Ohe. Neuer Trainer, (viele) neue Spieler und neue Ziele: Der Fußball-Landesligist FC Voran Ohe hat eine radikalen Schnitt vollzogen.
Beim FC Voran Ohe soll eine neue Ära beginnen. Dafür musste eine alte ausklingen. Der Fußball-Landesligist beendete die lange und recht erfolgreiche Zusammenarbeit mit Trainer Rainer Seibert, der die Reinbeker Jahr für Jahr auf Platz fünf oder sechs führte und zwischenzeitlich am Aufstieg schnuppern ließ. Seibert ging zum Kreisligaclub TuS Aumühle-Wohltorf – mit ihm sieben Spieler, die den FC Voran über Jahre geprägt haben. Führungsspieler wie der langjährige Kapitän René Seibert, „Mentalitätsmonster“ wie Allrounder Philip Lang, Leistungsträger wie Sebastian Kaufmann oder Dauerbrenner wie Jens Schenkenberg. Insgesamt haben neun Spieler Ohe verlassen, acht sind gekommen. Der Verein wollte eine Veränderung. Er bekam ein radikalen Schnitt.
Dem 20-jährigen Talent Tom Lührs gelingt Jokertor im Pokal
Der neue Trainer versucht gar nicht erst, diesen Umstand herunterzuspielen. „Das waren alles Leute, die jahrelang den Kern der Mannschaft geprägt haben“, sagt Matthias Wulff. „Insofern ist das ein krasser Umbruch für mein Team.“ Doch der komme seiner Elf auch zugute, führt Wulff weiter aus. „Gerade die Jüngeren, die hinten dran waren, haben jetzt neuen Eifer und Ehrgeiz entwickelt. Es war einfach nötig, den Kader zu verjüngen.“
Das ist gelungen. Die nach Aumühle abgewanderten Spieler waren um die 30 Jahre alt und machen nun Platz für Talente wie den 20-jährigen Tom Lührs. Der ist aus der zweiten Mannschaft aufgerückt und hat sich im Pokal gegen den SV Nettelnburg/Allermöhe (3:2) gleich mit einem Jokertor eingeführt. Neuzugang Muizz Saqib (25) traf sogar doppelt. Auch auf Till Witmütz (22) ruhen große Hoffnungen. Um den Substanzverlust in der Abwehr aufzufangen, holten die Stormarner zudem die gestandenen Oberliga-Innenverteidiger Marvin Schalitz (25) und Oliver Franz (29) aus Curslack. „Auch das war ganz wichtig“, sagt Wulff. Mit dem Kader sei er nun „total zufrieden“.
Routinier Daniel Walek soll die Mannschaft anführen
Schließlich sind ja auch einige bekannte Gesichter geblieben, eines davon hat der neue Coach zum Spielführer ernannt. Daniel Walek sei „ein Kapitän, wie er im Buche steht“, schwärmt Wulff. „Als ich ihn näher kennengelernt habe, war ich wirklich beeindruckt, wie er sich in der Mannschaft bewegt. Obwohl er noch verletzt ist, hat er sich stark eingebracht und war immer präsent.“ Waleks Stellvertreter sind Oliver Franz und Sören Salzbrunn. Dazu sollen Spieler wie Daniel Gläser und Marcel Dieckmeyer in Führungsrollen wachsen. „Die Chemie war in Ohe ja schon immer gut und wichtig, und auch jetzt hat die Truppe einen sehr guten Charakter und kann die typischen Oher Tugenden verkörpern“, sagt der Coach.
Weniger zufriedenstellend verlief dagegen die Vorbereitung. „Ich hatte mir erhofft, zu diesem Zeitpunkt schon einen Schritt weiter zu sein“, gibt Wulff zu. „Wir sind noch nicht ansatzweise am Limit. Es hat spielerisch und personell ein paar Rückschläge gegeben.“ So hätten die Spieler während des Lockdowns zwar individuell im Ausdauerbereich gearbeitet. „Aber während eines Fußballspiels ist die Belastung eine ganz andere. Das hat viele umgeworfen. Darunter leiden wir immer noch. Aber wir werden das aufholen.“
Gleich am zweiten Spieltag geht es zum Staffelfavoriten
Bis zum Saisonauftakt mit den Partien gegen die Wundertüte Klub Kosova (13. August, 19.30 Uhr, Amselstieg) und beim Topfavoriten ASV Hamburg (22. August, 15 Uhr, Snitgerreihe) werden die Oher jedoch noch nicht dort sein, wo sie hinwollen. Es dürften Wochen und Monate vergehen, bis Wulff seine Spielidee(n) verankert hat, zumal einige Startelf-Kandidaten noch fehlen. Mike Beldzik (Schambeinentzündung) macht nur langsam Fortschritte, Schalitz kommt gerade von derselben tückischen Verletzung zurück, Witmütz befindet sich nach einem Kreuzbandriss im Aufbautraining. Andere Spieler wie Niklas Hoffmann, Patrick Gordon und Philipp Lorenzen laborieren ebenfalls noch an Verletzungen.
So sieht Wulff die kommende Spielzeit als Übergangssaison. „Perspektivisch ist es unser Wunsch, um den Meistertitel mitzuspielen“, sagt er. „Aber dieses Jahr brauchen wir, um den Umbruch zu vollziehen. Die Ziele werden wir erst im Saisonverlauf definieren. Aktuell ist es nicht absehbar, wo es hingehen kann.“ Wie gut der neue Kader wirklich ist, wird sich wohl erst in den nächsten Jahren zeigen.