Neuengamme. Das Fotoprojekt „Veerlanner Dagbook“ will mit einer Ausstellung für die traditionelle Kultur sensibilisieren. Wie jeder mitmachen kann.
Die schönen und aussagekräftigen Vierländer Trachten wieder mehr in das Bewusstsein der Vierländer und Hamburger Bürger zu rücken, ist das Anliegen von Elk Willscher, Gunda Ziemer und Bärbel Roloff, die das Fotoprojekt „Veerlanner Dagbook“ gegründet haben.
„Wir möchten die Menschen für die Kultur und die Trachten sensibilisieren und dies anfangs mit einer Fotoausstellung. Daraus kann jedoch viel mehr werden“, sagt Fotograf Elk Willscher. Alle drei stammen aus den Vierlanden und haben eine große Affinität zu Trachten und der traditionellen Kultur ihrer Heimat.
Idee für das Fotoprojekt zu Vierländer Trachten stammt aus Dänemark
Die Idee zu diesem Projekt kam dem Fotografen, als er Urlaub auf Fanø machte: „Meine Frau und ich besuchten eine großartige Fotoausstellung auf Fanø. Dort wurde in überwiegend dunkleren Szenen das Leben der Fanøer mit Trachten dargestellt“, erzählt Elk Willscher. In überlebensgroßen Bildern gab es Bilder von Kirchenbesuchen, der Fischerei oder Trauerfeiern sowie vom Verrichten alltäglicher Arbeiten. Für Willscher die Inspiration, eine visuelle Geschichte der Vierländer Trachten zu erzählen.
Um die Idee des „Veerlanner Dagbook“ mit Leben zu füllen und die entsprechenden Fotos mit Szenen von der Wiege bis zur Bahre stellen zu können, benötigen die drei Initiatoren natürlich Trachten, Schuhzeug sowie den passenden Schmuck. Im Bauernhaus von Elk Willscher stapeln sich in einer Stube mittlerweile die ersten historischen Schätze, die dem Projekt von Bürgern leihweise zur Verfügung gestellt wurden: Hosen und Röcke, Schürzen und Blusen, Brusttücher und Broschen, Gürtelschnallen und Kopfbedeckungen.
Zahl und Größe der Silberknöpfe berichten über den sozialen Rang
Die alten Trachten besitzen eigene Gesetzmäßigkeiten, so berichtet die Qualität des Stoffes über den sozialen Rang, die Anzahl der Silberknöpfe und deren Größe insbesondere an den Hosen der Männer über den Reichtum der Bürger.
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„Die Menschen waren damals kleiner und zierlicher, die Konfektionsgrößen liegen bei den Frauen etwa zwischen 34 und 38“, sagt Bärbel Roloff, die Vorsitzende des Fördervereins der Landfrauen Hamburg ist. „Um die Fotos stellen zu können, brauchen wir natürlich auch Menschen, die sich gern fotografieren lassen, die entsprechende Figur haben und etwas Geduld für das ,Veerlanner Dagbook’ mitbringen. Einige der historischen Kleidungsstücke lassen sich jedoch mit handwerklichem Geschick und Tricks etwas vergrößern.“
Bei ihrer Vorstellung tragen die neuen Konfirmanden Tracht
Gunda Ziemer berichtet über die Wertschätzung der Trachten in der heutigen Zeit: „Die Vorstellung der neuen Konfirmanden vor der Gemeinde findet seit etwa 25 Jahren zum Erntedankgottesdienst in der Kirche St. Nikolai in Altengamme in alten Trachten statt. Die Trachten werden den Konfirmanden von der Kirche gestellt.“
Ziemer selber besitzt einige, ist der Heimat Vierlanden verbunden und lebt noch immer mit ihrer Familie in ihrem Geburtshaus in Neuengamme. Bärbel Roloff kommt ursprünglich aus Kirchwerder und lebt in Altengamme, sie weiß: „Die Vierländer Tracht galt auf dem Hamburger Markt als Qualitätsmerkmal und Gütesiegel für Gemüse aus den Vierlanden.“
Das Projekt „Veerlanner Dagbook“ ist auf mehrere Jahre angelegt
Das „Veerlanner Dagbook“ ist ein Projekt, das über Jahre gehen wird. Um es anzugehen, brauchen die Initiatoren noch weitere Kleidung, wie Arbeitskleidung oder Hochzeitstrachten. Aber auch Schneider und Mitstreiter, die Lust an der Umsetzung der Idee haben und sich mit ihrem Wissen einbringen möchten, sind gern gesehen.
Fotograf Elk Willscher sieht bereits in die Zukunft: „Neben der ersten Fotoausstellung kann ich mir ein dreisprachiges Begleitbuch in Plattdeutsch, Hochdeutsch und Englisch mit den Fotografien und den erläuternden Texten vorstellen, aber auch eine Ausstellung mit großen Aufnahmen, die möglicherweise im Rathaus und anderen Ausstellungsorten in und um Hamburg gezeigt werden könnten.“
Dafür seien Sponsoren erforderlich. Willscher denkt an Banken, Handwerksbetriebe oder auch große Unternehmen. Zudem soll später über Crowdfunding Geld generiert werden. Kontakte per E-Mail an veerlannerdagbook@gmail.com.