Ohe. Bei der Suche nach Verstärkungen steht ein Torjäger ganz oben auf der Wunschliste der Stormarner. Warum der so schwer zu finden ist.
Früher war im Fußball vieles anders: Der Libero drosch als letzte Instanz die Bälle weg, wenn der Vorstopper den Angriff des Gegners nicht zuvor schon rustikal unterbunden hatte. Im Mittelfeld regierte ein talentierten Ballverteiler, der meist mit der Rückennummer „10“ auflief. Und ganz vorne stand der Mann mit der „9“ auf dem Jersey. Der Mittelstürmer hatte zwar einen geringen Bewegungsradius, dafür aber einen exzellenten Torriecher. Vergangenheit. Der Libero ist ausgestorben, den Job des Vorstoppers hat der defensive Mittelfeldspieler, „Sechser“ genannt, übernommen, und im Angriff setzen viele Profi-Trainer inzwischen auf eine „falsche Neun“, also einen zusätzlichen Mittelfeldspieler statt eines Angreifers.
Der Neuaufbau beim FC Voran Ohe ist gelungen
Matthias Wulff, Geburtsname Figge, war früher Libero. Ein ziemlich guter sogar. Nun ist der Mann, der sich zu aktiven Zeiten nicht so gerne bewegte, dafür aber ein nahezu perfektes Stellungs- und Kopfballspiel hatte, Coach beim FC Voran Ohe. Der frühere Kapitän und Trainer des SV Curslack-Neuengamme hat erst eine komplizierte Übergangs-Saison erfolgreich moderiert und nun einen Neuaufbau mit einigen jungen Spielern bei den Reinbekern forciert. Das „Weiße Ballett“ ist aktuell punktgleich mit dem Tabellenvierten Vorwärts-Wacker Billstedt Sechster des Klassements. Es wäre vielleicht bereits in dieser Serie mehr möglich gewesen, wenn Wulff einen Torjäger in seinen Reihen hätte.
Doch den gibt es nicht. Mit acht Saisontoren ist Mike Beldzik der erfolgreichste Oher Goalgetter. Das reicht in der Torjägerliste der Landesliga gerade mal zu Platz 26. Obwohl der FC Voran also häufig viel Wucht und Kreativität im Angriffsspiel entwickelt, wird er in dieser Serie nur im Verfolgerfeld einlaufen. „Fakt ist, dass uns ein Mittelstürmer fehlt. Wir haben keinen 20-Tore-Stürmer. Aber den brauchst du, wenn du ein Spitzenteam sein willst. Wir sind da auf der Suche“, sagt der Trainer. Seinen Worten ist unmissverständlich zu entnehmen, dass Ohe in der kommenden Spielzeit um den Aufstieg kämpfen möchte. Die Vorzeichen dafür stehen gut: Alle Stammkräfte haben verlängert. „Es war uns erst einmal wichtig, intern Klarheit zu haben. Dann weißt du, welche Positionen du noch nachschärfen kannst“, erklärt Wulff.
Ohes neuer Co-Trainer hat Stürmerblut in den Adern
Der ehemalige Libero wird in der kommenden Saison von Sören Deutsch als Co-Trainer unterstützt. Er ersetzt Marco Wyrwinski, der sein Amt aus beruflichen Gründen aufgibt. „Strähne“, wie Deutsch gerufen wird, war viele Jahre Coach des Bezirksligisten TSV Glinde, bevor er in der Winterpause sein Amt freiwillig niederlegte. Zu seinen aktiven Zeiten war Sören Deutsch eine echte „9“ – nicht immer sehr laufstark, aber stets torgefährlich. Ein echter „Knipser“ eben. Nach einem wie ihm, der aussichtsreiche Situationen im Strafraum perfekt antizipierte, suchen sie in Ohe. „Aber solche Spieler sind nicht so leicht zu finden“, bedauert Wulff. Erst wenn das gelungen ist, sei das Team bereit, ganz oben anzugreifen.