Hamburg. Gastwirt und Musiker Otto Garbs aus Ochsenwerder stirbt im Alter von 85 Jahren. Nachruf auf ein echtes Marschländer Original.
Er war Vollblutmusiker, uriger Gastwirt und ein echtes Marschländer Original. Nun hat sein Herz aufgehört zu schlagen: Otto Garbs ist tot. Er starb in der Nacht zu Montag im Alter von 85 Jahren in einem Hospiz in Altona. Gesundheitlich stand es schon länger nicht gut um den Chef des Gasthofs Neudorf, bei dem vor mehr als 15 Jahren Krebs diagnostiziert worden war.
Doch er berappelte sich immer wieder, und vor allem beschwerte er sich nie, erinnert sich John Pernitt. „Er hat mit der Krankheit gelebt. Hätte es sie nicht gegeben, wäre er bestimmt 100 Jahre alt geworden“, sagt sein Neffe.
Nun aber ist Otto Garbs für immer eingeschlafen. Auch wenn es sich bereits abgezeichnet habe und man sich mit dem Gedanken daran auseinandersetzen konnte: „Wenn der Tag kommt, ist doch alles anders“, sagt John Pernitt.
Für seinen Onkel sei es nun aber gut, den letzten Weg gegangen zu sein. „Es wäre nicht Ottos Leben gewesen, nur im Bett zu liegen“, weiß sein Neffe. Es werde noch eine Weile dauern, um zu realisieren, dass er nicht mehr da ist. „Er wird uns noch lange in unseren Gedanken begleiten“, sagt John Pernitt.
Otto Garbs spielte schon mit neun Jahren Trompete
Bekannt war Otto Garbs als begnadeter Musiker. Von seiner großen Musikalität konnten sich Besucher in der elterlichern Gaststätte mit Tante-Emma-Laden am Dorferbogen schon überzeugen, als er gerade mal neun Jahre alt war und zur Trompete griff. Gerade zwölf Jahre alt, wurde er in die Feuerwehrkapelle Spadenland aufgenommen.
Otto Garbs beherrschte die Trompete, Tuba sowie Tenor- und Flügelhorn perfekt und wurde aufgrund seiner Leidenschaft für Blasinstrumente von Freunden auch „Tut-Otto“ genannt. Oder eben auch Otto „James“ Garbs, was seine Hochachtung vor dem Musiker James Last (1929-2015) verdeutlichte.
Im Landgebiet war der Vollblutmusiker als perfekter und strenger Lehrmeister bekannt. Kamen mal schräge Töne an sein Ohr, mahnte er: „Ihr vergewaltigt mein Gehör!“ Wer nicht fleißig geübt hatte und mit schiefen Tönen den Probenablauf störte, musste sich auch schon mal sagen lassen: „Wenn du keen Lust hesst, go lever na Hus!“
Einer dieser Schüler war der eigene Neffe, Frank André, welcher das Schlagzeugspielen bei seinem Onkel ab dem 11. Lebensjahr erlernte und fast 20 Jahre zusammen mit ihm musizierte. Da kam nach besonders tollen Soli am Schlagzeug schon mal publikumswirksam ein 5-Mark-Stück zur Belohnung auf die Bühne geflogen.
Als Dirigent leitete er seine Vierländer Musikanten an, die für ihre Märsche, Big-Band-Klassiker sowie Polka- und Walzermelodien bekannt waren. Je nach Anlass spielten sie als Feuerwehrkapelle, als „Elbetuter“, „Vierländer Jäger“, „Pankoken Kapelle“ bei kleinen Anlässen in kleiner Besetzung oder als „Deichbayern“ beim Spadenländer Oktoberfest. Auch auf dem Biergartenfest beim Schützenfest der Ochsenwerder Schützengesellschaft durfte Otto Garbs mit seinen Vierländer Musikanten nie fehlen.
Sogar in einem Roman taucht Otto Garbs mit seinem Gasthof auf
Als echtes Marschländer Original schaffte er es in Bücher und Ausstellungen: Im Roman „Hinterland“ von Nora Luttmer, deren Krimireihe in Ochsenwerder spielt, tauchen Otto Garbs und sein Gasthof Neudorf auf – als einzige Person und Ort, die nicht der Fantasie der Autorin entsprungen sind: „Das kann man sich nicht ausdenken. Da wäre es eine Beleidigung gewesen, ihn nicht zu nennen“, erklärte Nora Luttmer bei der Veröffentlichung des Buches im Jahr 2021.
Das sah auch Fotograf Ronald Sawatzki ähnlich, der Otto Garbs im Jahr 2018 für eine Reportage ablichtete. Auf dem Bild trägt Otto Garbs seine Feuerwehruniform und bläst in ein Flügelhorn. An Garbs’ Kneipendecke hängen weitere Blechblasinstrumente, im Hintergrund steht ein Grammophon. In der Ausstellung „40 Jahre Pressefotografie“ war das Bild in diesem Jahr in Hamm-Süd zu sehen – gleich neben Domenica, Uwe Seeler und weiteren Motiven der Themenwand „Hamburger Originale“.
Wenn am Dienstag, 3. Januar, um 13 Uhr in der St.-Pankratius-Kirche die Trauerfeier für Otto Garbs beginnt, dann wird in dem Gotteshaus am Alten Kirchdeich vermutlich auch der letzte Sitz- und Stehplatz belegt sein. Schließlich war der Gastwirt in seinem Heimatdorf Ochsenwerder und weit über dessen Grenzen hinaus bekannt.
Seinen 80. Geburtstag hatte er 2017 mit 300 Gästen im Gasthof Hitscherberg gefeiert. Und auch zu seinem 85. Geburtstag am 5. Dezember schauten noch einige Gäste vorbei, berichtet Neffe John Pernitt, der an dem Tag sein Homeoffice in die Gaststätte verlegt hatte, um einzelne Besucher in die Wohnung seines Onkels in der oberen Etage zu geleiten.
Nach der Trauerfeier bittet die Familie zu einer Kaffeetafel im Gasthof Hitscherberg am Kirchwerder Hausdeich 153. Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon 040/737 21 82 (Bestattungen Elfriede Frey) oder per E-Mail an info@frey-bestattung.de.
Uriger Gasthof ein beliebtes Motiv für Fernsehkrimis
1976 hatte Otto Garbs die Gaststätte mit Saal und Clubstube von seinen Eltern übernommen. Sitzend war der Saal für 120 Personen ausgelegt. Zu Spitzenzeiten, wie bei der Maskerade oder Dorfabenden, war aber durchaus die dreifache Anzahl an feiernden Personen – ob stehend oder tanzend – im gesamten Gasthaus zu Gast.
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Otto Garbs’ Vorfahren hatten die Kneipe bereits 1837 eröffnet. Sein uriger Gasthof war einst Treffpunkt von Korken-Club, Knobelrunde und Heimatring. Ebenso war er beliebter Drehort für Film- und Fernsehproduktionen wie „Notruf Hafenkante“, „Tatort“ und „Soko Hamburg“. Noch ist nicht bekannt, wie und ob es mit dem Gasthof weitergeht. Otto Garbs war unverheiratet und kinderlos und hinterlässt zwei Schwestern und zwei Neffen.
Wo auch immer er jetzt ist, darf man sich dort auf so manches Ständchen freuen. Mach’s gut Otto!