Neuallermöhe. Weil die Sanierung der zahlreichen Holzbrücken in Neuallermöhe zu teuer ist, sollten sechs verschwinden. Doch es gibt eine Alternative.
Der Lochfraß an Neuallermöhes Fußgängerbrückenbringt Bergedorfs Politik in Rage: Einstimmig votierte die Bezirksversammlung bei ihrer jüngsten Sitzung gegen die Pläne von Bezirksamt und Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), sechs der fast durchweg maroden Holzbauwerke im Stadtteil komplett zu entfernen.
„Gerade vor dem Hintergrund der jetzt laufenden intensiven Planung von Oberbillwerder wollen wir dokumentieren, dass auch an den Leitlinien der ursprünglichen Planungen für Neuallermöhe aus den 80er- und 90er-Jahren nicht nachträglich gerüttelt wird“, stellte Stephan Meyns (FDP) im Namen der Bergedorfer Koalition klar. Eine deutliche Warnung an den Senat, sich zum Neuallermöher Markenkern zu bekennen: Das bis heute beliebte Netz von Fleeten bedinge ihre zahlreichen Querungen für Fußgänger und Radfahrer, um trotz des Wassers kurze Wege für die Bewohner des Stadtteils zu garantieren.
Bisher stehen nur 16 der maroden Holzbrücken des Stadtteils auf der Sanierungsliste
Im Januar hatte ein von Bezirksamt und LSBG beauftragtes Landschaftsplanungsbüro vorgeschlagen, nur 16 der besonders maroden, teils schon gesperrten Fußgängerbrücken ins Sanierungsprogramm aufzunehmen, das bis Ende 2025 läuft. Sechs weitere der insgesamt rund 40 hölzernen Querungen, die Neuallermöhes Planer neben den Straßenbrücken aus Stahlbeton im damaligen Zukunftsquartier errichten ließen, sollen demnach ersatzlos gestrichen werden.
„Jede einzelne Brücke hat ihren Sinn und wurde vor Jahrzehnten bewusst genau an ihren Standort gesetzt“, betonte Ocke Christian Eggebrecht (CDU). Das unterstrich auch Maria Westberg (Linke), deren Fraktion sogar einen eigenen Antrag zum Thema eingebracht hatte: „Schon Neuallermöhe-Ost wurde in den 80er-Jahren bewusst mit sehr viel Grün und Wasser geplant, um der damals bedrohlichen Stadtflucht entgegen zu wirken. Das macht eine Vielzahl von Brücken erforderlich, um unter anderem zu Schulen, Tiefgaragen, Kleingärten oder Nahversorgern zu gelangen – und zwar abseits der Straßen, was heute ja wieder sehr modern ist. Wird dieses Wegenetz gekappt, ist das ein erheblicher Verlust an Lebensqualität.“
Politik kann sich „schmalere Brücken“ vorstellen, um Kosten zu sparen
Einig sind sich alle sechs Fraktionen der Bezirksversammlung, dass der Bau der Fußgängerbrücken aus Holz seinerzeit ein Fehler war. Neubauten sollten deshalb aus robusterem Material bestehen. Während die Linken in ihrem Antrag Ersatzbauten in gleichen Dimensionen wie bisher forderten, lenkt der schließlich beschossene Antrag der Bergedorf-Koalition aus SPD, Grünen und FDP bei diesem Punkt etwas ein: Man könne sich „schmalere Brücken“ vorstellen, um so „zu einer mit dem bisher vorgesehenen Wegfall der Brücken vergleichbaren Einsparung“ zu kommen. Zudem wurde das Bezirksamt beauftragt, sich in Zusammenarbeit mit dem Senat um Fördermittel von Bund und EU zu kümmern.
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Diese sechs teils schon gesperrten Fußgängerbrücken sollen nach dem bisherigen Plan nicht ersetzt werden: Verlängerung Anna-Siemsen-Gang über den Annenfleet, Fährbuernfleet Mitte, Allermöher Bahnfleet West, östlicher Felix-Jud-Ring über den Fährbuernfleet, Brücke vom Felix-Jud-Ring über den Kiebitzfleet und die Brücke beim Michael-Pritzl-Weg über den Allermöher Randfleet. Weitere 16 Fußgängerbrücken stehen bis einschließlich 2025 zur Sanierung an, die ersten fünf davon schon in diesem Jahr.
„Der vorliegende Sanierungsplan klammert sechs Brücken aus und wird deshalb auch vom Neuallermöher Stadtteilbeirat scharf kritisiert“, betonte Stephan Meyns in der Bezirksversammlung. „Ein solcher Verlust würde die Attraktivität eines ohnehin benachteiligten Quartiers reduzieren und nicht zuletzt die aktuellen Ziele des Senats in Bezug auf die Stärkung des Fuß- und Radverkehrs schwächen.“