Wohltorf. Hockey-Herren des TTK Sachsenwald bezwingen Spitzenreiter Marienthal. Warum es mit dem Aufstieg wohl trotzdem nicht mehr klappen wird.
Das Spitzenspiel in der Hockey-Oberligapartie zwischen dem Tabellendritten TTK Sachsenwald und dem Spitzenreiter Marienthaler THC steht Mitte der zweiten Hälfte beim Stand von 1:1 Spitz auf Knopf. Jan Kordts hat die Hamburger mit der ersten richtigen Chance der Gäste in Führung gebracht (5.), TTK-Kapitän Finn Dabelstein mit einer wunderschönen Argentinischen Rückhand in den Winkel ausgeglichen (28.). Nun rennen die Wohltorfer an, wollen die Entscheidung erzwingen.
Doch die Konter der Gäste sind gefährlich: Völlig frei kommt ein Hamburger Stürmer zum Schuss, schlenzt die Kugel in Richtung TTK-Tor, wo Keeper John Brunemeier instinktiv seinen Schläger hochreißt und den Ball grandios abwehrt. Auch die anschließende Strafecke ist nicht drin. Die Wohltorfer sind noch einmal davongekommen.
Meistertitel in der Hockey-Oberliga kaum noch zu schaffen
Und sie schlagen zurück: Klaas Hilmer stürmt mit einer Energieleistung an zwei Gegenspielern vorbei, bedient Jakob Wittmann, der blitzschnell in den Schusskreis spielt und Christian Neumann findet. Dessen Abschluss kann nur durch eine Fußabwehr gestoppt werden – Kurze Ecke. Erstmals wählt Dabelstein statt eines harten Schusses einen Schlenzer und trifft unhaltbar zum 2:1 (55.) – der Siegtreffer!
Für die Gästeteams haben Niederlagen am Tonteich stets den Charme, dass sich die Spieler hinterher ins kühle Nass stürzen und sich den Frust buchstäblich von der Seele waschen können. Davon machten die Marienthaler am Sonnabend bei sommerlichen Temperaturen ausgiebig Gebrauch. Sie wissen, dass ihnen die Meisterschaft auch so kaum zu nehmen ist. Sechs Punkte Vorsprung auf den TTK Sachsenwald sind es auch jetzt noch, und nur noch vier Partien sind zu spielen.
So wird den Wohltorfern der sofortige Wiederaufstieg in die Regionalliga wohl nicht gelingen. „Realistisch betrachtet, ist das nicht mehr zu schaffen“, schätzt TTK-Coach Rainer Brech. „Wir sind in einigen Partien hinter den Erwartungen geblieben“, gesteht Dabelstein selbstkritisch ein. Doch der Verbleib in der Oberliga habe für den Verein auch Vorteile, verdeutlicht Brech. „Wir haben viele junge Spieler in unseren Reihen“, erinnert er. „Die können sich nicht entwickeln, wenn man fast jedes Spiel verliert, wie es in der Regionalliga vielleicht der Fall wäre.“
Seit 17 Jahren trägt John Brunemeier das TTK-Trikot
So war die Freude bei den Wohltorfern nach dem Prestigeerfolg trotz der klaren Tabellensituation riesig, ganz besonders bei Keeper Brunemeier, der mit seinen Paraden ein Siegesgarant war. Denn eigentlich ist der 23-Jährige nur die Nummer zwei im TTK-Tor. Doch weil Stammkeeper Niklas Tanck verhindert war, durfte Brunemeier ran. „Ich bin ein echtes TTK-Eigenwächs, spiele seit 17 Jahren hier im Verein“, erzählt er. „Als ich acht Jahre alt war, fehlte bei uns im Team ein Torhüter. Also dachte ich mir, ich probiere das mal aus, und dabei ist es geblieben.“
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Heute will er das Hockeytor nicht mehr missen. Der Aufwand, den der Student der Immobilienwirtschaft für seinen Sport treibt, ist riesig. „Ich arbeite bei einem Gewerbe-Immobilienmakler und studiere als dualer Student nebenbei Immobilienwirtschaft“, gibt er einen Einblick in seinen Alltag. „Oft fahre schon mit gepackter Tasche zur Arbeit, um es rechtzeitig zum Training zu schaffen. Der Sport ist nach dem Beruf ganz klar das Zweitwichtigste in meinem Leben.“
Lohn der Mühe sind Paraden wie die gegen Marienthal. „Das ist auf jeden Fall ein Ergebnis des Trainings“, urteilt Brunemeier über den Reflex. Um im entscheidenden Moment auf der Höhe zu sein, stimmt er sich auf jedes einzelne Spiel intensiv ein. „Ich beginne immer schon eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff, mich vorzubereiten“, erläutert der 23-Jährige. „Ich gehe laufen, ziehen die ganzen Sachen an und bekomme dann noch etwa eine halbe Stunde lang Bälle aufs Tor.“
Welcher Keeper ist der bessere? Eine schwierige Frage
Die größte Schwierigkeit für einen Torhüter sei es, während der Partien nie abzuschalten, selbst dann nicht, wenn vor dem eigenen Gehäuse nur wenig los ist. „Ich habe da meinen ganz eigenen Trick: Ich kaue Kaugummi“, verrät Brunemeier, „das hilft mir, online zu bleiben.“ Einen einzigen Kaugummi – gewechselt wird nie – malträtieren seine Zähne unentwegt die ganze Partie über. Es ist der Rhythmus seines Spiels. „Verglichen mit Niklas ist Johnny der aggressivere, beweglichere Torwart“, urteilt Brech. „Niklas ist dafür erfahrener. Letztlich muss ich bei den beiden immer schauen, wer in der Woche besser drauf ist.“ Das nächste Mal steht diese Entscheidung am Sonntag, den 21. Mai, an. Dann spielt der TTK beim 1. Kieler THC (Kopperpahler Teich), gegen den es im Hinspiel ein 2:2-Unentschieden gab.