Altengamme. Nur ein paar Zentimeter haben gefehlt: Der SV Altengamme unterliegt dem SV Curslack-Neuengamme im Pokal mit 5:6 nach Elfmeterschießen.

Es war am Dienstagabend bereits stockdunkel, da lag Marco Fedgenhäuer noch immer völlig frustriert auf dem Rasen des Sportplatzes am Gammer Weg. Der Torhüter des Fußball-Landesligisten SV Altengamme war so nah dran gewesen, im Drittrundenspiel des Lotto-Pokals gegen den SV Curslack-Neuengamme zum Helden zu avancieren.

Die Hausherren führten gegen den Oberligisten im Elfmeterschießen mit 4:3 und wären in die nächste Runde eingezogen, wenn Fedgenhäuer den Versuch von Florian Rogge pariert hätte. Und der 26-Jährige ahnte die richtige Ecke, hatte die rechte Hand am Ball und musste diesen dann doch passieren lassen. Anschließend verschoss sein Teamkamerad Niko Reimers, bevor Frank Donkor Marfo mit einem ganz sicher verwandelten Elfmeter für den 6:5-Erfolg des SVCN sorgte. Nach 90 Minuten hatte es 1:1 gestanden.

400 Zuschauer drängten sich am Gammer Weg.
400 Zuschauer drängten sich am Gammer Weg. © Hanno Bode | Hanno Bode

Dramatisches Pokal-Derby am Gammer Weg

Während Fedgenhäuer noch unter freiem Himmel mit seinem Schicksal haderte, stimmte Rogge in der Kabine den Schunkel-Klassiker „Polonaise Blankenese“ an. Dem 24-Jährigen, der mit der Schwester von Altengammes Verteidiger Marvin Behr liiert ist, dürften tonnenschwere Steine vom Herzen gefallen sein. Denn der Mittelfeldakteur hatte gar keinen Elfmeter schießen wollen. „Er war erst überhaupt nicht gesprächsbereit.

Dabei ist er mit seiner Technik und Erfahrung eigentlich ein sicherer Schütze“, erklärte Curslacks Coach Sven Schneppel, der Rogge schließlich überredete, doch anzutreten. „Flo hatte bei seinem Elfmeter einen Ködel in der Hose“, meinte SVA-Trainer Ingo Carstensen beobachtet zu haben. Er konnte es nicht fassen, dass Rogges Versuch den Weg ins Tor fand: „Marco hatte den Ball gefühlt schon!“

Altengammes Jonas Buck trifft in der Nachspielzeit den Pfosten

So aber fehlten dem Landesligisten vor 400 Zuschauern ein paar Zentimeter, eine Winzigkeit, zur Überraschung. Diese hätten die Altengammer bereits vor dem Elfmeterschießen klarmachen können. Denn in der Schlussphase der Partie waren sie durch Jonas Buck zweimal dem 2:1 ganz nah gewesen. Zunächst scheiterte der frühere Curslacker an Leon Giese (83.), dann traf er den Außenpfosten (90.+3.). Den Gästen war zu diesem Zeitpunkt jegliche Souveränität abhandengekommen, die sie über weite Strecken der Partie gezeigt hatten. „Wir haben in der zweiten Halbzeit merklich nachgelassen. Wir sind noch nicht soweit, über 90 Minuten wie aus einem Guss zu spielen. Aber daran arbeiten wir“, resümierte Schneppel. Mit dem Auftritt seines Teams in Durchgang eins konnte der neue SVCN-Trainer allerdings zufrieden sein.

Traumtore von Witalij Wilhelm und Peer Wegner

Denn der Oberligist hatte das Geschehen vor der Halbzeit fest im Griff und führte zur Pause durch ein Traumtor von Kapitän Witalij Wilhelm, der aus knapp 20 Metern in den Giebel traf (11.), mit 1:0. Danach versäumten es die Gäste nachzulegen, bei denen die kurzfristig verpflichteten Neuzugänge Hendrik Bombek und Fares Hadj in der Startelf standen. Pascal El-Nemr (30.) und Moritz Kühn (40.) vergaben gute Chancen zum 2:0.

Der verletzte Curslacker Stürmer David Borgmann (l.) macht ein Selfie mit Frank Donkor Marfo, der den entscheidenden Elfmeter verwandelt hat. Rechts: Henrik Giese.
Der verletzte Curslacker Stürmer David Borgmann (l.) macht ein Selfie mit Frank Donkor Marfo, der den entscheidenden Elfmeter verwandelt hat. Rechts: Henrik Giese. © Hanno Bode | Hanno Bode

Nach dem Seitenwechsel legte Altengamme den Respekt vor dem Gegner und der ungewohnt großen Kulisse zunehmend ab. Die Carstensen-Mannschaft kam über den Kampf ins Spiel und initiierte insbesondere über die linke Seite, auf der Jesper Garbers viel Druck machte, gute Angriffe. Richtig gefährlich wurden die Gastgeber allerdings bis zur 78. Minute nicht. Dann wehrte SVCN-Keeper Leon Giese eine Hereingabe genau vor die Füße von Peer Wegner ab, der mit einem satten Linksschuss den Ausgleich erzielte. Danach sahen die Zuschauer eine hitzige Schlussphase inklusive der beiden Buck-Chancen sowie ein Elfmeterschießen, das an Dramatik kaum zu überbieten war.

El-Nemr vergibt Curslacks ersten Matchball, Donkor trifft

Von den ersten fünf Altengammer Schützen trafen nur Christopher Kleinert, Jan Lukas Stegen und Buck. Auf SVCN-Seite waren Marcello Meyer, Hendrik Bombek sowie Witalij Wilhelm erfolgreich, bevor Pascal El-Nemr beim Stand von 3:3 die Chance hatte, die Gäste weiterzubringen. Doch der Offensivmann scheiterte mit einem schwachen Schuss an Fedgenhäuer. Auch Altengammes Garbers (Latte) und Curslacks Stjepan Brkic (vorbei) flatterten die Nerven, bevor Behr den SVA mit 4:3 erstmals in Führung brachte.

Nun musste dessen Schwager in spe – Rogge – treffen, um das Aus des Favoriten abzuwenden. „Er hat ihn reingewurschtelt“, sagte Schneppel zum mehr als glücklich verwandelten Versuch. Es folgten Reimers Fehlschuss sowie der ganz abgeklärt verwandelte Penalty von Donkor Marfo, dem mit 18 Jahren jüngsten Spieler auf dem Platz. Während der Stürmer anschließend von seinen Teamkameraden fast erdrückt wurde, ließen sich auch die Altengammer nach kurzer Pause von ihren Fans feiern. „Wir können erhobenen Hauptes durch die Vierlande gehen“, schloss Trainer Carstensen.

SV Altengamme: Fedgenhäuer – Peters (63. Klasen), Reimers, Behr, E. Wegner – Kleinert, P. Wegner, Böttcher (38. Stegen), Voigt (82. Bierwagen), Garbers – Buck SVCN: Leon Giese – Kühn, Ziolek, Henrik Giese, Wilhelm – Bombek, Rogge, Omar (77. Meyer), Brkic, El-Nemr – Hadj (63. Donkor Marfo)