Hamburg. Michael Schellberg steht nun an der Spitze der Alten Schule Reitbrook. Was der Diplom-Psychologe anders machen will.
In der Alten Schule Reitbrook am Vorderdeich 151 haben sechs Männer und drei Frauen, die auf Hilfe angewiesen sind, ein Zuhause gefunden. Ihre Intelligenzminderung ist oft mit einer psychiatrischen Erkrankung wie Depression oder Schizophrenie verbunden. 20 Mitarbeiter arbeiten in der Wohnstätte mit Assistenz und Tagesförderstätte, wie die Einrichtung korrekt heißt. An der Spitze der Mitarbeiter steht seit dem Frühjahr der Diplom-Psychologe Michael Schellberg.
Der Geesthachter ist der Nachfolger des nach schwerer Krankheit verstorbenen Einrichtungsleiters Markus Pithan. Schellberg hatte sich auf die von der Pestalozzi-Stiftung Hamburg ausgeschriebene Stelle beworben. „Ich arbeite seit 30 Jahren mit Psychiatriepatienten und Menschen mit Behinderung“, sagt der Akademiker.
Alte Schule Reitbrook mit neuem Konzept
Die neun Bewohner im Alter von 26 bis 67 Jahren leben alle schon seit mehreren Jahren in der Wohngruppe. Für die Menschen mit besonders herausforderndem Verhalten, die dort neu einziehen, werden nun andere Auswahlkriterien angesetzt, berichtet Schellberg. „Wir stellen uns den besonderen Herausforderungen durch psychiatrische Erkrankungen, tragen dem mehr Rechnung. Auch deshalb bin ich hier.“ Das müsse bei der Auswahl neuer Bewohner berücksichtigt werden.
„Bisher war jeder willkommen, unabhängig davon, wie stark das herausfordernde Verhalten war. Nun werden wir keine neuen Bewohner mit sehr stark ausgeprägtem fremd- und selbstgefährdendem Verhalten mehr aufnehmen“, sagt der neue Einrichtungsleiter. Denn gewisse Krankheitsbilder würden eine stationäre Betreuung erfordern, „wir haben hier aber eine ambulante Wohneinrichtung“, betont Schellberg. Der Personalschlüssel sei ein anderer, auch die Gebäudestruktur. „Der Personalschlüssel ist bei einer stationären Betreuung im Zweifel höher.“ Bei dem neuen Konzept handle es sich um einen Langzeitplan, der auf einer Initiative der arbeitsmäßig sehr stark belasteten Mitarbeiter fuße.
Viermal die Woche geht’s zum „Fuchsbau“
Die Teilhabe der Betreuten am Leben in ihrer Region (sozialräumliche Vernetzung) soll weiter ausgebaut werden, betont der Einrichtungsleiter. Dabei sind die Männer und Frauen, die in der alten Schule wohnen, schon regelmäßig unterwegs: Montags bis donnerstags fahren Bewohner neuerdings in wechselnden kleinen Gruppen zum „Fuchsbau“ am Eichbaumsee. Dort steht ihnen ein großer Raum mit Blick auf den Eichbaumsee zur Verfügung, wird gekocht, gebacken und die Natur erkundet, um die Sinne zu sensibilisieren.
Schellberg: „Die zur Seeseite hin gelegene Seitenwand kann komplett geöffnet werden, sodass man einen herrlichen Ausblick hat.“ Der „Fuchsbau“ komme bei den Bewohnern der Alten Schule gut an. „Wir machen aber auch andere Ausflüge, etwa zum Dom oder an die Ostsee“, sagt Schellberg. Es gehe darum, „behutsam den Erlebnisraum zu vergrößern“.
Tagesförderung auch für externe Teilnehmer
Die Tagesförderstätte auf dem Gelände am Vorderdeich in Reitbrook wird bisher ausschließlich von Bewohnern der benachbarten WG besucht. Sie lernen dort Alltagskompetenzen wie Einkaufen oder den Tisch zu decken, aber auch Kulturtechniken wie lesen, schreiben und rechnen. „Künftig wollen wir dort auch externe Teilnehmer betreuen. Wir arbeiten darauf hin, das noch in diesem Jahr zu realisieren“, sagt Schellberg. Die externen Teilnehmer können aus Wohneinrichtungen und Werkstätten auch außerhalb der Pestalozzi-Stiftung kommen.
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Ziel der Tagesförderung sei beispielsweise, die Teilnehmer auf die Arbeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung vorzubereiten, berichtet Schellberg. „Dieses Ziel des Gesetzgebers ist aber sehr hochgesteckt.“ Die Kunsttherapeutin Tamara von Gogh ist die neue Koordinatorin der Tagesförderstätte. Die Einrichtung sucht weitere Mitarbeiter, unter anderem Erzieher und Sozialpädagogen. Internet: alte-schule-reitbrook.de.