Hamburg. Viele der 40 Holzbrücken sind marode, ein Neubau teuer. Planer bewerten, auf welche verzichtet werden kann und auf welche nicht.

Die Menschen in Neuallermöhe haben sich längst damit abgefunden, dass sie manchmal längere Umwege gehen müssen: Mehrere der gut 40 Fußgängerbrücken in ihrem Stadtteil sind so marode, dass sie teilweise schon seit Jahren gesperrt sind. Nun gibt es gute und schlechte Nachrichten zugleich.

Denn der zuständige Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) wird das Sanierungsprogramm der Brücken zwar fortsetzen. Aber mehrere der Überwege sollen womöglich abgerissen und nicht ersetzt werden – insgesamt sechs an der Zahl. Darüber informierten der Landesbetrieb und ein vom Bezirk beauftragtes Landschaftsplanungsbüro jetzt im Umweltausschuss.

Marode Brücken in Neuallermöhe: Ersatzbau aus Stahl und Beton ist teuer

Die Gründe sind pragmatischer Natur. Die jetzigen Fußgängerbrücken stammen aus den 80er- und 90er-Jahren, als Neuallermöhe entstand. Für den Bau der Brücken wurde oft ein nicht besonders langlebiges Holz verwendet. Entsprechend in die Jahre gekommen sind die Überwege heute. Doch ein Ersatz aus Stahl und Beton wird teuer. Konsequenz: Es braucht viele weitere Jahre, um die Überwege Stück für Stück zu ersetzen – bisher sind es erst neun.

Zeit für eine Bestandsaufnahme, meinten deshalb LSBG und Bezirk – und beauftragten ein Landschaftsplanungsbüro, sich alle Brücken mal genauer anzuschauen. Welche wird vielleicht gar nicht mehr genutzt und kann eventuell weichen? Ergebnis: Sechs Brücken, von denen drei bereits seit längerem gesperrt sind, werden zumindest zur Diskussion gestellt.

Die „Relevanz“ einiger Brücken gilt als unklar

Warum, erklärte Sabine Schwirzer vom beauftragten Büro EGL (Entwicklung und Gestaltung von Landschaft) im Umweltausschuss. Die Experten hatten sich den Stadtteil mit seinen Wegen zwischen Kultur, Schule oder Nahversorgung genauer angesehen, Ortsbegehungen gemacht und Gespräche geführt. Im Ergebnis sollen folgende Brücken zumindest in Frage gestellt werden: Eine am Anna-Siemsen-Gang/ Annenfleet, die „keine übergeordnete Wegeverbindung“ sei, so Schwirzer, da man von dort nicht unmittelbar auf den Nettelnburger Landweg komme. Zweitens der Überweg am Fährbuernfleet/Mitte. „Sicherlich ist die Brücke auch eine Schulverbindung zur Anton-Rée-Schule, aber letztendlich könnte das Schulareal auch auf dem Ebner-Eschenbach-Weg erreicht werden“, stellte die Planerin fest – weshalb die Relevanz der Brücke nicht eindeutig sei.

Auch am Allermöher Bahnfleet West ist den Planern „die Nutzungsintensität unklar“. Aktuell gebe es nördlich keine großartige Bebauung – mit Blick auf das künftige Oberbillwerder könne es aber sein, dass gerade diese Verbindung wieder von deutlich höherer Relevanz sein wird. Womöglich könne die Brücke deshalb an anderer Stelle neu errichtet werden. Ebenfalls in Frage steht die Brücke am östlichen Felix-Jud-Ring/Fährbuernfleet, wo es ausreichend Alternativen in der Nähe gebe.

Die Brücke Felix-Jud-Ring/Kiebitzfleet, verbinde Reihenhausbebauung und Kleingartenanlagen. Doch sei davon auszugehen, dass nur wenige Bewohner zu den Kleingärten gehen, da sie ja eigene Gärten haben. Schwirzer: „Vor dem Hintergrund, dass es keine so dringliche Nahversorgungssituation gibt, halten wir es für möglich, dass diese Brücke entfalle könnte.“ Dasselbe gelte für den Überweg am Michael-Pritzl-Weg/Allermöher Randfleet. Sie habe „keine Erschließungsaufgaben“ und nur eine „geringe Relevanz“.

Infoabend für Neuallermöher am 20. Februar

Über die Zukunft aller Brücken soll aber zunächst mit den Menschen in Neuallermöhe gesprochen werden: Für Montag. 20. Februar, 18 Uhr, ist im Bürgerhaus Allermöhe am Ebner-Eschenbach-Weg ein Infoabend geplant. Auch die Bezirkspolitiker sehen noch einigen Gesprächsbedarf.

„Es ist um jede Brücke schade, die nicht erneuert wird“, meinte nicht nur Anke Bendt-Soetedjo (Grüne), die selbst in Neuallermöhe wohnt. Gerade in Coronazeiten hätten viele Brücken als Spazierwege eine große Bedeutung gehabt. Konkret meldete sie bei der Brücke am Michael-Pritzl-Weg Gesprächsbedarf an, die würde sie für „noch notwendig halten“. Andere könnten vielleicht wirklich entfallen.

Immerhin gibt es auch gute Nachrichten: 16 Fußgängerbrücken in Neuallermöhe sollen bis 2025 saniert werden, fünf in diesem Jahr, sechs in 2024 und fünf in 2025. LSBG-Planer Thomas Hansen: „Wir sind zuversichtlich, dass wir hier in den nächsten Jahren ordentlich Gas geben können.“

Diese Fußgängerbrücken werden von 2023 bis 2025 in Neuallermöhe saniert:

  • 2023: Südlich Anita-Ree-Straße/AllermöherHauptfleet; Südl. Anna-von-Gierke-Ring/AllermöherRandfleet; Anna-von-Gierke-Ring/AllermöherHauptfleet; Südl. AllermöherSee/AllermöherRandfleet; Margarete-Mrosek-Bogen/Reiherfleet.
  • 2024: Wöhlebogen/Fährbuernfleet; Nördl. Anita-Ree-Straße/AllermöherHauptfleet; Ottilie-Baader-Straße/Fährbuernfleet, Allermöher-Bahnfleet/Von-Moltke-Bogen; Allermöher-Bahnfleet/südl. Parkplatz EKZ; Konrad-Veix-Stieg/Fährbuernfleet.
  • 2025: Hackmannbogen/Landscheidefleet; Nördl. Allermöher See/Fährbuernfleet; Ernst-Tichauer-Weg/Fährbuernfleet; Südl. Schule/Fährbuernfleet; Curt-Bär-Weg 66/Reiherfleet.