Ochsenwerder. Ochsenwerdeer. Er ist der James Last von Ochsenwerder und Kult-Gastwirt vom Gasthof Neudorf: Otto Garbs wird am 5. Dezember 80 Jahre alt.

Sogar aus London haben sich Gäste angekündigt, die mit Otto Garbs dessen 80. Geburtstag feiern wollen. „Selbst Schuld, wenn die meinetwegen von so weit her anreisen“, sagt der Ausnahmemusiker und Dirigent schelmisch. Insgesamt werden heute, am 5. Dezember, etwa 300 Gäste im Gasthof „Zum Hitscherberg“ am Kirchwerder Hausdeich 153 erwartet, um mit dem Marschländer Original seinen Ehrentag zu begehen.

Otto Garbs ist ein von James Last

Gastwirt Hartwig Reimers ist gerüstet für den Empfang in seinem Saal ab 18 Uhr. Bereits vor zweieinhalb Jahren hat er mit seinem Team für Otto-James, wie Garbs wegen seiner immer noch währenden Hochachtung vor dem verstorbenen James Last liebevoll genannt wird, für den reibungslosen Ablauf eines großen Festes gesorgt. Gefeiert wurde das 50-jährige Dirigenten-Jubiläum des musikalischen Marschländers und der 50. Geburtstag seines Blasorchesters „Vierländer Musikanten“.

Der Jubilar mit einem Flügelhorn, das er meisterlich beherrscht.
Der Jubilar mit einem Flügelhorn, das er meisterlich beherrscht. © Erika Löffel | Erika Löffel

Vielseitig: Von der Feuerwehrkapelle bis zu den Deichbayern

Klar, dass seine Bläser unter den ersten Gratulanten sein werden. Sie sind weit über die Grenzen des Landgebietes hinaus bekannt als Ausnahmeband, die mit Märschen, Big-Band-Klassikern sowie Polka- und Walzermelodien schwungvoll agieren. Je nach Anlass spielen sie als Feuerwehrkapelle Spadenland-Neudorf, als „Elbetuter“, „Vierländer Jäger“, „Pankoken-Kapelle“ bei kleinen Anlässen in kleiner Besetzung oder als „Deichbayern“ beim Spadenländer Oktoberfest.

Leidenschaft zur Blasmusik begann schon als Kind

Von der großen Musikalität des heute 80-jährigen Garbs waren Besucher in Ottos elterlicher Gaststätte mit „Tante-Emma-Laden“ am Dorferbogen schon überzeugt, wenn der Neunjährige zur Trompete griff und „Ay, ay, ay Maria“ schmetterte. Die ersten Töne auf dem Instrument hatte ihm Nachbar Willy Barthels beigebracht. Gerade zwölf Jahre alt, wurde er schon als Mitglied der Feuerwehrkapelle Spadenland aufgenommen.

Eine Fünf in Musik: Er konnte nicht singen

Dass er in der Schule immer eine Fünf in Musik hatte, lag einfach daran, dass er nicht singen konnte. „Dass ich bei Festumzügen immer musizierend mit der Kapelle über Straßen und Deiche zog, hatte Lehrer Paul Heitmann nie mitgekriegt“, sagt Otto Garbs. „Richtigen“ Unterricht bekam der junge Otto bei Ernst Deutschmann, dem Tanzlehrer und Friseur, der in Notfällen auch noch Zähne zog. Der ließ keine schiefen Töne zu, knuffte den Jungen, wenn er mal daneben griff und ließ ihn sogar den Rohrstock spüren. Doch das verdarb die Freude an der Musik nicht. Otto Garbs beherrscht Tuba sowie Tenor- und Flügelhorn perfekt.

Schon mit 24 den Dirigentenstab in der Hand

Als 24-Järiger wurde er Dirigent der Feuerwehrkapelle Spadenland-Neudorf und feierte schnell Erfolge. Beim ersten Wettkampf der Hamburger Feuerwehr-Kapellen saß Siegfried Grenz vom Hamburger Polizeiorchester in der Jury. Er schloss sich den übrigen Juroren an und votierte für Platz zwei mit dem Vermerk: „Diese kleine Band gibt Anlass zu musikalischen Hoffnungen.“

Ein Gastspiel auf Udo Jürgens Klavier

Noch immer schwärmt Otto Garbs, von Freunden auch „Tut-Otto“ genannt, von seiner Begegnung mit dem berühmten Ernst Mosch und seinen Egerländer Musikanten. Unvergessen bleibt für ihn die Begegnung mit Udo Jürgens in einem Hamburger Club. Jürgens hatte für die Musiker aus Ochsenwerder sein eben beendetes Konzert verlängert und den Dirigenten aufgefordert, auf seinem Klavier zu spielen. „Das war schon schön!“ erinnert sich der Jubilar.

Schiefe Töne will Otto Garbs nicht hören

Im Landgebiet ist der Vollblutmusiker als perfekter und strenger Lehrmeister bekannt. Kommen schräge Töne an sein Ohr, mahnt er: „Ihr vergewaltigt mein Gehör!“ Wer nicht fleißig geübt hat und mit schiefen Tönen den Probenablauf stört, muss sich sagen lassen: „Wenn du keen Lust hesst, go lever na Hus!“

Nur noch dienstags ist die Kneipe geöffnet

Seine kleine Gaststätte öffnet Otto Garbs nur noch dienstags, wenn die „Knobelrunde“ tagt. Dann sind ab 18 Uhr allerdings auch Freunde und Nachbarn willkommen. Zudem treffen sich auf Bestellung im „Gasthof Neudorf“ Vereine wie der Heimatring oder „Unser Dorf erhalten“. Sie alle sind eingeladen, wenn „Ihr Otto“ 80. Geburtstag in Kirchwerder feiert und natürlich das Gasthaus zuschließt.

Gasthof Neudorf ist eine beliebter Film-Kulisse

Dass Saal und Gaststätte am Dorferbogen als urige Kneipe mit besonderem Flair geschätzt wird, bewiesen vor wenigen Wochen Filmer, die fü die Serie „Soko Hamburg“ drehten. Allerdings ließen sie in Ottos Saal während der Proklamation beim Schützenfest den König erschießen. Nicht weniger blutrünstig ging es zu, als Schauspieler Axel Milberg in dem Krimi „Zwischen den Meeren“ agierte.

Letzte Konzerte vielleicht im kommenden Jahr

Als Dirigent gedenkt Otto Garbs – voraussichtlich – Abschied zu nehmen, wenn die Ochsenwerder Schützengemeinschaft im Sommer ihr großes Fest gefeiert und die FF Spadenland ihr 125. Geburtstagsfest beendet hat. „Das werden wohl meine letzten Konzerte sein“, sagt er – nicht ohne Wehmut.