Geesthacht. Die Spieler des Düneberger SV und ihre Gegner hadern mit dem neuen Belag am Silberberg. Ist beim Einbau alles glatt gelaufen?
Die ersten Beschwerden über den Zustand des neuen Kunstrasenbelages am Sportplatz Silberberg hatte es prompt nach dem Premierenspiel gegeben. „Die Fußballer klagten nach der Partie über einen rutschigen Platz und, dass der Ball eigenartige Bewegungen gemacht habe“, schrieb unsere Zeitung nach dem ersten Spiel auf der sanierten Sportanlage in Geesthacht zwischen der ersten Herrenmannschaft des Düneberger SV und dem SV Nettelnburg/Allermöhe am 17. Oktober 2020.
Damals tat Stadtsprecher Michael Zühlke dies noch mit „Gewöhnungssache“ ab. Inzwischen ist ein Labor beauftragt, den Zustand des Kunststoffrasenbelages zu untersuchen, denn die Beanstandungen rissen nicht ab. Der Düneberger SV vermutet, dass bei den Arbeiten irgendetwas schief gelaufen ist.
Düneberger SV: Warum ist der Kunstrasen so rutschig?
Hintergrund: Der Platz am Silberberg war 2008 als erste Sportanlage der Stadt mit Kunstrasen versehen worden und die Lebenszeit der alten Decke dann abgelaufen. Wegen eines drohenden EU-Verbots von Mikroplastik war damals beim Verfüllstoff der künstlichen Halme von Kunststoffgranulat zu einer Kork-Sand-Mischung gewechselt worden.
Ob es daran liegt, kann Thomas Nowottnick, der 2. Vorsitzende des Düneberger SV, nicht beurteilen. Er stellt aber fest: „Sobald es auch nur ein bisschen feucht ist, ist es eine absolute Rutschpartie. Das haben wir gerade erst wieder am Sonntag im Testspiel gegen Dassendorf erlebt (Endstand 0:5, die Red.).“ So war es auch im November, als unsere Redaktion nach einem Landesliga-Spiel titelte: „Düneberger SV übersteht Rutschpartie ohne Ausrutscher“.
Trainer Tornieporth: „Platz müsste eigentlich gesperrt werden“
Sogar noch einen Schritt weiter geht Trainer Dennis Tornieporth. „Normalerweise müsste der Hamburger Fußball-Verband den Sportplatz sperren, so verletzungsgefährlich ist es“, sagt der ehemalige Drittliga-Profi (unter anderem FC St. Pauli). Viele Akteure, auch aus der Jugendabteilung, würden nach Spielen am Silberberg über Leisten- oder Adduktorenprobleme klagen. Für eine Sperrung der Anlage ist allerdings nicht der Verband, sondern die Stadt Geesthacht zuständig, der die Anlage gehört.
Mehrfach haben sich Düneberger Vereinsvertreter seit Herbst 2020 bei Mitarbeitern der Verwaltung über den Zustand beschwert. Dazu teilt die Verwaltung mit: „Das begleitende Planungsbüro, die ausführende Firma und die Produktionsfirma wurden zur Thematik hinzugezogen.“ Zunächst sei vereinbart worden, dass zu den aufgebrachten zehn Tonnen Sand weitere 40 Tonnen auf dem Platz verteilt werden sollen. Thomas Nowottnick spricht sogar davon, dass es 60 zusätzliche Tonnen gewesen seien. „Und sehen kann man von dem ganzen Sand gar nichts mehr. Das ist doch merkwürdig“, betont Nowottnick.
Kunstrasen: Faser ist nicht gleich Faser
Als dann keine Besserung eintrat, wurde ein Labor beauftragt. Warum diese Analyse so wichtig ist, erklärt Sascha Knoche, Oberbauleiter der Firma Weitzel Sportstättenbau, die in der Region, etwa zuletzt in Börnsen und auch schon in Geesthacht, diverse Kunstrasenanlagen gebaut hat. „Die Kunstrasenentwicklung ist ein fortlaufender Prozess. Allein bei der Konstruktion der Fasern gibt es viele Unterschiede: Es gibt sichelförmige, spiralförmige oder rautenförmige Fasern, um nicht alle zu nennen“, so Knoche.
Den Kunstrasen ausgetauscht hatte 2020 eine Firma aus Sachsen. Der neue Belag trägt den Namen „Team Master Plus 32/180“ und kann bis zu 16 Jahre lang halten. Während der alte Kunstrasen nur zu 80 Prozent ins Recycling gegeben werden konnte, kann der neue Kunstrasen später bis zu 99,8 Prozent wiederverwertet werden.
Trainer Tornieporth lädt Bürgermeister zum Probetraining ein
Der Fehler kann bereits vor dem Verlegen passiert sein, wie Sascha Knoche erläutert: „Ich kann mich an einen Fall erinnern, als ein Produzent von Kunststofffasern versehentlich zu viel Öl in seinen Maschinen verwendet hatte, was den Platz extrem rutschig machte.“ Ein Jahr habe es anschließend gedauert, bis sich das Öl von den Fasern gelöst hätte.
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Neuerdings würde mit Nike der erste Schuhhersteller spezielles Schuhwerk für verschiedene Kunststoffrasenarten entwickeln. Ob das nicht vielleicht zur Lösung des Problems beitragen könnte, fragt Knoche. „Bei uns haben die Spieler diverse Sorten an Schuhen. Ob Multinoppen oder Noppen – mit keinem Paar hat man richtigen Stand. Unsere beiden Neuzugänge aus Wentorf lagen beim ersten Training nur auf dem Boden, dabei sind sie von dort Kunstrasen gewöhnt“, sagt DSV-Trainer Dennis Tornieporth und machte hernach ein Angebot.
„Ich lade hiermit unseren Bürgermeister zu einem Probetraining bei uns ein, damit er merkt, wie rutschig es ist. Vielleicht geht es dann ja endlich mal schneller“, so Tornieporth weiter. Am 19. Januar hat jener angesprochene Olaf Schulze bereits einen Termin mit dem Düneberger Vorstand. Dann wird auch Thomas Nowottnick das Thema erneut ansprechen. Ob die Laborergebnisse schon vorliegen, konnte die Verwaltung am Dienstag, 10. Januar, nicht mitteilen.