Hamburg. Arm gegen reich: Warum die TSG Bergedorf Stargazers in der 1. Regionalliga in manchen Spielen chancenlos sind.

Die Ausübung ihres Hobbys ist für die Basketballer der TSG Bergedorf Stargazers zuweilen mit großen Strapazen verbunden. Wenn Auswärtsspiele in der 1. Regionalliga anstehen, greifen die „Sternengucker“ auf einen Kita-Bus der TSG zurück, weil das schmale Budget das Mieten eines Reisebusses nicht erlaubt. Der Kita-Bus bietet allerdings nur elf Insassen Platz. Wenn Coach Björn Fock auf seinen ganzen Kader zurückgreifen kann, wird das zum Problem.

So war es zuletzt am vergangenen Sonnabend beim Auswärtsspiel bei den TSV Neustadt temps Shooters. Zwölf Spieler standen zur Verfügung. Einer seiner Korbjäger schaute folglich in die Röhre, beziehungsweise durch die Windschutzscheibe seines eigenen Autos: Bahaa Al Deen Allababidi. Der Syrer musste die knapp 170 Kilometer ins niedersächsische Neustadt am Rübenberge mit dem Privat-Pkw bestreiten. Vor der Abreise hatten Allababidi und seine Teamkameraden übrigens auch noch einen Corona-Test machen müssen, weil die Begegnung unter 2G-plus-Bedingungen stattfand.

Wenn nicht alle in den Bus passen, muss einer per Auto anreisen

Ein immenser Aufwand für eine Partie in der Regionalliga, die offiziell eine Amateurspiel-Klasse ist, in der einige Mannschaften aber unter Profibedingungen arbeiten. Vor Augen geführt wurde diese Kluft zwischen Arm und Reich den TSG-Basketballern zum wiederholten Mal beim Heimspiel gegen das Farmteam des Zweitligisten Rasta Vechta (60:110). Die Nachwuchs-Korbjäger des früheren Champions-League-Teilnehmers aus Niedersachsen wurden mit einem Reisebus nach Neuallermöhe chauffiert und kamen mit einem hauptamtlichen Coach (Hendrik Gruhn), Physiotherapeuten und Teambetreuer zum Duell nach Hamburg.

Auf der TSG-Bank saßen derweil nur Spieler, die unentgeltlich auflaufen, sowie Trainer Fock, der seinen Lebensunterhalt als Lehrer bestreitet. Dass die Bergedorfer im Kreise der Profi-Nachwuchsmannschaften von der SG Braunschweig, den Baskets Juniors TSG Westerstede und Vechta sowie finanziell weitaus potenteren Clubs wie den Berlin Braves, Neustadt temps Shooters und Aschersleben Tigers überhaupt einigermaßen konkurrenzfähig sind, grenzt schon an ein kleines Wunder.

Händeringende Suche nach weiteren Sponsoren

Denn der kleine Etat der Stargazers wird komplett für die Begleichung der Schiedsrichter-Kosten (8000 Euro pro Saison), die Beschaffung von Material wie Trikots und Bällen sowie die Auswärtsfahrten – die TSG verlangt eine kleine Summe für ihren Kita-Bus – benötigt. An die Verpflichtung eines US-Amerikaners, den die meisten Konkurrenten in ihren Reihen haben, ist bei den Bergedorfern nicht zu denken.

„Wir können uns nicht groß ins Minus bewegen“, sagt Fock. „Der finanzielle Aufwand ist auch so schon riesig. Wir sind händeringend auf der Suche nach weiteren Sponsoren.“ Am Sonnabend trifft er mit seiner Equipe auf Titelkandidat Aschersleben (18 Uhr, Fährbuernfleet). Die Sachsen-Anhaltiner um den früheren TSG-Spieler Leo Alban sind ein Profiteam in Liga vier. Möglich machen es diverse Geldgeber. Paradiesische Arbeitsbedingungen also für Tigers-Coach Thorsten Weinhold, der seine Mannen täglich zum Training bitten kann.

Matej Jelovcic und Aleksandar Postic gehören zu den besten Regionalliga-Spielern

Bei den Bergedorfern stehen derweil nur drei Übungseinheiten pro Woche auf dem Programm. Ein weiterer Wettbewerbsnachteil, zumal viele der aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Fock-Schützlinge noch blutjung sind. Nur gut, dass der Coach in den Topscorern Matej Jelovcic und Aleksandar Postic auch zwei der besten Regionalliga-Spieler in seinen Reihen hat.

An dem Duo können sich die hungrigen, aber häufig noch zu naiv agierenden Talente orientieren. Zuletzt klappte dies allerdings nicht. „Wir treffen momentan einfach nichts“, sagte Fock nach der 71:83-Niederlage in Neustadt. Nur bis zur Halbzeit (46:42) war die TSG mit den Niedersachsen ebenbürtig. „Wir haben eine klare Spielidee, müssen aber noch daran feilen, diese über 40 Minuten aufs Parkett zu bringen“, erklärt der TSG-Coach.

Nur drei Siege in zwölf Partien gelangen den Stargazers. Der Rückstand auf den rettenden elften Tabellenplatz beträgt vier Punkte. „Mit einem Abstieg möchte ich mich jetzt noch nicht beschäftigten. Ich hoffe, dass wir insbesondere in den Heimspielen gegen die direkten Konkurrenten die nötigen Punkte holen können“, sagt Fock.