Hamburg. CDU-Politiker ist Vereinsvorsitzender von Sicheres Wasser. Sein Vorgänger erhebt schwere Vorwürfe. Waren Badestellen oft ohne Aufsicht?
Auf seiner Homepage begrüßt der Verein Sicheres Wasser (SiWa) noch den Start in die neue Badesaison in Bergedorf. Dass ab November wieder neue Rettungsschwimmer im Reinbeker Freizeitbad ausgebildet werden (die Bahnen sind schon fest gebucht), wird hier nicht angekündigt. „Da ist einiges im Argen und nicht aktuell.
Nicht erst, seitdem der Vize und die Kassenwartin zurückgetreten sind“, meint Helge von Appen. Er hatte dem Verein von 2006 bis 2021 vorgestanden – und ist wenig glücklich mit der Arbeit seines Nachfolgers Dennis Gladiator: „Ich bin tief enttäuscht, da wird vieles nicht gut organisiert. Dabei ist es doch unsere wichtige Aufgabe, im Notfall Leben zu retten.“
Badeseen: Rettungsschwimmer waren oft nicht im Einsatz
Deshalb ärgere er sich vor allem über zu wenige Badeaufsichten am Allermöher See in der vergangenen Saison: „Früher hatten wir eine Besetzung von 92 Prozent, dieses Jahr waren es unter 50 Prozent, also gerade mal die Hälfte von 56 Wachtagen“, meint von Appen, dem seine ehemalige Stellvertreterin Monika Retzlaff zur Seite springt: „Die Badelagune in Müssen ist völlig vergessen worden, da gab es bloß am ersten Mai-Wochenende eine Aufsicht“, ist sie verwundert, denn „Rettungsschwimmer hatten wir ja genügend, auch weil das Sommerbad Altengamme dicht blieb“.
Das alles mag Dennis Gladiator so nicht stehenlassen, zumal er sich wundert, woher diese „relativ falschen“ Zahlen kommen. Schließlich habe er selbst die Statistik noch gar nicht komplett ausgewertet: „Aber wir haben deutlich mehr Dienste gemacht als im Corona-Vorjahr. Bloß in den letzten Ferientagen sind ein paar ausgefallen, da auch unsere Mittel aufgebraucht waren“, meint der CDU-Politiker.
Dennis Gladiator: Geld vom Bezirksamt reicht nicht bis Saisonende
Sämtliche Ausfälle würde er immer auch dem Bezirksamt melden, das schließlich 23.000 Euro für die Badeaufsicht bereitstellt. Das würde indes nicht immer reichen, so der SiWa-Vorsitzende: „In Neuallermöhe hätten wir gern zwei Staffeln vor Ort, also acht Leute. Da wird es manchmal knapp, wenn die Übungsleiterpauschale bei 9 Euro beginnt.“
Bei jedem Wetter wollen die Rettungsschwimmer am Allermöher Badesee im Einsatz sein – nach festem Plan: sonnabends und sonntags von 14 bis 19 Uhr und in den Sommerferien täglich von 14 bis 19 Uhr. In Müssen jedoch gelte eine andere Vereinbarung: „Da sind wir nur bei gutem Wetter, aber es waren definitiv mehr als nur ein Einsatz“, sagt Gladiator, der überdies den Rettungsschwimmern dankt: „Sie haben tolle Arbeit geleistet. Und das war eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass der Verein noch 2021 kurz vor der Auflösung stand.“
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Neuwahlen im Winter angekündigt
Hier spielt Helge von Appen den Ball allerdings wieder zurück: „Ich selbst habe die 18 neuen Rettungsschwimmer in Reinbek ausgebildet. Dass es so viele waren, sind die Früchte jahrelanger erfolgreicher Vereinsarbeit.“ Außerdem habe er für seinen Einsatz bisher lediglich das Fahrgeld erhalten: „Da stehen noch 400 Euro aus, das mache ich ja nicht rein ehrenamtlich.“ Er weiß: Da das Geld vom Bezirksamt nicht für die Ausbildung gedacht sei, werde diese meist aus Spendengeldern bezahlt.
Finanzielle und organisatorische Probleme sollen möglichst bald gelöst werden: „Noch im Winter wird es Neuwahlen geben“, kündigt Dennis Gladiator an, der wieder eine Stellvertretung und einen Kassenwart braucht – die beiden seien übrigens aus persönlichen Gründen zurückgetreten, nicht wegen Unstimmigkeiten.
Denn der Anspruch des Vereins in Bergedorf hat sich wohl nicht verändert: „Wir wollen die besten Rettungsschwimmer und Einsatzkräfte haben“, heißt es im Leitbild – und weiter: „SiWa will jederzeit erster und kompetenter Ansprechpartner sowie ein Vorbild in Sachen Wasser- und Eisrettung sowie im Sanitätsdienst sein und bleiben.“