne des letzten Lochs behalten. Keller hatte beim WRGC Masters am Ende zwei Schläge Vorsprung auf Eisenbeiß und fünf Schläge auf den Dritten Simon Bauer vom Golf-Club Hamburg Wendlohe.

„Eric hat am letzten Loch etwas zu aggressiv geputtet. Das ist ja verständlich, wenn es um so viel geht“, urteilte Keller, mit 47 Jahren deutlich älter und erfahrener als der 25-jährige Geesthachter, dessen jüngere Schwester Christin Eisenbeiß (22) deutsche Mannschaftsmeisterin der Damen ist. „Ich kenne den Platz seit 30 Jahren“, sagt Familienvater Keller, der auch schon seine Töchter Marietta (10) und Charlotte (8) mit seiner Golf-Leidenschaft angesteckt hat. „Wir sind genauso“, sagen sie selbstbewusst. Nur die Mama gehe lieber zum Reiten.

Heiße Masters-Premiere im Wentorf-Reinbeker Golf-Club

Ein schwerer Ritt war bei Temperaturen von bis zu 30 Grad auch das WRGC Masters für die 59 Teilnehmer. Dabei zeichnete sich von Beginn an an der Spitze ein Dreikampf ab. Simon Bauer erwischte auf der ersten Runde einen Sahnetag und blieb mit 68 Schlägen vier unter Par. Diese Runde sollte bis zum Turnierende niemand mehr toppen. Doch Thomas Keller (69) und Eric Eisenbeiß (70) hielten Schritt.

Die Top 5 des Masters-Turniers 2023, v.l.: Luca Kilian Prahl (WRGC, 4.), Eric Eisenbeiß (WRGC, 2.), Thomas Keller (WRGC, 1.), Simon Bauer (GC Hamburg Wendlohe, 3.) sowie Ira-Christina Wirth (GC Hamburg-Holm, 5.)
Die Top 5 des Masters-Turniers 2023, v.l.: Luca Kilian Prahl (WRGC, 4.), Eric Eisenbeiß (WRGC, 2.), Thomas Keller (WRGC, 1.), Simon Bauer (GC Hamburg Wendlohe, 3.) sowie Ira-Christina Wirth (GC Hamburg-Holm, 5.) © Volker Gast | Volker Gast

Am zweiten Tag, als das Thermometer auf Rekordwerte kletterte, brach Bauer ein, während sich Eisenbeiß und Keller absetzten. Vor der letzten und entscheidenden Runde trennte sie nun nur ein einziger Schlag. Was würde sich nun durchsetzen, Kraft oder Erfahrung? „Natürlich schlägt Eric weiter als ich, aber auf diesem Platz kommt es vor allem auf präzises Spiel an“, erläutert der elffache WRGC-Vereinsmeister Thomas Keller, der dreimal pro Woche den Schläger schwingt.

Wer in die Bäume gerät, muss die Hoffnung auf eine gute Platzierung begraben

Denn die pittoreske Anlage des Wentorf-Reinbeker Golf-Clubs hat ihre Tücken. Zahllose Bäume säumen das Areal, zudem geht es permanent rauf und runter. Wer hier spielt, lernt Demut. Das gilt vor allem für ein Brutto-Turnier wie das erstmals ausgetragene Masters, bei dem über drei Tage hinweg jeder einzelne Schlag zählt. Wer sich einmal in den Bäumen verheddert und Schlag um Schlag investieren muss, um aus der Bredouille wieder herauszukommen, der schleppt diese Bürde für den Rest des Turniers mit.

Genau dieses Schicksal drohte nun Thomas Keller just in dem Moment, als er drauf und dran war, die Führung im Turnier zu übernehmen. An Loch 4 verzog er einen Schlag völlig. Scheinbar unaufhaltsam flog der Ball in Richtung Bäume. Würde er dort landen, wäre das wohl die Vorentscheidung zugunsten von Eisenbeiß. „Am Rand der Bahn steht jedoch eine überdachte Parkbank“, schilderte Keller die dramatischen Augenblicke. „Von der Überdachung prallte der Ball zu meinem Glück hinüber zum Abschlagbereich von Loch 18. Von dort konnte ich dann problemlos weiterspielen.“

Der Wentorf-Reinbeker Golf-Club ist der viertälteste Golfverein Deutschlands

So hat also eine überdachte Parkbank im Wentorf-Reinbeker Golf-Club Geschichte geschrieben. Das passt irgendwie zum viertältesten Golfverein Deutschlands, der 1901 von Kaufleuten gegründet wurde und in dem man die Zeit so schön an sich vorbeiziehen lassen kann. So musste der Initiator und Organisator des Turniers, Luca Kilian Prahl, in der traditionsbewussten Mitgliedschaft des Clubs schon einige Widerstände überwinden, bevor er seine Idee eines dreitägigen Masters-Turniers in die Tat umsetzen durfte.

„Es war einige Überzeugungsarbeit zu leisten, die Anlage drei Tage lang für die Mitglieder zu sperren, aber es hat sich gelohnt“, bilanziert Prahl, der auch selbst mitspielte und mit sieben Schlägen Rückstand Vierter wurde. Im kommenden Sommer soll es die zweite Auflage des Events geben, der genaue Termin steht aber noch nicht fest.