Bergedorf. Fußball-Kolumne: Vierländer mit einer Historie zweistelliger Siege in der Landesliga – und Curslack verpflichtet ein Top-Talent.
Auf unserem heutigen Rundblick durch die Fußball-Amateurligen beginnen wir, weil es so schön war, in Altengamme.
Wie bereits in der Montagsausgabe berichtet, kamen die Landesliga-Fußballer des SV Altengamme zu einem 11:1-Kantersieg gegen den Meiendorfer SV. Kurios: Auf dem Nebenplatz siegte die „Vierte“ fast genauso deutlich. „Altengamme Veer“ bezwang den FC Bingöl mit 11:3. Auch kurios: Das tierische Torspektakel lockte nicht nur etwa 80 Zuschauer an, sondern mindestens noch einmal genauso viele Schafe, die unter lautem Blöken die Nachbarwiese stürmten.
Tierisches Torspektakel: Am Gammer Weg sind die Schafe los
Allerdings: Das Fußballspiel straften die Schafe mit Nichtachtung. Vielleicht waren die Vierbeiner so ein Spektakel einfach schon gewohnt. Denn wer hätte das gedacht: Schon dreimal hatten die Altengammer seit ihrem Aufstieg 2013 in der Landesliga zuvor schon zweistellig gewonnen. Am 21. Oktober 2017 gab es ein 10:3 gegen Juventude, am 18. Mai 2019 ein 15:0 gegen Dersimspor und nur wenige Tage später, am 26. Mai 2019 den Rekordsieg: ein 21:2 bei Inter 2000. Und noch ein Rekord: Bei allen vier zweistelligen Siegen gehörte Jonas Buck zu den Torschützen.
Die Erfolgsgeschichte der Woche hat zweifellos der VfL Lohbrügge geschrieben. Nach zuvor drei Niederlagen gelang nun bereits der zweite Sieg in Folge. Und das nach dem deprimierenden 1:7 gegen Düneberg. „Danach hatte ich schon ein bisschen Panik, im Pokal zum ETSV Hamburg zu fahren, aber die Mannschaft hat es dort hervorragend gemacht“, verrät VfL-Trainer Gökhan Acar. Den Schwung aus dem 2:2 – der VfL schied dann nach Elfmeterschießen aus – nahmen die Lohbrügger mit in die folgenden Partien gegen Oststeinbek (1:0) und Ohe (3:0). „Ich habe viele Einzelgespräche mit den Spielern geführt“, erzählt Acar, wie die Trendwende gelang. Ausgerechnet jetzt geht es am Freitag in der Liga erneut zum ETSV. „Die Partie sehe ich für uns als Bonusspiel“, sieht Acar seine Elf in der Außenseiterrolle.
Wie der Landesligist VfL Lohbrügge die Kurve bekam
Zumal mit Louis Jacobs ein Spieler künftig fehlen wird, der zuletzt herausragte. Der 21-jährige Linksaußen bereitete gegen Oststeinbek das Siegtor vor und traf gegen Ohe aus fast 40 Metern. Jetzt ist Jacobs kurz vor Ende der Transferperiode zum Oberligisten SV Curslack-Neuengammegewechselt. „Sportlich kann ich es verstehen, aber menschlich bin ich sauer, enttäuscht und traurig“, sagte Acar.
Die Saison ist gerade mal einen Monat alt, da sitzt beim Kreisligisten FC Bergedorf 85 bereits der dritte Trainer auf der Bank. Auf Zafer Temirci, der Anfang August zurücktrat, folgte zunächst offenbar als Übergangslösung Erdal Akyol, und nun ist mit Savas Atlas bereits der dritte Coach im Amt.
Trainer-Verwirrspiel beim Kreisligisten FC Bergedorf 85
Als Temirci im Januar 2022 den Trainerposten angetreten hatte, war die Aufbruchstimmung groß: Leute ranholen, an erfolgreiche Zeiten anknüpfen, das war das Ziel. So wie beim Nachbarn ASV Bergedorf 85 eben. Doch Temirci merkte schnell, dass die beiden Lokalrivalen sich grundlegend unterscheiden. „Der ASV Bergedorf ist ein Team, da greift viel ineinander und es wird gut kommuniziert“, schilderte er seine Eindrücke.
„Der Verein FC Bergedorf 85 blieb bei der Spielersuche jedoch sehr passiv. Man hat gewartet, dass Spieler den Weg von sich aus an die Sander Tannen finden. Wenn ich einen Spieler gut fand und das angesprochen habe, wurde abgelehnt. Und das funktioniert einfach nicht!“ Konsequenz: Während der Sommervorbereitung dünnte sich die Personaldecke aus, Temirci nahm seinen Hut.
Dünn ist die Personaldecke immer noch, doch die Ergebnisse stimmen beim FC Bergedorf 85. Seit dem Abgang von Temirci hat das Team nie wieder verloren, holte sieben Punkte aus drei Partien, obwohl die Ersatzbank noch in keiner einzigen Begegnung voll war. Aus kleinen Mitteln Großes zu machen, ist halt auch eine Kunst.