Hamburg. Anfangs war es nur eine Aufgabe im Kunstprofil. Aber Ela Cinar (18) hatte so tolle Ideen, dass einiges davon umgesetzt wird.
Wie viel Fantasie passt in eine sechs Meter lange und genau 2,35 Meter breite Kiste? Das war die Aufgabe des Kunstprofils an der Gretel-Bergmann-Schule. Na ja, eigentlich hieß es für die Zwölftklässler, sie mögen eine axonometrische Zeichnung fertigen, also ein räumliches Objekt mit Koordinatenachsen in einer Zeichenebene darstellen. Auf gut Deutsch: Wie soll der alte Container aussehen, der seit Ewigkeiten auf unserem Schulhof steht?
Ganz besonders viele Pluspunkte für ihre Ideen konnte Ela Cinar sammeln. Denn die 18-Jährige zeichnet für ihr Leben gern – und hat sich bei der Einrichtung von Tiny Houses umgesehen: „Wir brauchen einen Spiegel, damit der Raum größer erscheint. Und drei Fenster. Am besten ganz oben, damit die Wände für einen ausklappbaren Tisch nutzbar sind“, schlägt sie vor – mit Sitzkissen und Möbeln, die einen Blick auf den Teich gewähren, „bloß nicht auf den Schulhof“, denn man wolle ja mal abschalten. Ganz wichtig zudem: „Um Staub zu vermeiden, muss auch der Jackenschrank direkt auf dem Boden stehen“, sagt die junge Neuallermöherin mit türkischen Wurzeln.
Gretel-Bergmann-Schule: Schülerzeichnung als Vorlage für Schulkiosk
Erst zeichnete sie alles mit der Hand, dann wurde der Entwurf digitalisiert. Helle Holzverkleidung, schwarze Rahmen und ein feines Farbkonzept gehören ebenso dazu wie Überlegungen zum Material: „Stahlblech ist billiger als Alu und Edelstahl“, fand die Muslima heraus – und erntete für ihr Talent nicht nur ein Lob von Kunstlehrerin Christine Liberra.
„Hervorragend, es ist ein Genuss, deine Arbeit anzuschauen“, schrieb Astrid Scharff in die Kunstmappe. Und das will was heißen. Denn sie ist Diplom-Ingenieurin der Architektur und Berufsschullehrerin für Holz- und Bautechnik. Und sie meint es ernst mit dem Container: „Das Dach haben wir schon saniert. Im Moment sind die Achtklässler mit der Unterkonstruktion und Lattung der Fassade fast fertig.“
Allein zum Chillen soll das Projekt jedoch nicht sein: „Wir wollen hier einen Schulkiosk mit kleiner Theke einrichten. Da sind Elas Ideen für einen klappbaren Tresen perfekt“, sagt die Lehrerin des Profils Handwerk und Küche, die bereits Spenden von der Haspa und der Buhck-Stiftung eingeworben hat. Jetzt fehle bloß noch ein professioneller Tischler, der die Fenster übernimmt (wer mag, wendet sich per E-Mail an astrid.scharff@gretel-bergmann-schule.de).
Das eigene Zimmer neu gestaltet – jetzt wird in Ruhe gezeichnet
Dass es nicht immer die gewünschte „Entspannungsoase“ wird, kennt Ela Cinar längst: „Ich musste mir bis vor zwei Jahren ein Zimmer mit meinem älteren Bruder teilen. Jetzt hat er geheiratet und ist ausgezogen. Ich konnte alles neu gestalten und kann abends, mit Musik im Hintergrund, in Ruhe zeichnen und abschalten.“
Vielleicht nicht das Talent, aber wenigstens die Leidenschaft fürs Malen entdeckte sie bei ihrem Onkel – „wenn der auch nur superbunte Landschaften malt“. Ela hingegen schnappt sich lieber bloß einen Bleistift, zeichnet Häuser der Hamburger Speicherstadt und schraffiert Gesichter („wobei traurige Augenringe echt schwierig sind“).
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Hat sie etwa ihren Beruf schon gefunden? Ein vorsichtiges Zögern: „Ich weiß nicht, wie ich sein werde, wenn ich das tagtäglich machen muss. Ob mir dabei der Spaß am Zeichnen nicht kaputt geht“, überlegt sie. Und vor dem Abitur will sich die 18-Jährige bestimmt nicht festlegen: „Vielleicht wird es etwas Soziales, mit Kindern“, meint sie – und erzählt von ihrem Nebenjob an der Clara-Grunwald-Grundschule: „Da mache ich Ballsport mit den Kindern im Ganztag, aber gern würde ich auch mit ihnen zeichnen.“