Bergedorf. Die Zahl der neuen Fünftklässler wächst um fast 15 Prozent. Bildungsbehörde muss auch die letzten Kapazitäten ausschöpfen.

Es wird immer enger an Bergedorfs Gymnasien und Stadtteilschulen. Im neuen Schuljahr werden fast alle an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Zumindest in den neuen fünften Klassen. Das zeigen die jetzt vorliegenden tatsächlichen Einschulungszahlen. Sie sind das Ergebnis des Versuchs von Hamburgs Bildungsbehörde, die Erstwünsche der Eltern und Kinder vom Februar irgendwie mit den räumlichen und personellen Kapazitäten der Schulen in Einklang zu bringen.

Das Problem: Mit einem satten Plus von fast 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr lassen die neuen Fünftklässler im Schuljahr 2023/24 vieles aus den Fugen geraten: Mit dem exakt 1388 Schüler starken Jahrgang wachsen alle fünf Gymnasien auf das Maximum ihrer im Schulentwicklungsplan vorgesehenen Parallelklassen an. Und das obwohl sie nur 47,5 Prozent dieses Ansturms aufnehmen müssen.

Stadtteilschulen müssen sogar 52,5 Prozent den Ansturms unterbringen

Die anderen 52,5 Prozent erobern die fünf staatlichen Stadtteilschulen im Bezirk – und sorgen auch dort dafür, dass dieser Jahrgang fast alle Kapazitäten ausschöpft, die laut Schulentwicklungsplan eigentlich noch bis zum Ende dieses Jahrzehnts reichen sollen. Lediglich am Richard-Linde-Weg und an der Gretel-Bergmann-Schule wird es eine Klasse weniger als die maximal mögliche Anzahl geben. Die Stadtteilschule Bergedorf schöpft dagegen mit ihrer Achtzügigkeit nach den Sommerferien schon das Extrem ihrer im Plan mit „sieben bis acht“ vorgesehenen Parallelklassen aus.

Eine Entwicklung, die Bildungssenator Ties Rabe (SPD) natürlich kennt, die er in seinem offiziellen Kommentar zu den Zahlen aber hinter einem großen Lob an die Schulleiter verbirgt. Sie ermöglichen es nämlich, dass stattlichen 95,5 Prozent der künftigen Fünftklässler in Bergedorf ihr Erstwunsch erfüllt wird. Doch Rabe sagt auch: „Ich setze darauf, dass die Schulgemeinschaften jetzt solidarisch handeln und die zusätzlichen Klassen gern aufnehmen.“

Maximale Klassenstärke wird an immer mehr Schulen erreicht

Denn eng wird es – in den Schulen insgesamt und auch in den neuen fünften Klassen selbst. Sie erreichen in vier der zehn weiterführenden Schulen die Soll-Obergrenze. Das sind 23 Schüler je Klasse an Stadtteilschulen und 28 an den Gymnasien. Betroffen davon sind die Stadtteilschulen Bergedorf und Richard-Linde-Weg sowie das Luisen-Gymnasium und das Gymnasium Lohbrügge.

Auch alle anderen weiterführenden Schulen werden nur geringfügig kleinere Klassenstärken haben. Einzige Ausnahme ist das Gymnasium Allermöhe, wo es wegen des besonderen Sozialindexes von Neuallermöhe nur durchschnittliche Klassengröße von 18,4 Schülern geben wird. So kommt es dazu, dass die Bildungsbehörde trotz der mit Abstand geringsten Anmeldezahl von nur 92 neuen Fünftklässlern am Gymnasium Allermöhe maximale Zahl der im Schulentwicklungsplan vorgesehenen fünf Parallelklassen einrichten muss.

Stadtteilschulen Bergedorf und Richard-Linde-Weg sind am beliebtesten

Sieger in der Beliebtheit bei Bergedorfs Eltern und Schülern bleibt im kommenden Schuljahr die Stadtteilschule Bergedorf am Ladenbeker Weg mit 194 Anmeldungen. Hier musste die Behörde allerdings den Rotstift ansetzen und hat den neuen Jahrgang auf 184 Schüler reduziert, um überhaupt genug Platz für alle zu haben. Noch deutlicher trifft es die Stadtteilschule Richard-Linde-Weg, wo aus 190 Interessierten nach den Sommerferien nur 138 Fünftklässler werden. An beiden Schulen kommt jede neue Klasse trotzdem auf die maximal zulässige Zahl von 23 Schülern.

Gelandet sind die insgesamt 62 Umverteilten – lauf Bildungsbehörde sind das vor allem Anmeldungen aus Schleswig-Holstein – an den anderen drei Stadtteilschulen im Bezirk. So wächst die in Kirchwerder auf sechs Parallelklassen, die Stadtteilschule Lohbrügge am Binnenfeldredder auf sieben und die Gretel-Bergmann-Schule in Neuallermöhe auf sechs.

Luisen-Gymnasium muss 17 Erstwünschen eine Absage erteilen

Bei den Gymnasien gibt es nur 17 Schüler, deren Erstwünsche nicht erfüllt werden. Betroffen von den Absagen ist ausschließlich das Luisen-Gymnasium. Dessen neuer fünfter Jahrgang wird so von 157 auf 140 Schüler geschrumpft, die gerade noch in fünf Klassen mit je 28 Schülern passen.

Einziges sechszügiges Gymnasium im Bezirk bleibt mit 168 neuen Fünftklässlern das Gymnasium Lohbrügge. Auch dort wird jede Klasse die maximal zulässigen 28 Schüler haben. Das Gymnasium Bornbrook kann mit 133 Schülern in fünf Parallelklassen planen, das Hansa-Gymnasium mit 122 und ebenfalls fünf fünften Klassen.

Um diese Engpässe im Bezirk Bergedorf zu beseitigen, plant Hamburg bereits fieberhaft an zwei neuen Schulen: Als erstes soll im Sommer 2026 das sechste Gymnasium des Bezirks an der Billwerder Straße eröffnen. Der 27-Millionen-Euro-Bau wird auf der bereits geräumten Fläche der ehemaligen Förderschule entstehen und Platz für drei bis vier Parallelklassen haben.

Geht alles glatt, öffnet gleichzeitig auch die sechste Stadtteilschule Bergedorfs ihre Türen. Sie wird auf dem weitläufigen Schulhof der Grundschule Leuschnerstraße gebaut, soll 40 Millionen Euro kosten und Platz für fünf Parallelklassen bieten.