Moorfleet. Wie soll sich Moorfleet entwickeln? Blaue und grüne Varianten stehen als „Schlüsselprojekte“ zur Wahl.
Eine belebte Steganlage im schiffbarem Holzhafen, das Ufer bietet Platz für Vereine, kleines Gewerbe und Wohnraum, ein kleines Hotel am Moorfleeter Deich und mehr Platz zum Wohnen im historischen Ortskern rund um die Kirche St. Nikolai: So könnte sich Moorfleet in der Zukunft entwickeln. Zumindest dann, wenn den Ideen gefolgt wird, die in der Stadtwerkstatt Moorfleet entwickelt wurden.
Die ist nun nach fast drei Jahren formal abgeschlossen. Im Stadtentwicklungsausschuss der Bergedorfer Bezirksversammlung wurden am Mittwochabend die finalen Ergebnisse präsentiert – und damit fast zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Denn eigentlich sollte der Prozess bereits im April 2020 abgeschlossen werden. Doch die Pandemie brachte den Zeitplan gehörig durcheinander, wie auch Thomas Wilken vom mit der Moderation beauftragten Büro „Kontor 21“ resümierte.
Moorfleet soll als attraktiver Standort am Wasser gestärkt werden
Grundidee, die der Stadtwerkstatt zugrunde lag: Moorfleet soll als attraktiver Standort für Wohnen und nicht störendes Gewerbe am Wasser gestärkt werden. Beim Auftakt im Mai 2019 in der Kirche waren etwa 250 Teilnehmer dabei. Darauf folgten drei weitere Runden im kleineren Kreis. Unter den etwa 40 Personen waren Vertreter aus der Politik, Planer, Behörden sowie Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Einzelpersonen aus Moorfleet.
Dabei wurden zwei Varianten herausgearbeitet, wobei das „Blaue Moorfleet“ mit einem belebten Holzhafen bevorzugt wird. Das würde allerdings eine Ausbaggerung des Areals voraussetzen. Sollte dies aufgrund hoher Kosten nicht realisierbar sein, könnte das „Grüne Moorfleet“ zum Tragen kommen, was eine Verlagerung der Hafenanlagen an die Nordspitze am Moorfleeter Deich vorsehen würde.
Eine Verbindungsstraße soll die schmalen Deichstraßen entlasten
Ob blau oder grün – beide Varianten sehen als „Schlüsselprojekte“ eine Verbindungsstraße durch die Moorfleeter Wanne sowie ein kleines Gewerbegebiet für Moorfleeter Betriebe entlang der Andreas-Meyer-Straße vor, um die schmalen Deichstraßen und das Dorf vom Schwerlastverkehr zu entlasten.
Doch vor allem diese beiden „Schlüsselprojekte“ werden von Anwohnern kontrovers diskutiert, fürchten zudem einige Moorfleeter, dass sich ihr Dorf zu einer „zweiten HafenCity“ entwickeln könnte. Letztlich konnte daher keine der beiden Varianten vollends überzeugen. Auch deshalb kam es im November 2021 im Kulturheim am Mittleren Landweg zum Schlichtungsgespräch mit Vertretern aus dem Bezirksamt, Moorfleet, Politik und Planungsbüros, um die Stadtwerkstatt abzuschließen.
Es müssen Impulse folgen: „Ab hier übernimmt die Politik.“
Das bedeutet aber nicht, dass die darin entwickelten Ideen nun sukzessiv abgearbeitet werden: „Es ist kein Entwicklungskonzept, sondern eine rahmengebende Zukunftsperspektive“, betont Stadtplaner Axel Schneede aus dem Bergedorfer Bezirksamt. Allerdings stellt Stefan Röhr-Kramer vom beauftragten Büro WRS Architekten und Planer ganz klar fest: „Moorfleet wird sich entwickeln. Die Frage ist nicht ,ob’, sondern ,wie’.“ Wenn die Zukunft mitgestaltet werden will, müssten nun Impulse folgen. Das liege aber nicht mehr in Hand der Planer: „Ab hier übernimmt die Politik“, betont Stefan Röhr-Kramer.
Das will die Politik nun auf den Weg bringen: Der Stadtentwicklungsausschuss beschloss mehrheitlich, dass künftig bei Planungen und Projekten auf die Ergebnisse zurückzugreifen ist. Als „Dreh- und Angelpunkt“ erkennt Ernst Heilmann (Die Linke) eine Verlagerung der Firma „Schlüter & Maack“. Eine gute Lösung mit der Firma an einem anderen Standort zu finden, sei aus seiner Sicht die Voraussetzung für eine zukünftige Entwicklung. Jörg Froh (CDU) lobte „das gute Ergebnis für Moorfleet“ und kündigte an, interfraktionelle Anträge stellen zu wollen, um einzelne Punkte des Konzepts voranzutreiben. Stephan Meyns (FDP) hält das ebenso für einen guten Weg. Gemeinsam mit SPD und Grünen hatte seine Fraktion im vergangenen Sommer in der Bezirksversammlung bereits einen Antrag auf den Weg gebracht, um den Holzhafen durch eine Fahrrinne selbst bei Ebbe erreichbar zu machen.