Hamburg. Nicola Eisenschink und Thomas Oepen ziehen vom Hausboot in ein „Hidden Tiny House“. Was das Besondere an dem Holzhaus ist.

In den vergangenen Monaten hat Nicola Eisenschink im Internet diverse Videos gesehen, auf denen Tiny Houses an ihrem Standort einschwebten – und die Bilder stets mit Wehmut verfolgt. Denn sie wartete sehnsüchtig auf den Moment, an dem ihre „Tinys“ auf dem Baugrundstück am Ochsenwerder Elbdeich angeliefert werden.

Und der ist nun endlich gekommen: Am Donnerstagmorgen war das erste Tiny House schon um kurz vor acht Uhr passgenau auf dem Schraubfundament platziert. „Ich bin sehr glücklich. Ich habe zwar nur vier Stunden geschlafen, aber es fühlt sich so an, als hätte ich endlich mal wieder ausgeschlafen“, sagt Nicola Eisenschink.

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Gemeinsam mit ihrem Partner Thomas Oepen realisiert die 61-Jährige den gemeinsamen Wohntraum: Ein „Hidden (englisch für versteckt) Tiny House“. Das bedeutet, wenn das neue Zuhause des Paars fertig ist, wird es aussehen wie ein Holzhaus mit Satteldach. Darunter besteht es aber aus drei Elementen. Nicola Eisenschink und Thomas Oepen haben dort je ein eigenes Reich.

Tiny House – gar nicht so tiny: Hier schwebt das Wohnzimmer ein, das sich Nicola Eisenschink und Thomas Oepen teilen.
Tiny House – gar nicht so tiny: Hier schwebt das Wohnzimmer ein, das sich Nicola Eisenschink und Thomas Oepen teilen. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Die zwei Tiny Houses haben jeweils auf zwei Ebenen ein Arbeitszimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad. Verbunden werden die beiden Elemente durch ein drittes Tiny House. Darin ist ein großes Wohnzimmer untergebracht, das durch bodentiefe Fenster den Blick freigibt über die Felder in Richtung Oortkatenweg und Ochsenwerder Landscheideweg.

Zimmermann hat sich auf Bau von Tiny Houses spezialisiert

Gebaut wurden die Tiny Houses von Stephan Lensinger. Der Zimmermann aus der Nähe von Husum hat sich 2020 auf den Bau von Tiny Houses spezialisiert, die zu Preisen ab 70.000 Euro zu haben sind. Schon zuvor hatte er sich sehr für die Minihäuser interessiert und zahlreiche Dokumentationen darüber geguckt. Als dem Zimmermann mit Beginn der Corona-Pandemie viele Aufträge für Dachstühle wegbrachen, nutzte er die Chance und gründete seine Tiny House Manufaktur – Nordfriesland.

Die drei Häuschen von Nicola Eisenschink und Thomas Oepen sind sein bislang größtes Projekt. Denn insgesamt werden sie auf zwei Ebenen eine Fläche von 160 Quadratmetern haben und damit gar nicht mehr so tiny (sehr klein) sein. „Normalerweise hat ein Tiny House bis zu 50 Quadratmeter“, erklärt Stephan Lensinger.

Leben auf dem Hausboot „Lotte“ endet in ein paar Wochen

Das Interesse an der Wohnform sei immens. Schwierig sei es allerdings immer wieder, ein geeignetes Grundstück zu finden, weiß der Zimmermann. Das ist Nicola Eisenschink und Thomas Oepen innerhalb von drei Monaten geglückt. Bis die Baugenehmigung vorlag, vergingen wiederum einige weitere Monate.

Nicola Eisenschink 2018 vor dem Hausboot „Lotte“ im Hafen Oortkaten. Über ihr Leben auf dem Boot hat sie ein Buch geschrieben.
Nicola Eisenschink 2018 vor dem Hausboot „Lotte“ im Hafen Oortkaten. Über ihr Leben auf dem Boot hat sie ein Buch geschrieben. © Sebastian Fuchs | Sebastian Fuchs

Mehr als eineinhalb Jahre sind seit dem ersten Kontakt zu Zimmermann Lensinger bis zum Aufstellen der fertigen Tinys vergangen. Von Montag an sollen das Dach aufgesetzt sowie restliche Außen- und Innenarbeiten erledigt werden. Dazu zählt der Einbau der Küchen ebenso wie das Verlegen des Fußbodens und Streichen der Wände. „Etwa drei bis vier Wochen werden wir schon noch zu tun haben“, sagt Stephan Lensinger.

Währenddessen, voraussichtlich in zwei Wochen, werden Nicola Eisenschink und Thomas Open mit dem Einzug beginnen. Und dann endet nach acht Jahren auf dem Hausboot „Lotte“ im Oortkatenhafen das Leben auf dem Wasser, über das Nicola Eisenschink 2018 sogar ein Buch geschrieben hat („Hausboot Lotte, Kater Emma und ich“). Die „Lotte“ ist inzwischen verkauft.

An Land freut sich Nicola Eisenschink nun besonders auf ihren Garten, der naturnah angelegt und Rosen, Clematis und Efeu das Haus beranken sollen. „Das wird sehr romantisch“, sagt die 61-Jährige.