Ochsenwerder/Moorfleet. 44-Jährige hat den Polizeiposten Ochsenwerder/Moorfleet übernommen. Was ihr neues Revier von der Davidwache unterscheidet.

Wenn Kirsten Falinski am Morgen in ihr Revier einfährt und die Sonne gerade über der Regattastrecke auf der Dove-Elbe aufgeht, dann hält die Kommissarin mit ihrem Streifenwagen schon mal an, um diesen Anblick mit ihrem Handy im Foto festzuhalten. „Das ist immer wieder ein wunderschönes Bild“, schwärmt die 44-Jährige. Doch nicht nur am Wasser – auch im Rest von ihrem neuen Revier, zu dem Moorfleet und die Justizvollzugsanstalt Billwerder ebenso zählen wie Ochsenwerder, fühlt die Kommissarin sich rundum wohl. „Ich bin angekommen und absolut zufrieden“, sagt Kirsten Falinski.

Seit April ist sie hier der neue „Dorfsheriff“ nachdem Hauptkommissar Knuth Witt nach 43 Dienstjahren, davon gut elf Jahre als Polizeiposten, in den Ruhestand verabschiedet worden war. Doch auch wenn ihre Dienstzeit offiziell erst vor wenigen Wochen begonnen hat, kennt Kirsten Falinski sich bereits bestens aus in ihrem Revier. Denn um sich möglichst schnell einzuleben, habe ihr Vorgänger den Grundstein gelegt und sie 2022 beispielsweise auch zum Schützenfest in Ochsenwerder oder Laternenumzügen mitgenommen. „Das hat Knuth wirklich toll gemacht“, sagt Kirsten Falinski.

Davidwache auf dem Kiez war viele Jahre ihre Dienststelle

Im September 2021 hatte sie bereits für eine Woche bei Polizeiposten Witt hospitiert und dabei erstmals das Revier und die damit verbundenen Einsätze kennengelernt. Schnell habe sich die Überzeugung verfestigt, dass das eine Aufgabe für sie sein könnte. Die Entscheidung hat sie bisher keinen Tag bereut: Kirsten Falinski fühlt sich wohl in ihrer neuen Rolle – und das merkt man ihr auch an. „Ich bin dankbar, dass ich das machen darf“, sagt die Kommissarin.

Und auch ihr Mann, ebenfalls Polizist, ist froh, dass seine Frau nun auf dem Land unterwegs ist statt auf dem Kiez. Denn neben der berittenen Polizei, wo Kirsten Falinski hoch zu Ross in der Innenstadt patrouillierte und deeskalierend zwischen pöbelnden Fußballfans unterwegs war, war die Davidwache an der Reeperbahn viele Jahre ihre Dienststelle. Das habe ihr auch sehr gut gefallen, betont die Kommissarin. Doch jetzt sei ihre Arbeit abwechslungsreicher und die Aufgaben vielfältiger als auf St. Pauli. Denn auf der sündigen Feiermeile bestimmten Delikte wie Raub, Körperverletzung oder Ladendiebstahl das Einsatzgeschehen. Als Dorfsheriff nimmt sie Verkehrsunfälle auf, begleitet große Veranstaltungen wie Osterfeuer oder Triathlon, fährt Streife und ermittelt nach Einbrüchen oder wenn sich ein Betrüger am Telefon als falscher Polizeibeamter ausgegeben hat.

Mit Nachbarn grillen statt feiern auf der Reeperbahn

Vor allem genießt sie es, Wertschätzung für ihre Arbeit zu erfahren. Das war sie bisher nicht gewohnt, war die Polizei bei Einsätzen auf St. Pauli doch häufig eher ein ungern gesehener Gast. „Hier freuen sich die Leute, dass ich da bin und winken freundlich, wenn ich mit dem Streifenwagen vorbeifahre. Das ist echt toll und macht wirklich Spaß“, sagt die 44-Jährige, die auch gern mal für einen Schnack zu haben ist. Aufgewachsen im nordfriesischen Husum sei sie eben auch ein „Plattsnacker“.

Gesellig ist sie auch nach Feierabend. Doch auch wenn sie beruflich dort nicht mehr tätig ist, muss es nicht die Reeperbahn sein. „Nein danke. Das Bedürfnis hatte ich nie und habe es bis heute nicht“, sagt Kirsten Falinski. Viel lieber gehts nach nebenan, „auf die Terrasse der Nachbarn zum Grillen“, sagt Kirsten Falinski, die mit ihrem Mann, Sohn (14) und Tochter (7) in Georgswerder wohnt. Sich langfristig auch mal in ihrem Einsatzgebiet niederzulassen schließt die Kommissarin nicht aus, es habe aber keine Priorität, erklärt die 44-Jährige.

Ehemalige Feuerwache am Allermöher Deich soll Polizeiposten werden

Zum Team vom Bergedorfer Polizeikommissariat (PK 43) gehört sie seit Sommer 2022 und hat seitdem auch den wohl schlimmsten Einsatz ihrer Polizeilaufbahn erleben müssen, als vor der Flüchtlingsunterkunft am Curslacker Neuen Deich ein 18 Monate alter Junge überfahren und tödlich verletzt wurde. „Das hat mich wirklich sehr mitgenommen“, sagt die Kommissarin.

Seit Anfang des Jahres – zunächst parallel mit Knuth Witt und nun allein - ist Kirsten Falinski in Ochsenwerder und Moorfleet unterwegs. Noch ist sie ein „reisender Posten“: Da sie noch kein festes Büro hat, fährt sie zu den Menschen, bespricht ihre Anliegen bei ihnen zu Hause. Perspektivisch soll ihr Schreibtisch am Allermöher Deich 111 stehen, wo die ehemalige Feuerwache der FF Allermöhe-Billwerder zum Polizeiposten werden soll. Neben Kirsten Falinski soll auch Oliver Wiebcke, seit 2018 als Dorfsheriff zuständig für Allermöhe, Billwerder und Reitbrook, dort untergebracht werden.

Die polizeiliche Planung sei bereits abgeschlossen, erklärt Curt Wenzel, Leiter Prävention und Präsenz im PK 43. Die weitere Bearbeitung liege in der Verwaltungsbehörde. „Von einem finalen, positiven Abschluss für die Polizei Bergedorf ist nach hiesigem Sachstand auszugehen“, sagt Curt Wenzel.