Geesthacht. Cleveres SV Halstenbek-Rellingen triumphiert im Oberliga-Aufstiegsspiel. Was das jetzt für den Geesthachter Stadtteilclub bedeutet.

Es lief bereits die Nachspielzeit im zweiten Aufstiegsspiel zur Fußball-Oberliga zwischen dem Düneberger SV und der SV Halstenbek-Rellingen, da versuchte Stadionsprecher Tommy Grümmer ein letztes Mal, die DSV-Fans unter den rund 700 Zuschauern am Silberberg zur Unterstützung für ihr Team zu animieren. „Jetzt macht mal Stimmung hier, das kann ja wohl nicht wahr sein“, sagte er mit einer großen Portion Verzweiflung in der Stimme. Dann brüllte Grümmer selbst „Düneberg, Düneberg, Düneberg“ ins Mikrofon. Es half nichts mehr. Kurz darauf ertönte der Schlusspfiff. Die Kicker der Hausherren sanken beinahe kollektiv zu Boden. Einige vergossen Tränen. Das 2:2 im zweiten Duell mit den „Baumschulern“ war nach der 2:3-Niederlage im Hinspiel zu wenig, um den Sprung ins Hamburger Oberhaus perfekt zu machen.

Thomas Nowottnick, 2. Vorsitzender und Ligamanager des Geesthachter Stadtteilclubs, versuchte, die Spieler mit einer emotionalen Ansprache im Mannschaftskreis aufzurichten. Er erinnerte sie an die tolle Saison, die sie gespielt und mit dem zweiten Platz in der Landesliga gekrönt hatten. „Wir feiern heute trotzdem“, schrie der Unternehmer. Dann nahm Nowottnick seine Brille herunter und wischte sich die Tränen aus den Augen, während aus den Lautsprechern der ebenso schöne wie melancholische Song „Time to Say Goodbye“ erklang.

Düneberger SV bleibt eine ganze Saison zu Hause ungeschlagen

„Es ist schade, dass wir uns nicht belohnt haben. Wir sind die ganze Saison zu Hause ungeschlagen geblieben und jetzt trotzdem nicht aufgestiegen. Aber es nützt ja nichts. So ist der Fußball“, sagte Nowottnick. So groß die Enttäuschung bei ihm und allen Dünebergern nach dem verpassten Sprung in die Oberliga auch war, noch lebt der Traum. Denn sollte der Eimsbütteler TV über die am kommenden Wochenende beginnende Relegation den Sprung in die Regionalliga schaffen, rücken die Geesthachter in die Hamburger Oberliga nach.

Sie hatten die Aufstiegstrikots schon fertig: Frust bei den Dünebergern Tarik Cosgun, Paul Jürß und Joscha Behrens (v.l.) nach dem Schlusspfiff.
Sie hatten die Aufstiegstrikots schon fertig: Frust bei den Dünebergern Tarik Cosgun, Paul Jürß und Joscha Behrens (v.l.) nach dem Schlusspfiff. © Hanno Bode | Hanno Bode

„Die Aufstiegs-T-Shirts werden nicht geschreddert, sondern aufgehoben“, erklärte Nowottnick. Dass die Düneberger die Jerseys bereits hatten anfertigen lassen und sie während der Partie in einem großen braunen Karton neben der Auswechselbank standen, zeugte von der Zuversicht, die stark ersatzgeschwächt angereisten Halstenbeker – ihnen fehlten am Silberberg sechs Akteure – mit den erforderlichen zwei Toren Unterschied schlagen zu können.

Und die Elf des zum Lüneburger SK wechselnden Trainers Dennis Tornieporth erwischte einen Traumstart. Bereits mit dem ersten Angriff brachte Joscha Behrens die Hausherren nach einer Flanke von Namensvetter Corvin Behrens per Kopf mit 1:0 in Führung (3.). Julian Mertsch (10.), Marvin Möller (14.) und Tarik Cosgun (22.) besaßen Möglichkeiten, zu erhöhen. Die Gäste, die früh verletzungsbedingt wechseln mussten (18.), blieben trotz der stürmischen Düneberger Anfangsphase ruhig. Sie schienen auf Fehler des DSV zu lauern – und die Tornieporth-Elf tat ihnen den Gefallen.

Katastrophaler Fehlpass von Joe Warmbier leitet Wende ein

So leistete sich Routinier Joe Warmbier in der eigenen Hälfte einen Fehlpass in die Füße von Pascal Haase. Der sah, dass Keeper Nic Fischer etwas weit vor seinem Gehäuse stand, und überwand den Schlussmann aus 40 Metern mit einem Heber zum 1:1 (30.). Nun drohte die Partie komplett zu kippen: Nach einem Foul von Julien Wolter an Sergio Batista zeigte Schiedsrichter Thomas Bauer (Rahlstedter SC) auf den Elfmeterpunkt (36.). Haase lief an, scheiterte aber mit seinem schwachen Versuch an Fischer. „Das war doch jetzt der Weckruf!“, rief Stadionsprecher Grümmer ins Mikrofon. Aber er irrte. Bis zur Pause vermochten es die Gastgeber nicht mehr, fußballerische Linie und vor allem Tempo in ihr Spiel zu bekommen.

Auch nach dem Seitenwechsel wirkte der DSV zunächst gehemmt. Die Tornieporth-Elf mühte sich zwar nach Kräften, aber es mangelte ihr an der Leichtigkeit und Entschlossenheit, mit der sich in der Landesliga-Saison von Sieg zu Sieg geeilt war. Dennoch schien sich für die Geesthachter alles zum Guten zu wenden, als Warmbier wie aus dem Nichts nach einem zunächst abgewehrten Eckstoß zum 2:1 traf (58.). Corvin Behrens hatte acht Minuten später den dritten Düneberger Treffer auf den Fuß, scheiterte jedoch am glänzend reagierenden Torhüter Knut-Ole Mohr.

Dennis Tornieporth - das letzte Spiel als Trainer beim Dünerberger SV

HR, das seit Wochen kaum noch trainiert, schien mit den Kräften am Ende zu sein. „Jetzt brechen wir langsam wieder ein“, seufzte Gäste-Trainer Heiko Barthel. Tatsächlich schleppten sich viele seiner Akteure ab Mitte des zweiten Durchgangs nur noch über den Platz. Die verkrampften Düneberger vermochten es aber nicht, die „angeschlagenen Boxer“ in die Seile zu schicken. Ganz im Gegenteil: Die Halstenbeker wurden bei einem ihrer wenigen Entlastungsangriffe nicht konsequent genug angegriffen und kamen durch Omar Nabizada, der Fischer im Nachschuss bezwang, zum 2:2 (85.).

Der DSV warf daraufhin mit dem Mute der Verzweiflung alles nach vorn und besaß durch Joscha Behrens, dessen Kopfball Mohr an die Latte lenkte (89.), noch die Chance zum 3:2, mit dem sich die Gastgeber in die Verlängerung gerettet hätten. So aber herrschte wenige Minuten später das große Entsetzen am Silberberg. „Wir haben zu lethargisch gespielt und konnten nicht unsere volle Power abrufen. Dann reicht es einfach nicht, wenn nicht alle an ihre Leistungsgrenze kommen“, resümierte Tornieporth nach seinem letzten Spiel als Düneberg-Trainer.

Düneberger SV: Fischer – Wolter (82. Boakye), Warmbier, Sanni, Dykier (46. Lübbers) – Jürß, Cosgun, Mertsch, C. Behrens – J. Behrens, Möller