Ohe. Bei der 2:4-Niederlage gegen den Düneberger SV ging für den FC Voran Ohe so gut wie alles schief. Selbst die Technik streikte.
Eigentlich wollte Daniel Schmitt, Fußball-Obmann und Stadionsprecher des FC Voran Ohe, die Zuschauer auf dem Rasenplatz am Amselstieg beim Landesliga-Derby gegen den Düneberger SV mit ein wenig Musik unterhalten. Doch weil irgendjemand den Lautsprecherregler der Sportplatzbeschallungsanlage abgebrochen hatte, versuchte Schmitt verzweifelt, das Gerät aufzuschrauben und zu reparieren. Es misslang. Zwar konnte er flugs Ersatz organisieren und nach acht absolvierten Spielminuten damit beginnen, die Aufstellungen sowie den frühen Oher Führungstreffer durch Til Kröcher (1.) durchzusagen. Doch andere Widrigkeiten konnten die Stormarner an diesem Freitagabend nicht so schnell ausmerzen, sodass am Ende für sie eine 2:4-Niederlage zu Buche schlug.
„Es ist schon jede Menge zusammengekommen“, klagte Voran-Coach Matthias Wulff. Er musste gegen den Aufstiegsaspiranten auf seine komplette Sturmreihe der Vorwoche verzichten. Marco Braesen, Oliver Franz und Mike Beldzik fielen verletzt aus. Zur Pause musste Wulff dann auch noch Abwehrchef und Kapitän Daniel Walek wegen Kniebeschwerden auswechseln.
FC Voran Ohe: Keeper Ubai El Kahil sieht die Rote Karte wegen Handspiels
Schlimmer noch: Kurz nach dem Seitenwechsel sah Keeper Ubai El-Kahil die Rote Karte (53.), sodass die Hausherren beinahe die komplette zweite Hälfte in Unterzahl agieren mussten. Der Keeper hatte einen Heber von Mert Akkus vor dem Strafraum mit den Händen abgewehrt. Und weil ein Unglück ohnehin bekanntlich selten allein kommt, kassierte Ohe die Gegentore zum 2:3 und 2:4 nach eigenen Freistößen durch Konter. Kurzum: Das „Weiße Ballett“ hatte einen schwarzen Tag erwischt.
Ob das Wulff-Team in Bestbesetzung und ohne die Rückschläge mehr erreicht hätte, erscheint dennoch fraglich. Denn die Geesthachter präsentierten sich vor über 200 Schaulustigen im Hans-Heinrich-Hackmack-Stadion als echtes Spitzenteam. „Die entscheidenden Momente waren heute gegen uns. Trotzdem war Düneberg auch ein Stück weit klarer, zielstrebigerer und sicherer. Sie sind einfach einen Schritt weiter als wir“, lobte Wulff den Kontrahenten. Dessen Trainer Dennis Tornieporth war mit dem abgeklärten Auftritt seines Teams komplett einverstanden: „Wir haben auf dem nassen und tiefen Rasen super dagegengehalten. Die Körpersprache war überragend. Wir sind selbstbewusst aufgetreten und der verdiente Sieger.“
Im Laufduell die wesentlich jüngeren Gegenspieler abgeschüttelt wie lästige Fliegen
Das frühe 0:1 durch einen Kopfball von Kröcher sei ein „Weckruf“ gewesen, sagte Tornieporth. Tatsächlich fanden die Gäste danach schnell in die Partie. Und in Corvin Behrens hatte der DSV den Mann in seinen Reihen, der den Unterschied machte. Das 1:1 durch Tarik Cosgun (34.) bereitete der Kapitän vor. Die Tore zum 2:1 (34.), 3:2 (73.) und 4:2 (90.+2) schoss der 36-Jährige selbst. Besonders beeindruckend bei all seinen Toren war dabei, wie der langjährige Regionalliga-Kicker jeweils seine wesentlich jüngeren Gegenspieler im Laufduell wie lästige Fliegen abschüttelte.
Und das, obwohl er zuletzt an muskulären Problemen laboriert hatte und noch nicht wieder ganz fit war. „Ich bin heute noch nicht bei 100 Prozent gewesen. Das hat man vielleicht nicht gesehen. Aber ich hatte Bock zu spielen und wollte der Mannschaft unbedingt helfen, weil es ein wichtiges Spiel war“, sagte der Matchwinner.
Beinahe wäre der Königstransfer mit fünf Toren vom Platz gegangen
Viel hatte nicht gefehlt, und der Düneberger „Königstransfer“ (Tornieporth) wäre nach dem Abpfiff sogar mit fünf Toren auf seinem Konto zum Pläuschchen mit einigen früheren Mannschaftskameraden vom SV Curslack-Neuengamme gegangen. Denn in der 26. und 55. Minute scheiterte der Routinier jeweils am Aluminium. Während Behrens nach dem zweiten Fehlschuss noch mit dem Schicksal haderte, setzte die Wulff-Mannschaft zum Gegenstoß an und bekam nach einem Foul von Shabane Sanni an Maxim Gassmann einen berechtigten Elfmeter von Schiedsrichter Florian Schwarze (MSV Hamburg) zugesprochen. Till Witmütz verwandelte sicher zum 2:2 (57.).
Voran Ohe kassiert zwei Gegentreffer nach eigenen Freistößen
Und wie reagierte der DSV auf diesen Schock? Ziemlich cool! Die Düneberger verfielen nicht in Aktionismus, sondern blieben geduldig und profitierten schließlich davon, dass Ohe zweimal nach eigenen Freistößen ein schlechtes Umschaltspiel an den Tag legte. Behrens wurde jeweils in Szene gesetzt, zog zweimal unwiderstehlich davon und ließ dem eingewechselten Torsteher Justyn Schmidt keine Abwehrchance. „Es war sicherlich ein verdienter Sieg für Düneberg“, gab Wulff am Ende eines Abends zu, an dem nahezu alles für die Oher schiefgelaufen war.
FC Voran Ohe: El-Kahil – Ohl, Walek (46. Gläser), Schweißing, Damaschke – Witmütz, Tautz (54. J. Schmidt), Kröcher, Müller, T. Schmidt – Gassmann (84. Schulz) Düneberger SV: Hantusch – Boakye (68. Schraub), Warmbier, Sanni, Mertsch – Heitmann (89. Özcerkes), Jürß (80. J. Behrens), Nägele, Cosgun (68. Wolter), C. Behrens – Akkus (80. Rudat)