Bergedorf. Marcel Hoppe und Abdulai Abaker ragen beim TSV beim 88:72 heraus. TSG-Stargazers mit katastrophaler Vorstellung. Woran es lag.
Sükran Gencay steht am äußersten Ende ihrer Coaching-Zone, so nah am Geschehen wie möglich. Die Trainerin der TSV Bargteheide Bees hat die Arme auf ihre Oberschenkel gestützt, versucht angespannt, jede Facette der Begegnung bei den TSG Bergedorf Stargazers in sich aufzusaugen. Dann hält sie es vor Anspannung nicht mehr aus und tigert eine neue Runde durch die Coaching-Zone. Dabei könnte Gencay dem Geschehen gelassen zusehen. Ihre Mannschaft hat sich eine komfortable Führung erspielt und die Sache hier jederzeit im Griff.
Doch erst in den letzten Sekunden, als sich die etwa 50 Fans aus Bargteheide unter den 200 Zuschauern in der rappelvollen Sporthalle Fährbuernfleet für Standing Ovations erheben, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Mit 88:72 (50:35) gewinnen die Stormarner das Kellerduell der 1. Basketball-Regionalliga und feiern ihren zweiten Saisonsieg. „Wir haben das sehr konsequent gespielt“, lobt Gencay ihr Team. „Entscheidend war, dass wir in der Defense schnell Zugriff bekommen haben. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben.“
Mehr Masse als Klasse bei der TSG Bergedorf
Ein paar Meter weiter hatte Bergedorfs Trainer Björn Fock weite Teile des dritten und vierten Viertels sitzend auf der Bank verfolgt und das Geschehen auf dem Spielfeld resigniert über sich ergehen lassen. Nicht einmal gelungene Aktionen seiner Mannschaft vermochten jetzt noch bei ihm Begeisterung zu wecken. Zu eindeutig waren die Kräfteverhältnisse, zu groß die Enttäuschung. Als das Debakel mit der Schlusssirene amtlich wird, verschwinden die Bergedorfer Spieler hastig in der Kabine. Geschlagene 18 Minuten dauert die Nachbesprechung. „Es reicht aktuell einfach nicht“, ist Fock schmerzhaft bewusst geworden. „Wir haben 17 Mann im Kader, aber das ist mehr Masse als Klasse.“
Fock wirft einen Blick auf die Spielstatistik. Es ist vor allem eine Zahl, die ihn interessiert: Marcel Hoppe, Bargteheides Top-Scorer, hat allein 35 Punkte erzielt. „Wir wollten ihren schnellen Mann aus dem Spiel nehmen. Das haben wir nicht geschafft“, analysiert der TSG-Coach. Ein Vorwurf, der vor allem an die beiden schnellsten Bergedorfer, Anthony Hodge und Prince Hukporti, geht, die es selbst zusammen auf 22 Zähler gebracht hatten. „Ich mag den Drive, den die beiden haben“, lobt Gencay die Bergedorfer Aufbauspieler. „Das wollten wir der TSG wegnehmen. Das ist uns gelungen.“
Vor allem, weil Abdulai Abaker bei den Gästen wieder mitmischte. Der 26-jährige gebürtige Hamburger hatte nach seiner Innenbandzerrung im Knie eine Punktlandung hingelegt und war vor der Partie ins Training zurückgekehrt. Mit ihm, gibt Gencay unumwunden zu, seien die Bees eine ganze Klasse besser: „Er hat die Erfahrung und bringt Sicherheit in unser Spiel.“
Eine Aufgabe, die bei den TSG-Basketballern Spielmacher Anthony Hodge zufällt. „Er muss vorangehen“, fordert Fock. Doch der 33-jährige Amerikaner konnte der Partie nicht, wie erhofft, seinen Stempel aufdrücken. „Wenn wir uns als Mannschaft besser kennenlernen, wird sich das ändern“, ist Hodge überzeugt. „Heute hatte Bargteheide einfach mehr Energie. Sie haben den Sieg mehr gewollt als wir.“
Wie man einen 2,07-Meter-Riesen im Zaum hält
Bis zur eigenen 8:7-Führung konnten die Bergedorfer im ersten Viertel mithalten, dann brach die Partie weg. Vor allem, weil die Hausherren katastrophal verteidigten, viel zu viele einfache Würfe zuließen. Vor allem Abaker wusste das zu nutzen, steuerte in der Anfangsphase zehn Punkte zur schnellen Bargteheider 14:11-Führung bei. Als Hoppe dann noch einen Dreier zum 17:11 drauflegte, nahm TSG-Coach Fock nach nur fünf Minuten bereits seine erste Auszeit, doch es war schon zu spät. Der Trend ließ sich nicht mehr umkehren, auch weil die Bargteheider den besten Spieler der Stargazers, Center Yngve Jentz, immer besser in den Griff bekamen. Nachdem Fabian Klevemann anfangs unter dem Korb gegen Jentz wirkungslos geblieben war, reagierte Gencay, stellte noch im ersten Viertel um und ließ nun Vladimir Migunov in die Luftduelle mit dem 2,07-Meter-Riesen gehen. Mit deutlich mehr Erfolg.
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Schon nach dem ersten Viertel war die Partie bei einer 28:15-Führung für die Bees entschieden. Nie wieder sollte die TSG herankommen. „Wir müssen es einfach nur schaffen, unsere Vorgaben auf dem Feld umzusetzen. Dann werden wir auch Spiele gewinnen“, setzt Moritz Beckmann – nicht verwandt mit Bargteheides Vincent Beckmann – auf das Prinzip Hoffnung. Vielleicht ja schon am 5. November bei den Berlin Braves (17 Uhr). Auf die Bees wartet am selben Tag mit dem Heimspiel gegen den Oldenburger TB (19 Uhr) ein weiteres Kellerduell. Aber darauf verstehen sie sich ja in Bargteheide.
TSG-Punkte: Anthony Hodge (16), Dmytro Zolotarov (13), Moritz Beckmann (11), Yngve Jentz (10), Lars Fock, Alonzo Bakija, Prince Hukporti (je 6), Nick Rupprecht, Dmitrji Simanovic (je 2)TSV-Punkte: Marcel Hoppe (35), Abdulai Abaker (25), Ibrahim Jabby (18), Jacob Gäde, Vladimir Migunov (je 3), Carl Ceesay, Vincent Beckmann (je 2)